Skip to main content
Die Verwendung nachhaltiger und klimafreundlicher Baustoffe spielt beim Hausbau zunehmend eine tragende Rolle. Foto: Pixabay

Durch den zu erwartenden CO₂-Preis im Bausektor wird Bauen teurer werden, wenn es nicht rechtzeitig gelingt, mehr wiederverwendbare Produkte zu verwenden. Wobei wiederverwendbar nicht automatisch CO₂-freundlich ist. Wichtig ist, wo der Baustoff herkommt und wie er transportiert wird. 

Es gilt Gebäude zu bauen, die für ihren Betrieb möglichst wenig oder keine Energie benötigen, die keine schädlichen Emissionen abgeben und deren Materialien sich wiederverwerten lassen. Laut eines Berichtes der UN aus dem Jahr 2022 ist der Bausektor verantwortlich für rund 37 Prozent aller globalen CO₂-Emissionen. Es gilt also, bei der Gewinnung und Produktion von Baumaterialien sowie bei Bau und Betrieb von Gebäuden, so wenig wie möglich Kohlenstoffdioxid freizusetzen. Der Begriff Dekarbonisierung bezeichnet diese Umstellung von Handlungen und Herstellungsprozessen mit dem Ziel, den CO₂-Ausstoß deutlich zu reduzieren. In der Bauindustrie lassen sich Kohlendioxid-Emissionen auf mehreren Ebenen und in unterschiedlichen Maßstäben senken. 

ANZEIGE

Mit unverbindlichen Attributen wie „nachhaltig“, „klimafreundlich“ oder „mit einem Anteil recycelter Fischernetze gefertigt“, traut sich beim Hausbau kaum jemand mehr auf den Markt. Stattdessen zählen harte Fakten, vor allem die Verringerung des CO₂-Ausstoßes bei der Produktion. Er ist besonders bei mineralischen Baustoffen und beim Stahl bisher immens. Hersteller entwickeln längst Lösungen von Beton-Recycling über wasserstoffbefeuerte Hochöfen bis CO₂-Abscheidung, auch weil sie keine andere Wahl haben. Wird der CO₂-Preis wie geplant in den kommenden Jahren auf den Bausektor ausgeweitet, verteuern sich Produkte mit schlechter Klimabilanz so sehr, dass sie auf dem Markt keine Chance mehr haben. 

Der Bundestag hat noch vor Weihnachten den CO₂-Preis von 30 auf 45 Euro pro Tonne angehoben, wodurch sich die Kosten für Sprit, Gas und Heizöl erhöhen dürften. Damit setzte der Bundestag den ersten Teil des großen Haushaltspakets der Ampel-Regierung um. Zwar wollte  die Ampel wegen der hohen Energiepreise zum Jahreswechsel den CO₂-Preis nur auf 40 Euro erhöhen, doch nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November wird sich das ändern. Die Einnahmen aus dem CO₂-Preis fließen in den Klima- und Transformationsfonds. Nun fehlen hier 60 Milliarden Euro an Kreditermächtigungen für die kommenden Jahre. Verbraucher müssen zum Jahreswechsel mit steigenden Sprit-, Öl- und Gaspreisen rechnen. 

ANZEIGE

Material im Stoffkreislauf halten

Mit dem CO₂-Preis will die Bundesregierung dem Ausstoß von klimaschädlichen Gasen ein Preisschild geben. Der Preis auf CO₂ soll langfristig die Dinge teurer machen, für die fossile Energien wie Gas und Öl verbraucht werden. Fällt der CO₂-Preis auch auf dem Bausektor an, steigen beim Bauen die Preise. Viele Unternehmen setzen nicht nur aus Kostengründen jetzt schon auf zirkuläre, also weitgehend wiederverwertbare Produkte, sondern auch, um die Abhängigkeit von Rohstoffen aus dem Ausland zu verringern, indem man Materialien vor Ort im Stoffkreislauf hält. 

An der Hochschule Biberach (HBC) legt die Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement hier einen Schwerpunkt und sucht in der interdisziplinären Zusammenarbeit neue Lösungen. Einer der Experten ist Dr.-Ing. Hannes Schwarzwälder, Professor für Digitalisierung im Bauwesen. Gemeinsam mit Kollegen hat er das Institut für innovatives Bauen und Projektmanagement (IBP) gegründet.  

