Auf die Appelle der Bildschirmzeitung (DBSZ), von Windkraft unmittelbar betroffene Bürger am Erlös substantiell zu beteiligen (Kommentar: „Der Wind gehört allen“ / DBSZ vom 17. Juni), hatte Laoco-Geschäftsführer Christian Böhm uns gegenüber bis vor kurzem nicht reagiert. Und in der Öffentlichkeit blieb er vage: Bei den von Projektiererseite ausgerichteten Info-Veranstaltungen in Arnach (15. Juni) und Bad Wurzach (22. September) hatte Böhm lediglich von den 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde gesprochen, die an die örtliche Gemeinde gingen, sowie von nicht näher umrissenen Zuckerle einer Stiftung. Jetzt (am 30. November) hat er auf bohrendes Nachfragen der DBSZ bekundet, dass einer der geplanten Windtürme bei Alttann oder im Hummelluckenwald als „Bürgerwindanlage“ vorgesehen sei. Daran könne man sich beteiligen. Bei jener Informationsveranstaltung damals in Bad Wurzach habe Laoco darauf hingewiesen.
Heute (8.12.) kommt es zum Schwur: Dann wird der Teilregionalplan Energie vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben (RVBO) beschlossen. In der beschlossenen Form geht er im Januar in die Offenlage; zwar können Bürger und die Träger der öffentlichen Belange dann noch Eingaben machen; ob sich substantiell noch etwas ändert, steht in der Sternen. Die Bildschirmzeitung, deren Ausgabe “Der Wurzacher” sich beim Kampf um den Schutz des Riedes seit langem einbringt, appelliert an die Verbandsversammlung: Haltet mehr Abstand zum Wurzacher Ried! Was derzeit laut Planentwurf Vorrang für Windkraft hat, ist aus Sicht des Riedschutzes inakzeptabel. Mit Osterhofen, Mennisweiler, Weitprechts und Humberg, auch Bauhofen (Diepoldshofer Wald), entstünde eine WKA-Kulisse, die den Blick aufs europadiplomierte Naturschutzgebiet ruinieren würde. Wir fassen die Situation rund ums Ried noch einmal zusammen; der nachstehende Text steht in der Bildschirmzeitung seit einigen Wochen schon online – unter wechselndem Titel und stets angepasst an den Stand der aktuellen Windkraftplanung. Er ist leider in hochdramatischer Weise aktuell:
Kißlegg – Energiewende, Klimaschutz – der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben berät derzeit über Energien. Dabei vor allem auch über erneuerbare Kräfte wie Sonne, Pflanzen („Bioenergie”), Erdwärme, Wasser- und Windkraft. Beachtlich: In den Kreisgemeinden Amtzell Argenbühl, Aitrach, Ebenweiler, und Horgenzell entstehen mehr elektrische Kilowattstunden, als in diesen Orten insgesamt verbraucht werden. Seit 2023 auch in Kisslegg. In keiner dieser Gemeinden drehen sich Windräder. Hier eine Zwischenbilanz, aufgestellt von DBSZ-Reporter Julian Aicher.
Am 25. Oktober hat der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben (RVBO) in Kressbronn die Windkraftvorranggebiete für das Verbandsgebiet – das sind die Kreise Ravensburg, Sigmaringen und der Bodenseekreis – im Entwurf vorgestellt. DBSZ-Redakteur Gerhard Reischmann hat an RVBO-Direktor Dr. Wolfgang Heine folgende Fragen gerichtet:
DBSZ: Die bisherigen Suchräume für Windkraft und Freiflächen-Photovoltaik wurden von 11 Prozent der Verbandsfläche auf nun 2,15 Prozent plus 0,3 Prozent optionale Fläche „eingedampft“. Der neue Regionalplan, der diese Vorranggebiete aller Voraussicht nach weitgehend enthalten wird, wird aber erst 2025 Rechtskraft erlangen. Wie ist die Rechtslage bis dahin? Kann der Regionalverband derzeit die Windkraftentwicklung im Verbandsgebiet überhaupt noch steuern? Heine: Wir erwarten, dass sich die Flächenkulisse von derzeit rund 2,5 % noch im Laufe des Verfahrens in Richtung des Flächenziels von mindestens 1,8 % vermindert. Der Teilregionalplan Energie erlangt voraussichtlich Ende 2025 Rechtskraft. Danach dürfen Windkraftplanungen nur noch in den darin enthaltenen Vorranggebieten aufgenommen werden, es sei denn, Kommunen haben oder entwickeln darüber hinaus eigene sogenannte Konzentrationszonen, was nur vereinzelt der Fall sein dürfte. Im Moment sind Windkraftprojekte privilegierte Vorhaben im Außenbereich, d.h. prinzipiell überall möglich, sofern in einer Gemeinde keine Konzentrationszone für die Windkraft vorliegt, dann ist ein Projektierer daran gehalten. Im Genehmigungsverfahren beim Landratsamt wird geprüft, ob gegen Vorgaben des Regionalplans verstoßen wird oder diverse Schutzgüter betroffen sind (Lärm, Artenschutz etc.). Wenn das nicht der Fall ist und eine Genehmigung erteilt wird, kann das Vorhaben realisiert werden, auch wenn unser Teilregionalplan noch nicht rechtskräftig ist.
