Skip to main content
Brot und Spiele: Ritterkämpfe gehören zum beliebten Programm auf der Waldburg. Foto: Haller

Waldburg – Die Stammburg des Truchsessen- und Reichsfürstengeschlechts Waldburg aus dem 12. Jahrhundert macht Vergangenheit sinnlich erfassbar. Eine großartige Aussicht belohnt den kurzen aber steilen Aufstieg auf 722 Meter.

Wo der Bauernjörg wütete

Das Anwesen war die Hausburg des „Bauernjörg“. Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil (1488 in Waldsee geboren und 1531 dort gestorben), einem Heerführer im Bauernkrieg 1525. Er war gefürchtet wegen seines erbarmungslosen Durchgreifens gegen aufständische Bauern. Viele deutsche Adelsfamilien führen den Namen Truchseß, abgeleitet von einem Hofamt bei Kaisern, Königen und Fürsten. Ein Truchseß, eigentlich Speiseträger, Vorschneider, war verantwortlich für die fürstliche Tafel und die Ernährung der Gäste und Gefolgschaft und gebot Mägden und Knechten. Mit der Zeit konnte das Amt vererbt werden.
Im Dreißigjährigen Krieg plünderten 1632 die Schweden die Burg. 1728 ließ Truchseß Ferdinand Ludwig die Kapelle umgestalten; der noch existierende Flügelschrein mit den Hausheiligen Willibald, Wunibald und Waldburga wurde erst Ende des 19. Jahrhundert ergänzt. Vor 800 Jahren war in dieser Kapelle der Kronschatz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation untergebracht. 23 Jahre gab Stauferkaiser Friedrich der Zweite ihn vertrauensvoll in die Obhut von Eberhard von Tanne-Waldburg. Heute sind Nachbildungen des Schatzes ausgestellt: Reichslanze, Reichsapfel und Krone des Heiligen Römischen Reiches etwa. Die Kapelle wird auch gerne für Trauungen genutzt.
Mitte des 16. Jahrhunderts unter Truchseß Georg IV. von Waldburg wurde die Burg zu einem schlossähnlichen Wohn- und Herrschaftssitz ausgebaut, seit dem 17. Jahrhundert wurde sie nur noch sporadisch von der Familie von Waldburg bewohnt.

Wer im Mittelalter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches werden wollte, brauchte die Reichskleinodien: Reichsapfel, Reichsschwert und die „heilige Lanze“. Vor 800 Jahren lagen die Symbole der Herrschaft über das Reich sicher verwahrt auf der Waldburg. Fotos: Peter Zeh

Wo die weiteren Waldburgs wohnen

Das ursprünglich welfisch-staufische Ministerialiengeschlecht Waldburg verzweigte sich in mehrere Linien. Waldburg-Zeil etwa entstand 1595 durch Teilung der Georgischen Linie in die beiden Linien Waldburg-Wolfegg und Waldburg-Zeil. Wie alle regierenden Linien des Hauses Waldburg in Oberschwaben blieb auch Waldburg-Zeil dem katholischen Glauben, dem Papst sowie Kaiser und Reich stets eng verbunden. Ihre Stammburg ist Schloss Zeil bei Leutkirch im Allgäu. 1803 erhob Kaiser Franz II. das gräfliche Gesamthaus Waldburg, also die Grafen von Wolfegg-Waldsee, Zeil-Wurzach und Zeil-Trauchburg, in den Reichsfürstenstand. Dafür wurden ihm Schulden erlassen. Durch die Mediatisierung von 1806, die Eingliederung der bisher reichsunmittelbaren Adligen in die neuen deutschen Bundesstaaten, ging die Souveränität der meisten waldburgischen Besitzungen an den württembergischen König über.
Auf die Frage an Museumsmacher Max Haller, wem die Immobilie heute gehört, kommt es wie aus der Pistole geschossen: „Seiner Durchlaucht Fürst Johannes von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee und seiner Frau Prinzessin Viviana, eine geborene Rimbotti aus Florenz. Die Waldburg ist seit 900 Jahren im Familienbesitz.“
Seit diesem Jahr betreibt die Familie Haller die Gastronomie, seit 2016 auch das Museum und die Staufersuite. Zuvor war eine Betriebsgesellschaft aus Landkreis, Gemeinde Waldburg und fürstlichem Haus für das Museum verantwortlich gewesen. 