ANZEIGE

Übergeordnete Aufgabe des IBP ist das experimentelle Erforschen neuartiger Verfahren. Neben der Dekarbonisierung geht es unter anderem um die Steigerung der Produktivität. Prof. Schwarzwälder nennt Beispiele: „In der Zukunft muss Wohn- und Arbeitsraum bezahlbar sein, damit die gesellschaftliche Diversität sichergestellt ist.“ Dafür sei es essenziell, die Prozesse zu analysieren und anzupassen, etwa die Schnittstellen zwischen industrieller Standardisierung und Individualisierung, die Reduktion von Abfällen bzw. die Wiederverwendung von Materialien. Gleichzeitig nehme die Komplexität von Produktion und Bauwerkserrichtung zu, so der wissenschaftliche Leiter des IBP. Doch Schwarzwälder ist  sicher: „Die Lösungen liegen auf der Straße, wir müssen sie zusammenführen und in die Anwendung bringen.“

Und auch das ist ein Anliegen der Hochschule Biberach: der Wissenstransfer in die eigene Lehre – und die praktische Umsetzung in den Unternehmen und Betrieben. „Die Fachkräfte von morgen müssen in der Lage sein, die Transformation der Branche zu begleiten – in der Planung ebenso wie auf der Baustelle“, sagt Schwarzwälder. Deshalb sei die Vernetzung mit regionalen Unternehmen, Verbänden, Kompetenzzentren und anderen Akteuren so wichtig. Dass die Studierenden der HBC von dieser Herangehensweise unmittelbar profitieren, ist für den Professor keine Frage: „Was wir an neuen Erkenntnissen gewinnen, geben wir direkt über die Lehre an die Studierenden weiter.“

Verwerten statt neu produzieren

Weltweit braucht die Bauwirtschaft derzeit rund 33 Milliarden Tonnen Beton. Statt ihn neu zu produzieren könnte auch Abrissmarerial stärker genutzt werden. Bodenaushub gehört laut Statistischem Bundesamt mit 130 Millionen Tonnen pro Jahr zusammen mit 89 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfällen mengenmäßig zu den die dominierenden Abfallarten in Deutschland. Dabei ermöglicht das im Asphaltaufbruch beziehungsweise Asphaltfräsgut vorhandene Altbitumen die Einsparung von neuem Bitumen und damit potenziell erheblicher Energiemengen. Bei Abfällen der mineralisch gebundenen Baustoffe Beton, Kalksandstein und Porenbeton hingegen zeigen Untersuchungen zurzeit jedoch kaum Energieeinsparungen, die sich aus den Baustoffeigenschaften oder dem Ablauf der Herstellung ergeben. Möglich sind laut Experten Energieeinsparungen jedoch bei Ziegelabfällen und Mauerwerksbruch gegenüber den Primärbaustoffen, wenn man sie in thermischen Prozessen verwertet. Beispiele sind ein teilweiser Rohstoffersatz bei der Ziegelherstellung oder die Herstellung von leichten Gesteinskörnungen unter Verwendung von Mauerwerksbruch anstelle von Ton. Die gängigsten Baustoffe, die nach einer erfolgten DIN-Prüfung erneut verwendet werden können, sind etwa Stahlbauteile, Mauer- und Pflastersteine, Vollholz, PVC und fertige Bauteile wie Treppen, Fenster und Türen.

Autorin: Andrea Reck



NEUESTE BLIX-BEITRÄGE

Editorial BLIX Oktober 2024

Liebe Leserinnen, liebe Leser, nach einem schönen Sommer noch einen schönen Herbst, das wär’s! Noch können wir uns darauf freuen. Aber egal, was das Wetter macht, es ist auf jeden Fall viel los in dieser Jahreszeit, davon können Sie sich wieder einmal in BLIX überzeugen. 

„Ganz tief in die Hölle“

Bad Wurzach – Schon 2011 hat das Veterinäramt die Tiere abgeholt. Spätestens da war der Hof pleite. Doch Alois lässt sich nicht vertreiben. Bei seinen Reichsbürgerfreunden gilt er als Held. Besuch bei einem Bauern, der keiner mehr ist.

Die Mischung macht’s

Galmutshöfen – Der Artikel über Bauer Alois und sein Treiben erschien zuerst in der Stuttgarter Zeitung am 9. September auf der Seite Drei. Dass der Reporter Eberhard Wein den Weg von Stuttgart in die oberschwäbische Einöde fand, dafür sorgte der Fotojournalist Andreas Reiner, der den Bauer Alois ausfindig gemacht hatte. Der bei Warthausen lebende Fotograf ist kein Unbekannter, er machte mit seinen Projekten und Reportagen wiederholt bundesweit auf sich aufmerksam. So auch mit seinen Fotos üb…

Krawall-Fälle vor Gericht

Biberach – Das Biberacher Amtsgericht verhandelt ab November über die gewaltsamen Proteste am 14. Februar, die zur Absage des Politischen Aschermittwochs der Grünen geführt hatten. Damals wurden mehrere Polizisten verletzt, die Seitenscheibe eines Begleitfahrzeugs von Cem Özdemir wurde zertrümmert. Verhandelt wird am ersten Tag am 12. November laut Amtsgericht vor allem wegen des Vorwurfs der Begehung eines Landfriedensbruchs. Es gibt noch weitere Tatvorwürfe. 

Leserbriefe

Auch für den Monat Oktober erreichten uns wieder zahlreiche Zuschriften.

