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Abiturient Simon Wäscher weiß, was er werden will. Foto: Andrea Reck

Ein Trend, der sich verstärkt: Immer mehr Abiturienten und Abiturientinnen machen eine Ausbildung. Studieren wollen sie (vielleicht) später. 

Simon Wäscher (17) aus Ummendorf macht gerade Abitur am Wieland-Gymnasium, „Leistungskurse Mathe, Physik und Erdkunde“. Obwohl noch eine schriftliche und zwei mündliche Prüfungen ausstehen, wirkt er sehr entspannt. Kein Wunder, er hat in allen Fächern beste Noten, könnte alles studieren. Er macht aber erst mal eine Lehre als Zimmermann. Warum? „Ich möchte nicht gleich wieder was Theoretisches machen.“ Handwerklich geschickt ist er, der schon immer gerne in der elterlichen Landwirtschaft mitgearbeitet hat, ohnehin. „Das Biberacher Modell im Holzbau gefällt mir, später will ich Bauingenieur studieren.“  

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Die Hochschule Biberach bietet den praxisorientierten Studiengang Holzbau-Projektmanagement/Bauingenieurwesen an. Er gliedert sich in drei Phasen: Zunächst die Zimmererausbildung. Wer (Fach)hochschulreife hat, schließt einen Lehrvertrag mit einem Meisterbetrieb ab und beginnt die Ausbildung im zweiten Lehrjahr. Am Ende des dritten Lehrjahres legt er/sie die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Ulm ab. Die Lehrveranstaltungen und der Berufsschulunterricht sind Präsenzblöcke (Dauer 2 bis 3 Wochen) in Biberach. