Biberach – Der Appell galt allen. Nach längerer Pause rief Fridays for Future am 20. September zum bundesweiten „Klimastreik“ auf. Es sollte demonstriert werden, dass es sie noch gibt: die Klimakrise und dass die Schülerinnen und Schüler, die Jungen und die Alten für den Klimaschutz weiterhin auf die Straße gehen. Auch in Ravensburg, Ulm und Biberach fanden Demos statt. In Biberach versammelten sich nach Auskunft der Veranstalter 130 TeilnehmerInnen auf dem Marktplatz, 150 waren angemeldet, erklärte Carolin Schäfer (21) vom Orgateam.
Ein Blick in die überschaubare Runde, die sich bei herrlichem Herbstwetter auf dem Biberacher Marktplatz versammelt hatte, genügte, um festzustellen, das Durchschnittsalter ist Ü60. Das Dutzend Junge verschwand zwischen den grauen Köpfen. Der 16-jährigen Elise Kazmaier folgte als Redner der 70-jährige Roland Roth. Die Schülerin forderte “das Ende aller fossilen Investitionen”, während der Wetterexperte aus Bad Schussenried drastisch beschrieb, wie weit der Klimawandel schon fortgeschritten ist, nicht irgendwo, sondern hier. Generationsübergreifend einig waren sich die Schülerin und der pensionierte Lehrer, dass es bei weitem nicht genügt, was getan wird, um das Schlimmste zu verhindern. Dazu bedarf es einer anderen Politik, auch darüber herrschte Einigkeit, und es bedarf der Menschen, die die Politik herausfordern. Doch wo sind die Jungen geblieben, um deren Zukunft es geht?
Während sich die Demo durch die Stadt bewegt, erklärt mir die Architekturstudentin Carolin Schäfer, zuständig für die Presse, woran es liegen mag, dass die SchülerInnen die Demo schwänzen. Vielleicht Corona als Zäsur, die kaputt machte, was am Entstehen war? Der Kontakt in die Schulen sei schwierig geworden, bedauert die Studentin, deren KommilitonInnen aber ebenfalls unentschuldigt fehlen. Es sei auch Enttäuschung, dass das gezeigte Engagement zu keiner Änderung führte. Und es ist den Lebensläufen geschuldet: Wer sich als Schüler und Schülerin noch engagiert, zieht häufig nach dem Schulende weg, muss sich neu orientieren, es fehlt die Kontinuität. Die gebürtige Mannheimerin zeigt, dass es auch anders geht.
Egal, Oma und Opa sind auf jeden Fall gefordert. Das ist richtig so! Sie sind die Besten. Deshalb weiter so!
Autor: Roland Reck