Das unverstellte Landschaftsbild ist unser Kapital
Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben hat Vorranggebiete für Windenergie und Photovoltaik im Entwurf festgelegt. In einem öffentlichen Beteiligungsverfahren hatte er aufgerufen, Stellungnahmen abzugeben. Nachfolgend die Stellungnahme / der Einspruch von Stephan Wiltsche, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege im württembergischen Allgäu, fristgerecht beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben (RVBO) eingereicht. Da Einsprüche nur für einzeln ausgewiesene Parzellen abgegeben werden konnten, wurde von der AG Heimatpflege das Vorranggebiet Windenergie Ratzenried-Ost stellvertretend gewählt.
Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege im württembergischen Allgäu e.V. erhebe ich Einspruch gegen die Planung von Windenergieanlagen (WEA) in gesamten Bereich des württembergischen Allgäus (Altkreis Wangen) als auch dem angrenzenden Altdorfer Wald. Dafür steht hier nur stellvertretend die Fläche Ratzenried-Ost.
Die zahlreich projektierten Windenergieanlagen auf den vom Regionalverband ausgeloteten Vorranggebieten zerstören allein schon durch ihre unverhältnismäßig großen vertikalen Höhen das in seiner Vielfalt, Eigenheit und Schönheit einmalige, horizontal dominierte Landschaftsbild des württembergischen Allgäus. Dies hat wegen seiner weitgehend noch intakten Fauna und Flora, den Mooren, Wäldern, der kulturlandschaftsprägenden Grünlandbewirtschaftung und vor allem dem unverstellten Bergblick einen unmittelbar erholenden und ausgleichenden Charakter. Diese Intaktheit des natürlichen Landschaftsbildes wird durch jede einzelne WEA empfindlich gestört, im unmittelbaren Umfeld sogar zerstört.
Damit wird die Möglichkeiten der Energienutzung zuungunsten des wesentlichen Erholungsnutzens für den Menschen unausgleichbar bevorzugt. Für die Allgäuer Landschaft, die im Tourismus wesentlich vom intakten Landschaftsbild lebt, ist solch ein massiver Eingriff in das Landschaftsbild durch WEA auch wirtschaftlich direkt negativ beeinträchtigend. Das unverstellte Landschaftsbild ist ein wesentliches wirtschaftliches Kapital.
Ich betrache diese Form der Energiegewinnung in unserer Region des württembergischen Allgäus als einen Irrweg.
Stephan Wiltsche als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege im württembergischen Allgäu e.V.
In der Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege im württembergischen Allgäu sind alle Städte und Gemeinden, Ortschaften, Heimatpfleger, sämtliche Heimatvereine und viele Einzelmitglieder im östlichen Landkreis Ravensburg vertreten.
Die Stellungnahme bezieht sich auf die Verletzung der vom RVBO im Regionalplan selbst festgelegten Ziele, insbesondere den unter 3.1.0 und 3.1.1. benannten Abschnitten.
„Im Vordergrund stehen vor allem die Sicherung hochwertiger landwirtschaftlicher Standorte, die Bewahrung von Gebieten mit herausragender landschaftlicher Vielfalt, Eigenart und Schönheit (Landschaftsbild, Dichte der Kulturdenkmale) …
…Aufgrund der Zielsetzungen der Sicherung siedlungsnaher Erholungsflächen und der Schaffung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Siedlungsgebieten und Freiräumen werden Regionale Grünzüge und Grünzäsuren in erster Linie im Verdichtungsraum, in Gebieten mit Verdichtungsansätzen oder absehbaren Siedlungsdruck sowie in benachbarten Landschaftsräumen festgelegt. Außerdem werden die regional besten landwirtschaftlichen Standorte sowie die Landschaftsräume mit im regionalen Vergleich herausragender Vielfalt, Eigenart und Schönheit (Landschaftsbild)regionsweit als Regionale Grünzüge planungsrechtlich gesichert …
… Die im Auftrag des Landes Baden-Württemberg vom Landschaftsarchitekten Frank Roser durchgeführte Bewertung des Landschaftsbilds erlaubt eine vergleichende Betrachtung mit der Gesamtsituation des Landes, so dass eine Einschätzung der landesweiten Bedeutung der regionalen Landschaftsräume möglich ist. (s. auch Begründungskarte „Landschaftsräume von herausragender Vielfalt, Eigenart und Schönheit“) ...
… In Räumen mit den regional besten landwirtschaftlichen Standorten sowie in Landschaftsräumen von herausragender Vielfalt, Eigenart und Schönheit, wie dem Tal der Oberen Donau und der Schmeien, den Hanglagen bei Heiligenberg, dem Deggenhausertal und der Drumlinlandschaft des württembergischen Allgäus inklusive der zugehörigen Tal- und Flusslandschaften sowie der Adelegg werden die Freiräume regionsweit als Regionale Grünzüge gesichert (Näheres s. Kap. 5.3 und 5.6 des Umweltberichts und Begründung zu PS 3.1.0). In der Regel überlappen diese mit den zuvor benannten Gebieten, was die Bedeutung dieser Freiräume nochmals unterstreicht. …“
Hier ein Link zur Roser-Studie „Ist die Schönheit der Landschaft berechenbar?“, auf die sich der Regionalplan direkt bezieht.