DBSZ: Verstehe ich das richtig, dass, wer bis 2025 alle genehmigungsrechtlichen Vorgaben – Abstand, Lärm, Artenschutz – erfüllt, quasi überall im Verbandsgebiet eine Windkraftanlage errichten kann? Heine: Ja, es sei denn, dass eine Gemeinde über Konzentrationszonen verfügt, dann kann der Projektierer nicht außerhalb dieser Gebiete planen.
DBSZ: Gehe ich recht in der Annahme, dass die derzeit im Hummelluckenwald bei Arnach-Humberg und im Alttanner Wald bei Weitprechts projektierten Windkraftanlagen – alle in Sichtweit des Wurzacher Riedes – nicht vom Tisch sind, obwohl sie in keinem Vorranggebiet liegen? Heine: Wenn dort eine Genehmigung vor Ende 2025 erfolgt, kann das Vorhaben realisiert werden, auch wenn wir dort kein Vorranggebiet ausweisen.
DBSZ: Auch wenn die jetzt beschriebenen Vorranggebiete erst 2025 Rechtskraft erlangen werden, so sind sie doch ein raumplanerisches Signal. Verstehe ich das richtig, dass ein WKA-Projektierer, der nun in diese Gebiete hineinplant, jetzt eine gewisse Planungssicherheit hat, dass jetzt schon Vertrauensschutz entsteht? Heine: Wir suchen nach Flächen mit hoher Eignung und möglichst geringem Konfliktpotenzial und weisen dort Vorranggebiete mit dem Ziel aus, dass das Genehmigungsverfahren zügig über die Bühne gehen kann. Gleichwohl kommen dort nochmal alle Themen auf den Tisch und müssen abgearbeitet werden.
Die Frage nach dem Europadiplom
DBSZ: Im Umfeld des Wurzacher Riedes sind zwar Humberg und Alttann nicht als Vorranggebiete ausgewiesen, wohl aber der Blasiberg bei Mennisweiler und eine große Zone bei Osterhofen. Beide Standorte haben ein erhebliches optisches Störpotenzial im Hinblick auf das Wurzacher Ried. Windkraftanlagen bei Osterhofen würden den Haidgauer Berg und die Grabener Höhe deutlich überragen und den Blick aufs Ried, von der Kurstadt Bad Wurzach aus gesehen, massiv beeinträchtigen. Sehen Sie da keine Gefahr für das Europa-Diplom? Heine: Wir halten diese Vorranggebiete und unser dahinter stehendes Planungskonzept für vereinbar mit dem Europadiplom und haben uns diesbezüglich an den Europarat gewandt, ob er da mitgehen kann. Eine Antwort erwarten wir im Laufe des 1. Quartals 2024. Dann sehen wir weiter.
Die Fragen wurden schriftlich eingereicht. Die Bildschirmzeitung (DBSZ) dankt Herrn Dr. Heine für die rasche Beantwortung.
