Ravensburg – Seit 25 Jahren gibt es die Energie-agentur Ravensburg. Im Rahmen einer kleinen Jubiläumsfeier im Sparkassensaal der Kreissparkasse Ravensburg gab Landrat Harald Sievers eine Neuerung bekannt: Aus der Energieagentur Ravensburg wird offiziell die Energieagentur Oberschwaben GmbH. Damit sind alle Standorte – Ravensburg, Biberach, Sigmaringen, Bodenseekreis – unter einem Dach vereint.
Doch schon bisher war die Energieagentur über den Landkreis Ravensburg hinaus tätig. Für die Bürger und Ratsuchenden ändert sich deshalb nichts. Turnusgemäß übergab Sievers seinen Vorsitz der Gesellschafterversammlung an Kreishandwerksmeister Michael Bucher.
Vor 25 Jahren, im Jahr 1999, wurde in Ravensburg eine damals visionäre Einrichtung gegründet: Die Energieagentur Ravensburg. Viele fragten sich damals wohl: Wozu braucht man eine Energieagentur? Doch der Erfolg hat den Gründungsvätern Hermann Vogler, damaliger Oberbürgermeister von Ravensburg, Wilhelm Stotz, damals Kreishandwerksmeister und Anton Buck, früher Stadtwerke und heute TWS, Recht gegeben. Denn seither wurden mehr als 75.000 Energieberatungen durchgeführt sowie zahlreiche Nahwärmeprojekte und Klimaschutzabkommen betreut.
Dass das Thema Energie so relevant werden würde, damit rechneten wohl auch nicht die Gründer der Energieagentur damals – und auch nicht Walter Göppel, der von Anfang an Geschäftsführer war und dies bis heute ist. Mehr als drei Milliarden Euro wurden seither in betreute Projekte der Energieagentur investiert.
„Es war nicht immer nur Sonnenschein“, betonte Göppel. Er, der aus Biberach nach Ravensburg kam, habe schnell gelernt, dass es auf der einen Seite das Schussental gibt und auf der anderen das Allgäu. Nicht immer einfach, beiden gerecht zu werden. Doch es gelang ihm und seinem Team, die Energieagentur erfolgreich zu machen. Bereits 2003 wurde die Tochter-Energieagentur Biberach als GbR gegründet. Zwischen 2003 und 2008 wuchs die Energieagentur Ravensburg in die Fläche. Es wurden mehrere weitere Standorte gegründet, im Jahr 2007 für den Bodenseekreis und Sigmaringen als GbR. Somit scheint es ein logischer Schritt zu sein, nach 25 Jahren die Töchter zu fusionieren und unter dem Dach der Energieagentur Oberschwaben zu vereinen. Dies habe laut Göppel vor allem strukturelle Gründe, um die bürokratischen Abläufe zu vereinfachen. „Für die Ratsuchenden ändert sich nichts“, versichert er.
Göppel hat dabei stets über den Tellerrand hinausgeschaut und von Anfang an Netzwerkarbeit betrieben. Was ihm dabei wichtig war: Die Handwerker mitzudenken, die Praktiker, welche die Ideen und Vorhaben auch tatsächlich umsetzten. Darin sieht auch Alt-Oberbürgermeister Vogler den Schlüssel zum Erfolg. Neben den Handwerkern trug auch die Ortsgruppe Ravensburg des Bundes für Umwelt und Naturschutz dazu bei sowie die weiteren Gesellschafter: der Landkreis Ravensburg, die Städte Ravensburg und Weingarten, die TWS, die Thüga, die EnBW, die Kreishandwerkerschaft Ravensburg sowie die Energieagenturen Biberach, Bodenseekreis und Sigmaringen. Hinzu kommen viele Sponsoren wie die Kreissparkasse Ravensburg, die laut dem Vorstandsvorsitzenden Heinz Pumpmeier die Energieagentur in 25 Jahren mit rund 265.000 Euro unterstützt hat.
Im Laufe der Zeit hat sich einiges verändert. War der Energiesektor zu Beginn noch eine Nische, so wurde er immer mehr zu einem Thema, das auch die Politik umtrieb. Als 2006 der European Energy Award eingeführt wurde und damit rund 55 Kommunen in der Region Allgäu-Bodensee-Oberschwaben Fördermittel erhielten, gab das der Energieagentur einen starken Aufschwung. Der Bedarf an Energieberatung hat sich stark erhöht. Es geht um Fördermittel, Ökostrom und vieles mehr. Außerdem werden für Kommunen Quartierskonzepte entwickelt und auch das CO2-neutrale Schussental gehört dazu.
Neben der kommunalen Beratung nahm ab 2012 auch die gewerbliche Energieeffizienzberatung an Fahrt auf, beispielsweise mit dem Projekt „EIVRiG“. Als eines der interessantesten Projekte nannte Göppel die Umrüstung der Tennishalle in Bad Schussenried auf LED-Leuchten mit umgedrehten Straßenleuchten. So konnten die Stromkosten der Halle auf 1500 Euro pro Jahr gesenkt werden.
In den nächsten 25 Jahren wolle man weiter daran arbeiten, „die Welt zukunftsfähig zu machen“ – zumindest die oberschwäbische Welt, lautet die Zielsetzung.
Autor: Patrick Merk