Liebe Leserinnen, liebe Leser, unsere Titelgeschichte zu „Wirtschaft(en) in Oberschwaben“ beschäftigt sich mit einem sehr interessanten Konzept. Es geht um den Plan, der im grün-schwarzen Koalitionsvertrag festgehalten ist, eines so genannten Biosphärengebiets in Oberschwaben, hauptsächlich im Kreis Ravensburg. Was an dieser Stelle wichtig ist, ist die Tatsache, dass es bei diesem Konzept, um den Versuch geht, beispielhaft aufzuzeigen, „dass der Mensch die Biosphäre nutzen kann, ohne sie zu zerstören oder die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden“. So lautet die Quintessenz der Definition.
Das (Schutz-)Gebiet soll sowohl die ökologisch wertvollen und für den Klimaschutz besonders wichtigen Moorlandschaften als auch das von Arbeit und Wirtschaft geprägte Umland und seine Menschen einschließen. Wie wirtschaften wir wirklich nachhaltig und nicht nur auf dem Etikett?
Wie das funktionieren kann, darüber soll und muss diskutiert werden. Und wie könnte es anders sein, wenn Interessen berührt werden, gibt es Widerspruch und Widerstand. So auch gegen das mögliche Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben. Es ist eine Allianz der Landeigentümer und Bewirtschafter, also im Wesentlichen der Land- und Forstwirtschaft, die gegen das Projekt oponiert. Die Kritiker wollen nicht mehr darüber diskutieren und sich informieren, sondern es einäschern und begraben. Sicher ist sicher! Das macht nur Sinn, wenn man das Projekt partout verhindern will. Darum kämpft man – auch mit unsauberen Mitteln.
Die Stuttgarter Zeitung berichtet mehrmals prominent auf Seite Drei über die Machenschaften einer „PR-Drecksau“, die sich viel Mühe gibt und Arbeit macht, Projekt und Personen zu diffamieren. Warum liest man darüber nichts in der Schwäbischen Zeitung? Darüber lässt sich mutmaßen. Fakt ist: der Sprecher der Widerstandsallianz ist im Brotberuf Förster im Dienste des Fürsten von Waldburg-Zeil, der wiederum nicht nur viel Wald besitzt, sondern auch teilhat am Schwäbischen Verlag. Wer mag dabei Böses denken?
Egal, der Stein des Anstoßes, das Biosphärenprojekt, muss ins Rollen gebracht werden, damit ein Prozess entsteht, der der Quintessenz gerecht wird: die Biosphäre zu nutzen, „ohne sie zu zerstören oder die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden“. Darum geht es – um nichts weniger. Dass wir davon noch meilenweit entfernt sind, daran erinnern die Kids von Fridays for Future vereint mit den Scientists for Future und vielen anderen, die auf die Fakten der Klimawissenschaften verweisen und uns alle meinen. Und wir können nun vor unserer Haustür beweisen, dass wir es wollen und können: die Biosphäre zu nutzen, „ohne sie zu zerstören“.
Dr. Roland Reck, Chefredakteur