Am Abend des 19. Oktober starb Siegfried Scharpf. Er war erst 67. Sein Tod: völlig unerwartet. Der Vater von zehn Kindern diente sowohl als Bezirks-Schornsteinfegermeister als auch über Jahrzehnte der Kommunalpolitik. Der Ravensburger Kreisrat stammte aus Bad Wurzach. Er hinterlässt eine große Lücke. Julian Aicher, Redaktionsmitglied der Bildschirmzeitung „Der Leutkircher“ und Wasserkraft-Aktivist von der Rotis-Mühle bei Leutkirch, gehört dem Kreistag von Ravensburg seit 2014 an. Er fühlt sich durch den öpd-Fraktionsvorsitzenden Scharpf stark geprägt. Hier Aichers sehr persönlicher Dank an Siegfried Scharpf:
Zur Ankündigung des Zweckverbandes IKOWA (Interkommunales Gewerbegebiet Waltershofen), gegen das Land wegen der Nichtgenehmigung des Zielabweichung klagen zu wollen. Eine Zielabweichung beschreibt das Absehen vom Anbinde gebot, demzufolge gemäß der raumordnerischen Zielsetzung des Landes neue Gewerbegebiet nur noch im Anschluss an bestehende Siedlungen entwickelt werden sollen
Zum enttäuschenden Besuch beim Suchtpräventionstag am 11. Oktober in der Festhalle, als Mathias Wald, ein ehemaliger Drogenkonsument, aus seiner Lebensgeschichte berichtete
Leutkirch – Michael Maier ist seit September im Team der Seelsorgeeinheit der Martinskirche in Leutkirch tätig. Im Kirchenanzeiger „LEUTEKIRCHE“ hat er sich vorgestellt. Mit freundlicher Genehmigung publizieren wir den Artikel nach:
Dr. Carmen Pöhl aus Bad Wurzach mit einer Replik auf den Artikel „Man müsste sich am Windpotenzial orientieren“ (Interview mit Prof. Dirk Schindler), der am 11. Oktober in der Ausgabe Ravensburg der „Schwäbischen Zeitung“ erschienen ist
Die Aussagen von Herrn Schindler sind grausam gegenüber der Natur und zudem nicht korrekt. 1. Grausam ist, dass ihn das Fällen von vielen Bäumen für Windindustrieprojekte nicht stört. Er meint, ein Windrad aus Stahl und Zement, das 20 Jahre läuft, wäre relevanter als viele zum Teil hundert Jahre alte Bäume, die schon viele Krisen, den sauren Regen und Kriege überlebt haben. Wenn das Windrad nicht mehr läuft, was wird an diese leere Stelle im Wald kommen? Auf jeden Fall wächst dann auf dem 5000 Tonnen schweren Fundament aus Stahl und Zement kein intakter Wald. Grausam ist zudem, dass er meint, der Ausbau mit Windindustrie müsse Vorrang vor allen anderen schützenswerte Gütern haben. Rechte von Tieren, Pflanzen und Menschen scheinen für Herrn Schindler keine Bedeutung zu haben. Ja, das empfinde ich als sehr grausam.
2. Seine Aussagen sind nicht korrekt und erstaunlicherweise nicht wissenschaftlich fundiert. Deutschland kann im Gegensatz zu Schindlers Aussage mit Windenergie in den letzten natürlichen Refugien für den weltweiten Klimawandel eben keinen messbaren Beitrag leisten. Mit einem CO2-Anteil von 1,7 % an der weltweiten Emission ist durch einige Windräder, die rechnerisch CO2 sparen, sicherlich keine positive Veränderung des Weltklimas zu erwarten, zumal sich der weltweite CO2-Ausstoß seit 1990 um 70 % erhöht hat. Zudem lässt Herr Schindler unerwähnt, dass Böden in Wäldern immense Mengen CO2 speichern, die bei Umnutzung langsam frei werden.
Interessanterweise wischt Herr Prof. Schindler vom Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg die Studien selbst renommierter Universitäten wie der Harvard-Universität vom Tisch. Seine Aussage, dass Windräder auf große Waldflächen keinen erwärmenden Effekt haben, ist wohl seine Meinung, aber nicht wissenschaftlich bestätigt. Herr Schindler berichtet von Studien, die einen Temperaturunterschied zeigen, aber nicht „verallgemeinerbar“ seien.