Wo man Ritter werden kann

Besonders interessant für Besucher ist die Waffenkammer zum Anfassen im Erdgeschoss mit ihren Schaukampfwaffen. Auch mittelalterlich anmutende Gewänder hängen hier. Kinder und Erwachsene dürfen sie anziehen und Fotos machen. Viel frequentiert wird die Aussichtsplattform auf dem dritten Stockwerk, von der aus man bei entsprechender Witterung die Allgäuer Alpen und die Schweizer Berge hoch über dem Bodensee sehen kann.
Das Museum auf der Schloss Waldburg gilt als sehr innovativ. In der „Kniffligen Schatztruhe“ können Burggäste ihre Rätsel- und Denkfähigkeiten auf die Probe stellen. Während des zweistündigen Abenteuers werden sie auf eine Reise durch die Geschichte der Waldburg mitgenommen. Die cleveren Rätsel und Aufgaben animieren zum Schmunzeln und geben dabei spielerisch eine Menge über Geschichte und Kultur der Gegend preis. Buchbar ist die Knifflige Schatztruhe für 35 Euro beim Kastellan der Waldburg unter Christoph@schlosswaldburg.de.
Vorsicht, wer über Nacht bleiben will: In der romantischen Staufer-Suite für zwei Personen mit geschnitztem Himmelbett soll es schon einige Heiratsanträge gegeben haben …

Info: Schloss Waldburg trohnt über der 3300-Einwohner-Gemeinde Waldburg mit vielen Teilorten zwischen Ravensburg und Wangen. Es hat bis 3. November täglich außer Montag von 10 – 18 Uhr geöffnet, die Burgküche samstags und an Feiertagen von 11- 17 Uhr. Parkplatz Amtszeller Str. 7, 88289 Waldburg. Tel. während der Öffnungszeiten 07529/9732513. Unter www.schlosswaldburg.de findet man das Jahresprogramm. Das Museum, das übrigens 1853 gegründet wurde, informiert anschaulich über das Leben im Mittelalter, die Landesvermessung (für die die Burg ein wichtiger Punkt war) und erklärt, was es mit der berühmten Amerikakarte des Kartographen Martin Waldseemüller auf sich hat. Sonntags um 13 Uhr gibt es ein Ritterturnier für Kinder mit Armbrustschießen, Schwertkampf und Dosenwerfen. Gehbehinderte Personen können von Max Haller den Zahlencode der Schranke bekommen und zur Burg hinauffahren.

Autorin: Andrea Reck



NEUESTE BLIX-BEITRÄGE

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser, vor einem Jahr war es der Überfall Russlands auf die Ukraine, der mich an dieser Stelle beschäftigte. Krieg und Weihnachten lässt einen schaudern. Und der Krieg in der Ukraine dauert immer noch an. Ein Krieg in Europa. Und am 7. Oktober diesen Jahres überfallen Terroristen der Hamas Israel und provozieren einen weiteren Krieg in Nahost, der uns nicht minder angeht. Weil in beiden Konflikten sehr, sehr viel deutsche Geschichte steckt.

Der große Bruch

Stuttgart – Wie unsicher sich jüdische Menschen seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober fühlen, sei den meisten Deutschen nicht bewusst oder egal, beklagt Alon Bindes. Der 26-jährige Student aus Stuttgart kritisiert nicht nur einen Mangel an Empathie, sondern auch zu wenig Einschreiten gegen Antisemitismus von Seiten der Politik.

Das große Schweigen

Attenweiler / Bad Buchau – Ich klingle ein zweites Mal, es ist später Nachmittag, aber schon dunkel, und ich bin zu früh. Dann höre ich eine fragende Stimme hinter der Metalltür und antworte erfreut. Die Tür öffnet sich und Marlis Glaser steht im Rahmen, den die zierliche Frau in ihrem weißen Maleroverall bei weitem nicht ausfüllt und so einen Blick in ihr beleuchtetes Atelier zulässt. Die nächsten zwei Stunden werde ich der Künstlerin zuhören. Die nur kurz mit den Tränen kämpft, um mich dann…

Daher weht der Wind

Bad Waldsee –  Warum empfiehlt der „Regional-verband Bodensee Oberschwaben“ bisher keine Windtürme in der Adelegg? Nur eine von vielen Fragen, auf die die Planungsfachleute des Verbands am 22. November im „Haus am Stadtsee“ in Bad Waldsee antworteten, bevor beschlossen wurde. Diesen Vorschlägen soll die Verbandsversammlung dann am 8. Dezember zustimmen. Ab Januar 2024 stehen dann Bürger-Informations-Veranstaltungen an. Etwa am 17. Januar in Weingarten. Das Ziel: Rechtsverbindlichkeit der Plan…

Blaupause

Was andernorts noch in der Planung steckt, ist im Röschenwald, nahe Aulendorf, beschlossene Sache. Am 20. November erteilte das Landratsamt Ravensburg im Beisein von Landrat Harald Sievers den Projektbeteiligten die Genehmigung zum Bau von vier Windrädern. Damit wird der Windpark der erste im Schussental sein und neben den Windrädern in Hoßkirch der zweite im Kreis Ravensburg.

Leserbrief BLIX Dezember 2023

Auch für den Monat Dezember erreichten uns wieder interessante Zuschriften.

Vergehen statt verbleiben

Bad Waldsee – Vergängliche Kunst bereichert ein Waldstück bei Bad Waldsee. Die KunstAG überlässt ihre Werke wieder einmal Wind und Wetter.

