Biberach – In den vergangenen Jahren erlebten die Biberacher Filmfestspiele mehr Tiefen als Höhen. Seit dem letzten Jahr erfährt das Festival aber eine positive Weiterentwicklung. Ein gelungener Auftakt für die neue Vorsitzende Carolin Bock.
Carolin Bock ist Steuerberaterin. Die gebürtige Biberacherin ist seit Jahren im Ensemble des Dramatischen Vereins: 2024 verkörperte sie dort eindrucksvoll die Estelle in Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“, derzeit spielt sie in der Komödie „Die Niere“. Ab dem nächsten Jahr engagiert sie sich auch in der Leitung des Schützentheaters.
Eine Woche nach Ende der 47. Biberacher Filmfestspiele sitzt Carolin Bock ganz entspannt in ihrem Büro in der Gymnasiumstraße im Haus der Urgroßeltern. Seit Juni ist sie neue Vorsitzende des Vereins Biberacher Filmfestspiele. Nach ihrem BWL-Studium in Ravensburg und der Spezialisierung als Steuerberaterin lebte sie ein paar Jahre in Hamburg. 2013 kehrte sie zurück nach Biberach, wo sie ihren Mann kennenlernte. Nach der Anonymität der Großstadt genießt sie die gewachsenen Strukturen ihrer Heimatstadt. In Biberach war sie traditionsgemäß mehrere Jahre ein „Schützentheaterkind“. Die sportliche Fünfundvierzigjährige liebte schon als Schülerin neben der Schauspielerei Tanz, Akrobatik und das Voltigieren. Zwar arbeitet sie gerne als Steuerberaterin, gestand sich aber irgendwann ein, dass ihr das nicht reicht. Sie besucht noch bis 2027 eine berufsbegleitende Schauspielschule in München mit Blockseminaren und online-Unterricht. „Schauspielen ist ein Handwerk“, lacht sie. „Es muss immer Spaß und Euphorie dabei sein, aber es gibt auch erlernbare Techniken.“ Spannend findet sie, dass bei der Ausbildung auch Filme analysiert werden, ist doch Kino eine weitere Leidenschaft. „Ich habe früher schon im Kino im Kiosk gearbeitet, damit ich mir die Filme möglichst oft anschauen konnte“, erinnert sich die Cineastin.

„Absolute Highlights in Biberach sind für mich die Filmfestspiele und natürlich das Schützenfest. Wenn ich in München schon wegen der schwäbischen Sprachfärbung auf meine Heimat angesprochen werde, kennt man außer Wieland meist noch die Filmfestspiele.“ Im Vorjahr erlebte sie das Event als Mitglied der Publikumsjury erstmals auch hinter den Kulissen. „Das war super, wir haben so viel diskutiert und ich konnte das Team kennenlernen. Erstmals war Douglas Wolfsperger der Künstlerische Leiter.“ Als im Frühjahr Harald Heigel das Amt des Vorsitzenden des Vereins Biberacher Filmfestspiele niederlegte, wurde Carolin Bock gefragt. Nach reiflicher Überlegung gemeinsam mit ihrem Mann hat sie zugesagt und wurde Anfang Juni einstimmig gewählt.
Sie schwärmt geradezu von ihren Erfahrungen zum Einstand, vom funktionierenden Team und dem wertschätzenden Publikum. „Die Ausgangslage des Filmfestvereins hat mir den Einstieg wirklich leicht gemacht – alle sind unglaublich engagiert“, sagt Carolin Bock. „Mit Douglas Wolfsperger haben wir einen professionellen künstlerischen Leiter, der das Biberacher Publikum bestens kennt. Dorothea Weing, als Vertreterin der Stadt Biberach, bringt ihre Erfahrung als Veranstaltungs- und Kulturmanagerin ein, Tamara Föhr ist eine echte Marketingexpertin. Stefan Birkenmaier kümmert sich nicht nur als Schriftführer, sondern auch als Pädagoge hervorragend um die jährliche Schülerjury. Und mit dem Bankkaufmann Thomas Weber habe ich einen verlässlichen Partner in Finanzfragen. Die Festivalleiterin Anika Butz sorgt als Veranstaltungsmanagerin für die ganzheitliche Organisation, während Gloria Robenek uns in der Vereinsverwaltung und Geschäftsstelle unterstützt. Mein eigener Anteil erscheint mir da fast klein“, schmunzelt die sympathische Teamplayerin.
Mit über 8.500 verkauften Tickets, konnte das Festival seine Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahr nochmals steigern. Bock freut sich, dass alle Vorstellungen großen Zuspruch fanden und die Kinosäle nahezu durchgehend voll waren. „Man will ein volles Kino, aber die Leute sollen auch nicht enttäuscht sein, dass alles bereits ausverkauft ist.“ Auch die Abschluss-Gala kam gut an, Nastassja Kinski erhielt einen Ehren-Biber für ihr Lebenswerk. Bemerkenswert sei, wie sich die Filmschaffenden für die gute Organisation und das tolle Publikum bedankt haben. „In den letzten Tagen bekamen wir einige Mails von den Profis“, „diese Dankbarkeit gibt mir noch mehr Energie. Ich schwebe noch ein bisschen auf Wolke sieben. Einen schöneren Einstand hätte ich mir nicht vorstellen können. Jetzt genießen wir den Rest des Monats, feiern unser Helferfest und dann geht’s schon wieder los für 2026. Wir hatten dieses Jahr einen Biber ohne Patenschaft bei der Preisverleihung. Es wäre schön, wenn wir für die Zukunft noch weitere Sponsoren gewinnen könnten“, ist ihr am Schluss noch eine ergänzende Anmerkung mit Augenzwinkern wert. www.biberacherfilmfestspiele.de
Autorin: Andrea Reck
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