Er widerspricht sich zudem aus meiner Sicht selbst. Herr Schindler führt als Schutzfaktor des Waldbodens gegen die Wirkung der verwirbelten Luftschichten von den Windindustrieanlagen den „Baumkronenraum“ an. Braucht man diesen „Riegel“, wenn doch laut seiner Aussage keine Gefahr für eine Austrocknung des Bodens durch Windräder besteht? Dr. Carmen Pöhl, Bad Wurzach (Stellvertretende Vorsitzende des Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e.V.)
Zum Artikel “Dr. Ulrich Walz macht sich für ein klimaneutrales Bad Waldsee stark” (DBSZ vom 13. Oktober)
Der grüne Ortsverband hatte zum Dialog mit dem in Waldsee früher als Biologie- und Sportlehrer tätigen Dr. Ulrich Walz auf den 11. Oktober in die Bauernschule eingeladen: „Bad Waldsee klimaneutral 2045“ – das war der Titel der Veranstaltung. Angekündigt war ein Vortrag von Dr. Walz mit anschließender Diskussion. Nachdem die Veranstalter die Verdienste von Dr. Walz zu seinem ehrenamtlichen Engagement besonders im Energiebündnis für die breite Nutzung von Photovoltaik gewürdigt hatten, präsentierte Dr. Walz seine Vision, wie Bad Waldsee bis 2045 klimaneutral werden kann. Danach wurde von den beiden Moderatoren die „Diskussion“ eröffnet: „Zwei Minuten Zeit pro Frage.“ Nachdem Fragen speziell zum Vortrag gestellt waren, wollte ich einige grundlegende Themen ansprechen, welche nicht im Vortrag zur Sprache kamen, die aber als reale Randbedingungen zu berücksichtigen sind. In dem vorgegebenen Format zur Fragezeit ließen sich jedoch keine dem Vortrag widersprechende Gedanken entwickeln und so forderten die Moderatoren immer wieder zu den Wortmeldungen das Zeitlimit ein. Gedankenansätze wurden so im Keim erstickt oder von Dr. Walz generös als nicht richtig abgewürgt.
Wenn man über die Zukunft der Waldseer Energieversorgung spricht, wo es um die Zukunft der Menschen, der Industrie, unserer Lebensbedingungen und unserer künftigen Lebensräume geht, dann muss man neben der Präsentation einer eigenen Vision auch die Darstellung realer Randbedingungen erlauben, sonst verletzt man das Prinzip der Demokratie.
Folgenden Einwänden wurden keine Chancen bei dem Format der Veranstaltung gegeben:
Auch künftig werden wir globalen Handel haben, wo Energie (wie viele andere Stoffe) ein global handelbares Gut ist. Statt Öl, Kohle und Gas werden wir hoffentlich zunehmend erneuerbare Energien in Form von Strom und Wasserstoffderivaten erzeugen und im globalen Wettbewerb über die Grenzen hinweg handeln. Aber auch innovative neue Technologien nutzen, welche sich zum Beispiel im Bereich der Kernphysik abzeichnen (Innovationen, in welchen bereits einige Länder, jedoch nicht Deutschland führend sind). Der Preis wird auch künftig entscheiden, wo unsere Energie überwiegend herkommt. Das ist auch das Ergebnis der aktuellen Studie der renommierten Fraunhofer-Gesellschaft im Auftrag der Europäischen Kommission: „In Deutschland wird kein einziger Elektrolyseur zur Wasserstoffproduktion stehen, weil der in Deutschland dazu erzeugte Strom aus Wind und Photovoltaik zu teuer wäre.“ Mit anderen Worten, viele der jetzt projektierten Wind- und Solar-Anlagen werden stillstehen, weil die künftige globale Konkurrenz die Energie billiger anbieten kann. Man kann nun entgegenhalten, dass wir auf das gleichgesinnte Einlenken der übrigen Länder der Welt zur Realisierung einer radikalen Energiewende nicht warten können und aus Verantwortungsethik sofort handeln müssen (weshalb wir unter grünem Druck in Deutschland im Alleingang die fossilen und nuklearen Kraftwerke abgeschaltet haben), „weil die Welt sonst untergeht und wir unseren Kindern die Zukunft rauben“. Wenn uns aber der Rest der Welt, wie zu beobachten, nur mit Worten folgt, dann sind wir in unverantwortlicher Weise allein unterwegs in dem großen Projekt der De-Industrialisierung unseres Landes. Weil unsere Industrie nicht mehr mit weltmarktgerechten Preisen produzieren kann und das würde dann auch zu „suffizientem Leben“ führen, allerdings in tiefer Armut und mit Verteilungskämpfen auf der Straße.