„Es wird schon schiefgehen“

Biberach – Die Biberacher Filmfestspiele sind immer für Überraschungen gut – auch in diesem Jahr. „Das wirklich Neue ist der künstlerische Leiter und das Team“, erklärt der neue Intendant der Filmfestspiele Douglas Wolfsperger im Gespräch mit BLIX. Der Regisseur und Dokumentarfilmer (Die Blutritter) beendet die Vakanz der Intendanz, nachdem Nathalie Arnegger nach nur zwei Jahren ihr Engagement in der Biberstadt beendet hatte. Woraufhin auch der alte Vereinsvorstand um Tobias Meinhold demissio…

„Kreativität lässt sich nicht aufhalten“

Ravensburg / Weingarten – Der Steckbrief lautet: Filmtage Oberschwaben in Ravensburg und Weingarten vom 10. bis 13. Oktober; 4 Tage, 4 Kinosäle, 35 Filme, 45 Vorstellungen, über 50 Filmschaffende! Helga Reichert und Adrian Kutter laden dazu ein, und BLIX sprach mit der Intendantin der Filmtage Helga Reichert über das bevorstehende Festival.

Ausflug in die Geschichte

Berchtesgaden – Reisen bildet. Ganz besonders, wenn man seine Wanderungen und Radtouren rund um Berchtesgaden mit einem Besuch des NS-Dokumentationszentrums Obersalzberg und dem nahe gelegenen Kehlsteinhaus verbindet.  

Oase der Regeneration

„Valle Maira“ – „Walle was? Valle Maria?“ – „Nein. Valle Maíra. Das liegt im Piemont, Grenzregion zu Frankreich. Geheimtipp für Wanderer und Bergfreunde. Lass uns da mal hingehen.“ Es war vor fast einem Jahr, als mein Freund und Bergkamerad Kalle mir diesen Vorschlag machte. Und dieses Jahr sind wir also hin: 8 Wandertage im Valle Maira.

Omas und Opas sind die Besten

Biberach – Der Appell galt allen. Nach längerer Pause rief Fridays for Future am 20. September zum bundesweiten „Klimastreik“ auf. Es sollte demonstriert werden, dass es sie noch gibt: die Klimakrise und dass die Schülerinnen und Schüler, die Jungen und die Alten für den Klimaschutz weiterhin auf die Straße gehen. Auch in Ravensburg, Ulm und Biberach fanden Demos statt. In Biberach versammelten sich nach Auskunft der Veranstalter 130 TeilnehmerInnen auf dem Marktplatz, 150 waren angemeldet, e…

Ziel: lebendige Gemeinschaft

Biberach – Bezahlbaren Wohnraum zu mieten oder zu kaufen ist nicht nur in Ballungsräumen schwierig. Sind Genossenschaften, die kei­ne überhöhten Gewinne erwirtschaften wollen, eine Lösung? 

Wichtig für die Energiewende

Biberach – Auch die Teilnehmerliste zeigte, dass es sich bei dem Thema „Geothermie“ um ein regionales Thema handelt. Aus den drei Kreisen Biberach, Ravensburg, Sigmaringen waren kommunale VertreterInnen an die Hochschule Biberach gekommen, um sich gemeinsam mit dem Staatssekretär Dr. Andre Baumann vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft über Potenziale der Geothermie in Oberschwaben informieren zu lassen und über deren Entwicklung zu diskutieren. Ein Fazit: Die Zeit drängt, es…

Lesen bringt’s

Biberach – Die Lesekompetenz deutscher Schülerinnen und Schüler sinkt. Zum Glück gibt es engagierte Fachleute wie Corona Eggert von der Stadtbücherei Biberach, die kreativ dagegen halten.

Lernort Moor

Bad Buchau – Wie sieht ein typisches Moor aus? Und was hat es mit dem Treibhausgas Kohlendioxid zu tun? Wie wichtig Moore für den Klimaschutz sind, lässt sich auf einer Führung des NABU-Naturschutzzentrums Federsee sehr kurzweilig lernen.   

Tagungshaus der Diözese schließt

Weingarten – Nach 51 Jahren mit zahlreichen Symposien, prominenten Gästen und an christlicher Bildung interessierten Bürgerinnen und Bürgern hat die Kirchenleitung jüngst entschieden: Das Tagungshaus der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten wird zum Ende des Jahres schließen. Grund dafür ist laut einem Newsletter der Akademie und einer Pressemitteilung der Diözese die wirtschaftlich angespannte Situation. 13 Mitarbeitende verlieren ihre Arbeitsstelle, die Standortleiterin b…

ANZEIGEN

BLIX-NEWSLETTER

VERANSTALTUNGEN

ALLGÄU-OBERSCHWABEN

Bad Saulgau – Der Anhänger eines Tiertransports ist am Montagnachmittag (21.10.) beim Abbiegen von der Kreisstraße au…
Bad Waldsee – Am Sonntag, 27. Oktober, findet der 13. Waldseer Braunviehtag in der Versteigerungshalle Bad Waldsee st…
Bad Wurzach (rei) – Der gemeinnützige Verein Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e. V. trifft sich am heutigen Mo…
Wangen – Jede achte Frau in Deutschland erhält im Laufe ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs, damit ist die Krankheit…
Aulendorf – Die Deutsche Bahn startet am 25. Oktober mit umfangreichen Arbeiten zur Wiederherstellung der Bahnstrecke…