Schloss Achberg – Nach der Ausstellung „Käthe Kollwitz“ trägt die zweite jetzt laufende Kunstausstellung des Jahres den Titel „Kunst & Liebe“. Der Untertitel lautet „Zeitgenössische Künstlerpaare im Miteinander und Gegenüber“. Die Ausstellung mit exemplarischen Einblicken in die gegenwärtige Kunstszene wurde von Andrea Dreher von der Ravensburger Galerie für zeitgenössische Kunst kuratiert und schließt ihre Pforten am 2. November.
Gezeigt werden Exponate von insgesamt 13 Künstlerpaaren aus verschiedenen Generationen, die im Zeitraum der Jahrgänge von 1951 (Nikolaus Kernbach, *1951 Ravensburg) bis 1996 (Lina Baltruweit, *Freiburg 1996 und Johannes Baltruweit, *Bad Soden 1996) geboren sind. Die Baltruweits (SUPER VIVAZ) sind seit 2018 ein Paar, Nikolaus Kernbach mit seiner Andrea (*1955 Köln), die in Aulendorf leben, seit 1977. Außer dass die Paare natürlich verschiedene Generationen repräsentieren, repräsentieren sie auch höchst unterschiedliche Arbeitsweisen.
Die Künstlerpaare verteilen sich mit ihrer Kunst so über drei Stockwerke des Schlosses, dass letztendlich in bunter Vielfalt ein abwechslungsreicher Rundgang durch den Parcours entsteht. Er gleicht einer künstlerischen Entdeckungsreise. Dabei trifft Prominenz auf Nachswuchstalente, Älter und Jung stehen sich nebeneinander und gegenüber. Jeder Raum des Schlosses bildet einen eigenen Kosmos mit Kunst von Menschen, die das Leben miteinander teilen.

Mit Blick auf das Spektrum der dreizehn Paare stellen sich als „Fragen aller Fragen“ diese Fragen, die im Begleitheft zur Ausstellung bei jedem einzelnen Paar vermerkt sind: Führt die Kunst zur Liebe oder führt die Liebe zur Kunst? Und: Haben Sie sich zuerst in den Menschen verliebt oder zunächst in deren/dessen Kunstwerk? Die 1965 in Ravensburg geborene Isa Dahl und ihre zwei Jahre früher in Schwäbisch Gmünd geborener Mann Daniel Wagenblast antworten kurz und bündig: „In den Menschen.“ Ihre wichtigen Künstlerpaar-Gespräche verlaufen unterwegs auf der Autobahn. Sie leben als Künstlerpaar und arbeiten als Künstlerduo. Ob ihnen die Begrifflichkeit wichtig sei? „Wir sind zwei Individuen, ein Duo und ein Paar“. Mit gegenseitigen Erfolgen oder auch Flauten gehen sie auf ihre Weise um: „Wir machen eine Fahrradtour.“ Ihre Arbeit vollzieht sich in zwei Ateliers in Stuttgart, denn „mein Atelier ist mein Atelier, dein Atelier ist dein Atelier“. Was von ihnen in der Ausstellung zu sehen ist, sind leuchtende, farbintensive Gemälde, eine Kombination im Einklang mit der oberschwäbischen Landschaft.
Die 1992 in Konstanz geborene Lydia Schellhammer und der 1988 in Kinshasa/DR Kongo geborene Christ Mukenge sind seit 2016 ein Paar. Sich selbst bezeichnet das Paar als „Doppelköpfiges Monster“. Gemeinsam an einer Leinwand arbeitend, unterliegen sie einem fortlaufenden künstlerischen Prozess, der digitale und analoge Gemälde und Zeichnungen, experimentelle Videos, Installationen und Performances umfasst. Ihre Werke signieren sie zu zweit. Als Monster versteht sich das Duo als personifizierte Kunst, ebenso als personifizierte Liebe. Das Duo sieht sich als eigenständiges Wesen mit eigenem künstlerischen Stil und mit eigener Ästhetik. Die inhaltliche Ausrichtung der Arbeit der beiden beschäftigt sich viel mit allerlei Übersetzungsprozessen, sprachlich wie auch interkulturell.
Die studierte Textildesignerin Ria Wank (*1988 Cottbus) und Wolfgang Ganter (*1978 Stuttgart) sind seit 2020 ein Paar, das zwischen Berlin und Brandenburg pendelt. Die einen sehr verliebten Eindruck hinterlassende Cottbuserin hat für Achberg eine neue Technik entwickelt, die fern von ihren fotografischen Arbeiten liegt. Sie wollte schon lange wieder zu ihren textilen Wurzeln zurück und weg von der Chemie, um ausschließlich mit organischen Naturmaterialien zu arbeiten. Sie findet es „einfach wunderbar“ zu erleben, wie die neuen Werke gedeihen und während ihrer Entstehung zum Leben erweckt werden.
Das aus Simone Zaugg (*1968 Bern) und Pfelder (*1965 Hamburg) sind seit 2002 ein Paar, das in Berlin lebt, und schließt als Nr. 13 den Reigen der künstlerischen Paare. Es gibt an, über die Kunst zur Liebe gekommen zu sein. Ihrer Liebe gingen zufällige Treffen im Kunstkontext voraus. Als sie aneinander ähnliche künstlerische Intentionen feststellten, haben sie sich verliebt – natürlich in den Menschen. In Achberg präsentieren sie die Installation „Hermes und das Himmelbett“. Über eine Leiter kann das Bett erklommen werden. Der prächtigen Stuckdecke des Raums „himmlisch“ nahe, lässt es sich in dem „Himmel-Hochbett“ vortrefflich turteln und ausruhen.
Autor: Horst Hacker
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