Auf meine Aufforderung an Dr. Walz hin, sich dem von mir gemachten Vorwurf zur Täuschung der Bürger mit dem 2-%-Flächenziel zum Ausbau von Wind und Photovoltaik zu stellen, wich Dr. Walz zurück mit dem Hinweis, dass meine Rechnung falsch wäre, es gäbe da andere Berechnungen. Worum geht es da? Vom Habeck-Ministerium wurde die Vorgabe gemacht, dass die Länder 2 % ihrer Fläche für die Energiewende ausweisen. In meinem Schreiben an den Regionalverband (Dr. Walz ist der grüne Kopf in dieser Versammlung) mit Kopie an die Landräte und Politiker im Landtag und Bundestag unserer Region habe ich vorgeworfen, dass es sich dabei um eine Täuschung der Bürger handelt (ohne bisherige Reaktion von einem der Verantwortungsträger!). Details hierzu siehe im in der Bildschirmzeitung veröffentlichten Leserbrief unter www.diebildschirmzeitung.de/allgaeu-oberschwaben/bad-waldsee/die-buerger-werden- getaeuscht-7711/ .
Ganz leicht kann dort jeder Lehrer mit seinen Schülern mit drei Multiplikationen und zwei Divisionen die Rechnung nachprüfen, wonach sich auf 2 % der Fläche von Baden- Württemberg lediglich der Strom von zwei abgeschalteten Kernkraftwerken erzeugen lässt und damit haben wir fürs Klima noch nichts getan. Somit bedeutet 2 % nur der Einstieg in die in Wirklichkeit vorgesehene viel intensivere flächendeckende Belegung unserer Lebensräume und Naturräume mit Wind- und Photovoltaikanlagen, eine grausame Vorstellung zur Zukunft unserer lebenswerten Heimat!
Allein das Aufholen der KKW-Abschaltung mit 2 % Flächenverbrauch erfordert den Bau von rund 2000 Windkraftanlagen in Baden-Württemberg. Diese Wunde muss nun schnell geschlossen werden und aufgrund der relativ besseren (aber schwachen) Windhöffigkeit unserer Gegend, werden laut Planvorgaben des Regionalverbandes bevorzugt zwischen Bad Waldsee, dem Altdorfer Wald über Leutkirch und Aitrach einige Hundert Schwachwindanlagen 300 m hoch eilig zu errichten sein. Möglichen Widerstand hat das Habeck-Ministerium in einem „Ermächtigungsgesetz“ vorsorglich gebrochen. Aber 2 % genügt ja bei weitem nicht, um das große Ziel der Selbstversorgung mit klimaneutraler Energie zu erreichen. Das grüne Umweltministerium von Baden-Württemberg sieht konkret für Bad Waldsee laut Potenzialatlas die Möglichkeit, dort 61 (!) WKA zu errichten. Auf dem Stadtgebiet mit 108 Quadratkilometer würde alle 1350 m ein 300-m-Gigant stehen, bevorzugt auf den Höhenzügen um Bad Waldsee, wo die Windernte am besten ist, auch nahe dem Golfplatz und im Ried, omnipräsent um die Kernstadt vom See aus zu bewundern (der BAG-Turm verschwindet da zwischen den rotierenden Sonnenblumen), denn laut Plan des Regionalverbandes geht man künftig ohne Rücksicht auf die Menschen bis 600 m an die Häuser mit diesen Giganten heran. Das Projekt käme der Vertreibung unserer Landbevölkerung gleich, denn in unserer flächig besiedelten Landschaft, die aus der ursprünglichen Größe der Bauernhöfe entstand, gibt es kaum eine Stelle, wo nicht in 1000 m Entfernung das nächste Haus steht. Einem derartigen in Behörden des Großstadtmilieus erdachten Unsinn muss die Landbevölkerung Einhalt geben.
