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Der vom Riedlinger Conrad Graf gebaute Hammerflügel war Ludwig van Beethovens letzter Flügel, den das Musikgenie von 1826 bis zu seinem Tod im Jahr 1827 bespielte. Fotos: Benjamin Fuchs

Riedlingen/Bonn – Im Herzen der ehemaligen Bundeshauptstadt liegt die Bonngasse 20. Besser bekannt ist das rosafarbene Reihenhaus aus kurfürstlicher Zeit als Geburtshaus von Ludwig van Beethoven. 22 Jahre lang lebte und wirkte der weltweit berühmte Pianist und Komponist in der Stadt am Rhein, bevor es ihn zum Studieren und Arbeiten in die Donaustadt Wien zog.

Heutzutage verbirgt sich hinter der eher schlichten Steinfassade eines der „meistbesuchten Musikermuseen der Welt“ sowie eine der „100 beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland“, wie die offizielle Website des Beethoven-Hauses schreibt. Erst 2019 wurde das Museum um eine neue Dauerstellung räumlich erweitert. Nun bietet es zahlreiche Exponate in engem Zusammenhang mit dem deutschen Komponisten oder gar aus seinem Privatbesitz: Von mehreren seiner Violinen über Autographen bis hin zu den bekannten Hörrohren, die Beethoven wegen seines Gehörleidens schon ab dem 30. Lebensjahr gezwungen war zu nutzen. Zu Recht ist also von einer „erlebnisorientierten und emotionalen Begegnung mit dem Künstler und Menschen Beethoven“ die Rede. So zählt das mehrstöckige Beethoven-Haus mitten in der belebten Bonner Innenstadt jährlich über 100.000 Besucher.

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Ein ganz bestimmtes Ausstellungsstück wird keinem Besucher und keiner Besucherin entgehen: der Hammerflügel. Abgesehen von einer Glasscheibe über der Klaviatur zeugt erst einmal nichts von dem ungeheuren Wert des Instruments. Auch eine Schönheit ist der braune Flügel nicht unbedingt, das kantige Design und die Mischung aus Fichten- und Eichenholz mit Mahagoni furniert wirken eher zweckmäßig und zurückhaltend. Mehrere Informationstafeln in dem Ausstellungsraum lüften schließlich das Geheimnis. Es war Ludwig van Beethovens letzter Flügel, den das Musikgenie von 1826 bis zu seinem Tod im Jahr 1827 bespielte. Eine Plakette ziert gut sichtbar das Holz oberhalb der Tasten: „CONRAD GRAF – kaiserl: kön: Hof-Fortepianomacher – WIEN“.

Wer bei diesem Namen nicht sofort stutzig wird: Der Namensgeber der Conrad Graf-Musikschule in Riedlingen ist ein Sohn der Stadt an der Donau. 1782 wird Conrad Graf in Riedlingen geboren, wo er als Halbwaise aufwächst und zunächst den Beruf des Tischlers erlernt. Im Jahr 1799 zieht der

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Hinter der schlichten Fassade verbirgt sich eines der meistbesuchten Musikermuseen der Welt. 

Oberschwabe nach Wien, wo er erst als Geselle des Klaviermachers Jacob Schelkle arbeitet und nach dessen Tod den Betrieb übernimmt. Grafs Fabrik wird in den Folgejahren immer renommierter, zeitgenössische Quellen beschreiben sie als „die größte und renommirteste Wiens und des Kaiserthums“. So spielen und komponieren unter anderem weltbekannte Musiker wie Frédéric Chopin, Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy, Clara Schumann und Johannes Brahms auf Grafs Klavieren – und eben auch Ludwig van Beethoven. Ursprünglich hatte dieser den Flügel nur für die Dauer der Reparatur seines Broadwood-Flügels von Graf überlassen bekommen. In Absprache mit Graf erhielt er ihn dann aber auf Lebenszeit – Beethoven musste den Flügel sehr gemocht haben.

Leider bedeutete „auf Lebenszeit“ in diesem Fall nur noch ein Jahr. Man möchte sich kaum ausmalen, wie viele weltbekannte Stücke der Musiker ansonsten noch auf dem Hammerflügel komponiert hätte. Dass Beethoven zu den überragenden Komponisten der Musikgeschichte zählt, ist unbestritten. In Bezug auf den ebenso wichtigen Bau der Instrumente gebührt dem Riedlinger Conrad Graf ebenfalls einen Platz im Olymp der Klänge. Dank ihm ist Riedlingen mit Beethoven verbunden – und ein kleiner Teil einer großen Musikgeschichte.

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Unser Autor Benjamin Fuchs ist 2005 in Tübingen geboren und seit 2011 wohnhaft in Oberschwaben. Derzeit bereitet er sich am Kreisgymnasium Riedlingen mit den Leistungskursen Deutsch, Geschichte und Englisch auf das Abitur vor. Im vergangenen Jahr nahm er am Projekt „Jugend schreibt“ der FAZ teil. Sein Artikel zum Kloster Heiligkreuztal wurde dort im 15. Mai 2023 veröffentlicht. Zudem schreibt er Texte für KGR-Homepage und KGR-Schulheft und nahm an einem Wettbewerb der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung statt. 

Autor: Benjamin Fuchs



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