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Sieben Töchter und die Arbeit teilen sich Alena Blaich und ihr Freund Fabian Steigmiller. Die Patchwork-Familie erfährt dabei viel Unterstützung.

Ummendorf – Alena Blaich hilft nicht nur in verantwortlicher Position Steigmiller‘s Bio-Hofladen am Laufen zu halten, sie managt nebenher auch noch eine Patchwork-Familie mit sieben Kindern – lauter Mädchen. Besuch bei einer Powerfrau.

Fabian Steigmillers Partnerin Leni Blaich, gebürtige Ummendorferin, hat in Kiel Pädagogik und Französisch studiert. Nach einigen Jahren Tätigkeit in der Jugendhilfe kehrte sie 2020 zurück und nun ist die Zweiunddreißigjährige im Hofladen verantwortlich für die Bistro-Veranstaltungen, für die Foodtruck-Organisation (gerne backt sie auch selbst Pizza) und für die Kosmetik-Abteilung. Leni ist zudem zuständig für Social Media. Praktischerweise kann sie so Instagram und Facebook als „preiswertes Werbemittel“ auch vom Büro zu Hause aus mit Inhalten füttern. Sie liebt es, sich so vielseitig einbringen zu können. „Mein Pädagogik-Studium ist eine gute Grundlage. Auch im Laden geht es viel um innere Haltung, lösungsorientiertes Arbeiten und darum, wie man mit Menschen umgeht.“ Ganz bestimmt ist es auch nach Feierabend von Vorteil. Im Haus neben dem Hofladen lebt sie mit sieben Mädchen im Alter zwischen drei und elf Jahren. Drei hat sie aus einer früheren Beziehung in die Patchwork-Familie mitgebracht, vier Fabian. Fabian ist mit drei Brüdern aufgewachsen, Leni mit einer älteren Schwester.

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Als sie vor drei Jahren von der Ostsee an die Umlach zurückkam, war sie gerade in Elternzeit. Ihre drei Mädchen sind jeweils 15 Monate auseinander. In dieser Phase wollte sie ihren energieraubenden sozialen Beruf nicht ausüben und arbeitete Teilzeit in einem Hotel in Bad Waldsee. „Mit 15 habe ich bereits in der Gastronomie gearbeitet. Anderen Menschen eine schöne Zeit zu bereiten, fand ich schon immer toll.“ 

Die geborene Ummendorferin kam von der Ostsee zurück in ihr Heimatdorf, um ihr Glück gleich in der Nachbarschaft zu finden.

Die Familie hilft nach Kräften

Mittlerweile war es zur Trennung von ihrem Mann gekommen. Bei einer Bistro-Party traf sie Fabian, den sie von früher kannte, wieder. Sie wurden ein Paar. „Und dann hat Fabi mich vom Hotel abgeworben. Das war schon ein Wagnis, weil das hier so ein Herzens-Familien-Projekt ist“, erinnert sie sich bei unserem Gespräch in der modernen Wohnküche lachend. „Aber es hat funktioniert: Veranstaltungen, Pizza, Laden – da kam eines zum anderen. Fabi sitzt ja oft im Büro, ich hingegen verbringe viel Zeit im Laden und bin Ansprechpartnerin der Mitarbeitenden geworden. Ich genieße es sehr, dass Fabis Mutter Moni noch mitarbeitet und ich sie alles fragen kann. Dankbar bin ich dafür, dass sie ihre Erfahrungen mit mir teilt. Auch meine Eltern sind ein Segen. Sie wohnen ja nur 200 Meter entfernt und nehmen oft die Kinder zu sich.“

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Dennoch: Mit sieben Kindern voll berufstätig zu sein, ist schon eine Herausforderung, oder? „Die Mädchen mochten sich zum Glück von Anfang an, sie beschäftigen sich wahnsinnig viel miteinander. Fabis geschiedene Frau hat ihre Kinder jede zweite Woche die ganze Woche bei sich. Auch meine Kinder leben die Hälfte der Woche bei ihrem Vater. Jedes zweite Wochenende sind wir dadurch gemeinsam ohne Kinder. Da holen wir meist viel Arbeit nach. Auch die Bistro-Parties legen wir auf diese Zeit.“ Und wenn sie wirklich mal Zeit für sich hat? „Seit drei Jahren mache ich Yoga, das tut mir gut. Abends haben wir auch oft Zeit für uns. Zwischen halb acht und acht sind schließlich alle Kinder in ihren Zimmern. In der Entscheidungsphase, ob ich mir das alles zutraue, habe ich meine Schwester, mit der ich alles besprechen kann, um Rat gefragt. Sie bestärkte mich und meinte, das sei doch genau das Leben, das ich mir immer gewünscht hätte. So hat sich alles gefügt, das war Schicksal.“ 

Es geht ohne Personenbeförderungsschein

Und wie sieht ein typischer Tag aus? „Vier Mädchen bringen wir in den Evangelischen Kindergarten in Ummendorf, eines geht hier in die hiesige Grundschule und zwei fahren mit dem Linienbus in die Waldorfschule nach Biberach und zurück. Die Kleinen essen im Kindergarten zu Mittag, ich hole sie um 14 Uhr ab. Nachmittags wird es meist etwas trubelig: Schwimmen, Tanzgarde, Klavierunterricht, Besuch von Freunden, da ist man schon viel unterwegs.“ 
Ein normaler PKW hilft nicht weit, oder? „Wir haben einen Neunsitzer, da passen wir alle rein. Bei zehn Personen bräuchten wir einen Personenbeförderungsschein.“ Auf meinen fragenden Blick kommt ein amüsiertes: „Nein, nein, wir sind fertig!“   
Und sonst? „Die Wäsche ist mein Endgegner“, gibt sie zu, „aber dafür haben wir das große Glück, uns das fertige Essen von nebenan aus der Bistro-Küche holen zu können. Ich koche nur sonntags“. 
Auf was freut sich die quirlige Familien- und Laden-Managerin? „Ich freuen mich darauf, dass alles noch ein bisschen mehr ‚unseres‘ wird. Ich habe mich ja sozusagen in ein gemachtes Nest gesetzt – wobei Fabi mir nie dieses Gefühl vermittelt – aber da möchte ich meinen Platz noch mehr finden.“ 
Gibt es doch noch etwas, was ihren unerschütterlichen Optimismus bremsen könnte, etwas wovor sie Angst hat? „Nö, Angst nicht direkt. Aber sagen wir Respekt vor der Zeit, wenn immer mindestens fünf unserer Mädchen etwa gleichzeitig in der Pubertät sind.“ 

Autorin: Andrea Reck

Fotos: Steigmiller



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