Ich kann auf Kommando das Kfz-Kennzeichen unseres ersten Autos von 1965 nennen, meine Festnetztelefonnummer und mein Geburtsdatum, aber bei meiner Handy- und IBAN-Nummer komme ich schon ins Straucheln und bei meiner Bahnkundennummer muss ich ganz passen. Das wäre mir fast zum Verhängnis geworden…
als ich am 1. Oktober mit meinem 49 Euro-Ticket im Zug saß und der Schaffner kam. Das Ticket ist keine analoge Papierfahrkarte, sondern ist auf meinem Handy digital gespeichert. Aber was für die Bahn eine Vereinfachung sein mag, ist für mich eine nervenzehrende Verkomplizierung. Ich konnte mein Ticket nicht vorweisen, weil die Bahn mir mit einem Update in die Quere kam. Ich sollte meine Kundennummer eingeben, das Update herunterzuladen und das Ticket öffnen. Ich sehe wohl so aus, dass der Schaffner mir glaubte, dass ich das Ticket zwar habe, die Bahn dafür auch mein Konto belastet hat, ich aber meine Bahnkundennummer nicht auswendig weiß. Das holte ich daheim in einer einstündigen Aktion nach, denn sooo einfach, wie bestimmte Unternehmen dies in ihrer Werbung anpreisen, ist das weit verbreitete Selbermachen nicht. Ob an der IKEA- Kasse, beim Homebanking, beim Ticketautomaten der Bergbahn, der Bundesbahn und am Flughafen, alles mache ich selbst mit mehr oder weniger großer Kompetenz. Dabei macht es doch Sinn, dass es Menschen gibt, die gelernt haben, wie man mich bedient.
Ich trauere jetzt schon zusammen mit einer großen Kundenschar dem bald in Rente gehenden Bahnschalterbeamten in Biberach nach. Er gehört zu den Dienstleistern, für die ihr Beruf Berufung ist. Mit Akribie und Leidenschaft berät und verkauft er Bahntickets. Habe ich im Internet bereits recherchiert und unterbreite ich ihm meine Reiseidee, toppt er diese mit einer noch besseren Verbindung und vor allem einem noch besseren Preis aus der Vielfalt der Supersparpreisangebote der Bahn. Er ist ein Fuchs!
Verlässt man nach einem Ticketkauf bei ihm den Schalter hat man das angenehme Gefühl, gleich müsse es auf der Schwäbischen Eisenbahn von Biberach nach Durlesbach gehen. Wie gut war das noch, als man ohne 100 verschiedene Möglichkeiten und Preisstufen von A nach B fahren konnte. Einfach so. Am Schalter beim Bahnhofsvorsteher. Gut, nach Durlesbach muss es nicht gehen, aber a Billettle wäre schon schön. – Und für Herrn Rimböck zur Rente ein goldenes Billettle.
Autorin: Cornelia Furtwängler