Es geht somit auch um die existenzielle Frage, ob im künftigen Energiewendeplan unserer Politiker noch Platz für Mensch, Tier und Natur bleibt. Eine Frage, bei der sich die Grünen früher selbst für den kleinsten Frosch eingesetzt haben. Schade, dass diese Frage in der Diskussion mit Dr. Walz keine Chance erhielt. Dazu in Kürze: Windparkland ist verbrauchtes Land, denn dort kann ein Mensch zwischen 300 m hohen Giganten im Abstand von 600 m im Störfeld der Rotoren mit getaktetem wuhhff-wuhff-wuhff-Lärm, Schattenwurf und Luftdruckpulsen im Sekundentakt nicht mehr leben und er wird dort sicherlich keine Erholung mehr suchen. Auch die Tierwelt wird sich dort nicht mehr wohl fühlen. Ganz anders die positiven Bilder im Vortrag von Dr. Walz zum Festakt der drei Windräder bei Saulgau: Dort hat man mit Blasmusik in Anwesenheit der Politprominenz den Windpark in Biergartenatmosphäre begrüßt. Und die Planer der Windräder bei Eintürnen regten sogar bei ihrer Projektvorstellung in Gegenwart der Wurzacher Bürgermeisterin an, dass „manche Gemeinden einen Erlebnispfad zu den neuen Rädern errichtet hätten, was den Tourismus dort fördere“. Bildlich stelle ich mir den neuen Waldseer Erlebnispfad vom Tannenbühl zum Petersberg vor, auf den für Schwerlast aufgeschotterten Verbindungswegen zwischen den Anlagen mit ihren attraktiven neu geschaffenen Waldlichtungen einschließlich dem zum Biotop erklärten Löschteich. Was stimmt nun, wird unsere Bevölkerung gar von einer hochdotierten politisch finanzierten Werbeindustrie verdummt?
Übrigens, allein die vom Windrad abgestrahlten Luftdruckpulse sind derart stark, dass im Nahfeld die Lunge der Fledermaus verblutet und die Planer zwischen den Anlagen 900 m Abstand einhalten müssen, damit sich die Räder wegen den Luftdruckpulsen nicht über Ermüdungsbrüche vorzeitig selbst zerstören. Für die Maschine gibt es einen Schutzabstand, für den Menschen pauschal 600 m. Der Mensch auf dem Land in Osterhofen, Michelwinnaden, Tannhausen und Reute hat das so hinzunehmen, der Städter schaut, dass die Giganten weit genug von der Stadt wegbleiben und beruhigt mit seiner Zustimmung sein Umweltgewissen, kein Zeichen der Brüderlichkeit.
Es sind keine angenehmen Kritikpunkte, denen sich unsere gewählten und von uns bezahlten Politiker und Behördenvertreter nicht stellen: die wahren Konsequenzen der eingeschlagenen Energiewende. Es sind diskussionswürdige Punkte, welche man in einer demokratisch geführten Diskussion um die Zukunft des Energiesystems von Bad Waldsee nicht unterdrücken darf, indem man eine realitätsferne Vision der künftigen Energieversorgung der Stadt als unumgängliche Lösung präsentiert. Dr. Walz hat mein Angebot abgelehnt, dazu einen gleichberechtigten Dialog öffentlich zu führen, er „kenne schon meine Argumente“. Dr. Wolfgang Hübner, Bad Wurzach
Hinweis: Ich gehöre keiner politischen Partei an und bin Mitglied des gemeinnützigen Vereins „Landschaftsschützer Allgäu-Oberschwaben“ sowie beim Deutschen Alpenverein. Als Diplom-Physiker war ich viele Jahre im technischen Umweltschutz im Auftrag von Industrie, Behörden und Regierungen tätig, auch als Projektleiter in bedeutenden internationalen Projekten. Die gesamte Umweltproblematik über die derzeit im Fokus stehende CO2-Problematik hinaus ist mir bewusst. Ich schreibe dies in Verbundenheit mit meiner Heimatstadt Bad Waldsee und der oberschwäbischen Heimat.