A Billettle, send’s so guad!

Ich kann auf Kommando das Kfz-Kennzeichen unseres ersten Autos von 1965 nennen, meine Festnetztelefonnummer und mein Geburtsdatum, aber bei meiner Handy- und IBAN-Nummer komme ich schon ins Straucheln und bei meiner Bahnkundennummer muss ich ganz passen. Das wäre mir fast zum Verhängnis geworden…

Mit Lauchsuppe aufs Christkind warten

Wilhelmsdorf – Ich wachse als Jüngste von vier Geschwistern in einer evangelischen Familie auf und kenne von klein an die Weihnachtsgeschichte. Und doch definiert sich Weihnachten nach meinem Empfinden durch mehr als das Geschehen an Heilig Abend. Ohne einen geschmückten Weihnachtsbaum zum Beispiel ist Weihnachten nicht dasselbe. Eine Dorftradition spielt sich bei uns in Wilhelmsdorf an St. Nikolaus ab.

Was lange währt …

wird endlich gut, so die weithin bekannte Redewendung. Soll heißen, dass etwas, das viel Zeit in Anspruch nimmt, letztlich zu einem positiven Ergebnis führt. Ob dies auch für die in Kürze in Kraft tretende Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) gilt, wird sich zeigen. Zumindest hat nun, nach dem Beschluss im Bundestag, am 8. September auch der Bundesrat grünes Licht gegeben. Somit ist es  amtlich: ab dem ersten Januar 2024 dürfen in den meisten Neubauten nur noch Heizungen, die mit mindeste…

Lesen hält fit

Natürlich gibt es jede Menge Bücher, die sich an Ältere richten. Neben Ratgebern wie Geldanlage und Vermögenssicherung für Senioren oder iPad-Ratgeber für Senioren, finden sich zahllose Titel zur Freizeitgestaltung wie Wanderungen in Oberbayern für Senioren aber auch Belletristisches à la Geschichten aus der guten alten Zeit: als Oma noch mit Kohlen heizte, aus Omas Nähkästchen und Opas Geigenkasten oder Lachgeschichten für Senioren. Viele davon zum Vorlesen, manche in lesefreundlichem Großdr…

Weniger Babys mehr Schüler

In diesem Jahr sank die Zahl der Neugeborenen leicht. Die der Erstklässler stieg allerdings an.

Neu im Kino: Maestro

Im neuen Netflix-Biopic „Maestro“ beleuchtet Bradley Cooper als Regisseur und Hauptdarsteller über 30 Jahre hinweg das Leben des legendären Komponisten Leonard Bernstein, sowie dessen Beziehung zu seiner Ehefrau Felicia Montealegre. Am 6. Dezember startet die bildgewaltige Charakterstudie in den deutschen Kinos.

Filmpreview: BlackBerry – Klick einer Generation

Das im kanadischen Waterloo ansässige Unternehmen Research in Motion Inc. wurde durch seine BlackBerry-Smartphones weltberühmt. Diese ersten Geräte ihrer Art konnten sich schnell auf dem Markt durchsetzten. Die Co-CEOs Mike Lazaridis (Jay Baruchel) und Jim Balsillie (Glenn Howerton) waren zwei der berühmtesten Unternehmer Kanadas. Sie machten die Region um Waterloo zu Kanadas Antwort auf das Silicon Valley. 

Neu auf DVD & Blu Ray: Gran Turismo

Jann Mardenborough (Archie Madekwe) hat den großen Traum, Rennfahrer zu werden. Einziges Problem: Er hat nicht die finanziellen Mittel, um Teil des elitären Motorsports zu werden – und drückt lediglich an der PlayStation beim Videospiel „Gran Turismo“ aufs Gaspedal. Doch dann wird Jann, als einer der besten Spieler des Planeten, dazu eingeladen, bei einem großen, internationalen Turnier mitzufahren.

ANZEIGEN

BLIX-NEWSLETTER

VERANSTALTUNGEN

ALLGÄU-OBERSCHWABEN

Anmerkungen zur Unechten Teilortswahl

Wahl heißt Auswahl

Zur Entscheidung des Bad Wurzacher Gemeinderates, es für die im Juni 2024 anstehende Kommunalwahl beim Verfahren der …
Ravensburg – Die Ravensburg Towerstars konnten am Freitagabend nicht an die guten Leistungen der letzten Spiele anknü…
Bad Waldsee (rei) – Annemarie Kunz, geboren 1936 an der Hochstatt, hat in Südafrika und Namibia gelebt. Dort hat sie …
Bad Schussenried – Weihnachtszeit ist Krippenzeit: Unter dem Titel „Zur Krippe her kommet“ präsentieren die Staatlich…
Bad Schussenried – Die Hollywood Hills, neue Star-Wars-Modelle und mittelalterliche Abenteuerwelten: Unter dem Titel …
Cookie Consent mit Real Cookie Banner