War im Schweizer Emmental noch im 19. Jahrhundert der Kuckuck Eierlieferant, in Westfalen der Osterfuchs, in Thüringen der Storch und in Böhmen der Hahn, so bringt heute in ganz Deutschland der Hase die Eier zu Ostern. Warum eigentlich? Und wie geht es unseren Feldhasen?
Schon im Mittelalter wurde das Ei als Symbol für das christliche Osterfest bekannt. Hasen wurden mitunter als Auferstehungssymbol gedeutet. Die vielfältige christliche Hasensymbolik fand im Mittelalter in vielen Bildwerken ihren Ausdruck. Seit dem 18. Jahrhundert war das Dreihasenbild ein beliebtes Motiv zum Bemalen von Ostereiern. Das Dreihasenbild stand lange Zeit für die göttliche Dreieinigkeit.
Im germanischen Raum gab es schon früh heidnische Frühlingsfeste. Das Osterfest entwickelte sich schließlich aus dem jüdischen Pessach-Fest, das im jüdischen Frühlingsmonat Nissan stattfindet und im gregorianischen Kalender den Monaten März/April entspricht. So fiel die österliche Idee des Neubeginns durch die Auferstehung Jesu auch durch den Zeitpunkt des Festes auf fruchtbaren Boden. An Pessach gedenken Juden der Befreiung ihres Volkes aus ägyptischer Sklaverei. Beim Auszug aus Ägypten schlachtete man Lämmer und bestrich die Tür mit deren Blut – zum Zeichen, wer zum Volk gehört. Das Lamm ist so zum Symbol der Befreiung geworden und christlich adaptiert worden.
Der Überfluss an Eiern am Ostermontag lässt sich damit erklären, dass während der Fastenzeit der Verzehr von Eiern verboten war. Die durch Kochen haltbar gemachten Eier kamen dann an Ostern auf den Tisch. Unter koptischen Christen gab es früh den Brauch, sich mit Eiern zu beschenken, die rot gefärbt waren – ein Zeichen für das Blut Jesu. Außerdem gab es unter sorbischen Christen die Tradition, Ostereier reich zu verzieren.
Der Hase setzt sich durch
Über die Herkunft des Osterhasen gibt es verschiedene Geschichten. Fest steht, im 19. Jahrhundert setzte sich der Osterhase als Symboltier für Ostern durch, auch in katholischen Regionen liebten die Familien bald die Eiersuche. Dass der Feldhase als Spezialist fürs Eier färben und -verstecken gilt, hängt sicher auch mit seiner Fruchtbarkeit zusammen. Im März gibt es bereits die ersten Junghasen.
Der Feldhase (Lepus europaeus) ist ein faszinierendes Tier: Er ist nicht nur ein Meister der Tarnung mit einem ausgezeichneten Gehör, sondern auch ein exzellenter Sprinter. Er wiegt etwa vier bis fünf Kilo und wird bis zu 12 Jahre alt. Er ernährt sich von Gräsern, Feldfrüchten, Trieben und Knospen. Leider macht insbesondere die Intensivierung der Landwirtschaft, die Zerschneidung der Landschaft und damit der Verkehr dem Feldhasen das Leben schwer. Seine Feinde sind neben den Menschen Wildschweine, Füchse, Greif- und Rabenvögel.
Das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAWZB) stellt auf seiner Homepage www.lazbw.landwirtschaft-bw.de den im Januar erschienenen Projektbericht „Allianz für Niederwild“ zum Herunterladen bereit. Hier ist zu lesen, dass die für die Lebensräume der offenen Agrarlandschaft charakterisierenden Arten Rebhuhn, Feldhase und Fasan stellvertretend für den starken Rückgang vieler Arten des Offenlandes sind. Sie gelten als Bioindikatoren für die Agrarökosysteme. Wir fragten bei der Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg des LAZWB in Aulendorf nach. Wildbiologin Dr. Johanna Arnold, die das Wildtier-Monitoring leitet, bei dem auch örtliche Jägerinnen und Jäger mitarbeiten, bedauert, dass deutlich weniger Hasen gezählt werden als vor Jahrzehnten. Die Population sei mittlerweile aber stabil. „Der Feldhase ist zwar als gefährdet gelistet aber nicht akut vom Aussterben bedroht. 2022 hatten wir hier wieder 18,6 Tiere auf hundert Hektar, das ist Bundesdurchschnitt“. Kein Grund jedoch, sich zurückzulehnen. „Die Agrarlandschaft muss so gestaltet werden, dass die Arten überleben“, fordert sie.
Bleibt zu hoffen, dass die Feldhasen auch in Zukunft genug Fachkräfte haben, uns mit bunten Ostereiern zu erfreuen.
Autorin: Andrea Reck