Leutkirch-Rotis (rei) – Vor 25 Jahren starb Inge-Aicher-Scholl. Unvergessen ist sie – klingt paradox – als Kämpferin für den Frieden. Ein Vierteljahrhundert lang lebte sie in Rotis, einem idyllischen Weiler bei Leutkirch, den sie und ihr Mann Otl Aicher zu einem Sammelpunkt für Kreative gemacht hatten. Christine Abele-Aicher, die Schwiegertochter, hat 2012 ein Erinnerungsbuch herausgebracht, das in die Hand zu nehmen immer wieder lohnend ist.
Zum Leserbrief “Den Walder gefressen” in Blix, Oktoberausgabe, Seite 6
Der sicherlich sehr einfühlsame Leserbrief des Herrn Dr. Walz im mit der Bildschirmzeitung eng verbundenen „Blix“ reizt doch zur Entgegnung und Ergänzung. Wie Herr Dr. Walz haben in den Jahren 1983 bis 1986 viele Biologielehrer versucht, ganzen Schulklassen und Lehrerkollegien klarzumachen, dass sich der Wald gerade im Sterben befindet (auch der Unterzeichner war einer von ihnen.). Wie oft wurde damals vom Lametta-Syndrom, von der Verfärbung der Nadeln von Fichten und Kiefern, berichtet und gleich die vermeintliche Ursache, der saure Regen infolge der Abgase aus der Verbrennung von Kohle und Schweröl, benannt. Langsam entwickelte sich daraus eine nationale Hysterie, was die Engländer bewog, recht despektierlich vom „German Angst“ zu sprechen. Eine belustigende Veröffentlichung jener Jahre zeigte, als erschreckenden Beweis für das Waldsterben, ein Foto nadelfreier Lärchen im Winter! Den heutigen Wald, wie ihn Herr Dr. Walz beschreibt, dürfte es nach den Prognosen aus der ersten Hälfte der achtziger Jahre gar nicht mehr geben, denn der sollte spätestens 2006 gänzlich gestorben sein. Sicherlich musste man etwas gegen die Luftschadfstoffe tun. Und das hat man auch getan. Nachdem die aggressiven Luftschadstoffe durch technische Maßnahmen weitgehend eliminiert sind, drohen dem Wald neben zunehmender Trockenheit heute wesentlich größere, ideologisch unterlegte Gefahren. Um in den „Klimawandel“ in Form eines „Klimaengineerings“ steuernd einzugreifen, forderte Herr Dr. Walz, ca. 10 % der Fläche der BRD für Windkraftanlagen und Fotovoltaik zu nutzen. Für Windkraftanlagen wären dazu nicht nur gewaltige Schneisen für neue Wege in unsere Wälder zu schlagen und riesige Löcher in den Waldboden zu graben, in die, pro Loch, ca. 5000 Tonnen Beton und Stahlgeflecht versenkt werden sollten. Dabei darf es nach den Vorstellungen der Gesinnungsgenossen des Herrn Dr. Walz keine Hemmungen bei der Zerstörung selbst „heiliger“ Wälder und Landschaften geben, seien es beispielsweise der Reinhardswald in Hessen, der Öttinger Wald und der Ebersberger Forst in Oberbayern, die vielgestaltige, anmutend wirkende Oberpfalz oder eben auch der Schwarzwald, die Alb, die zum Weltnaturerbe gehörenden alten Buchenwälder, der Altdorfer Wald und die vielen kleineren landschaftsprägenden Waldgebiete des Allgäus und Oberschwabens. Warum das totschlagen oder bis zur Unkenntlichkeit deformieren, was man angeblich liebt? Hans-Joachim Schodlok, Bad Wurzach
Leutkirch – Am 8. Oktober hat Bayern einen neuen Landtag. gewählt. Manche, die nicht im Freistaat leben, belächeln gerne, was in unserem Nachbar-Bundesland passiert. So heißt es immer wieder, Bayern blockiere die Energiewende. Doch so allgemein geäußert, stimmt das nicht. Dies zumindest der Eindruck von „dieBildschirmzeitung”-Redaktionsmitglied Julian Aicher aus Rotis. Er wohnt nicht nur direkt an der Grenze Baden-Württembergs zu Bayern, sondern arbeitet mit Energie-Aktiven aus dem Freistaat seit über 20 Jahren zusammen. Hier Aichers Energievergleich: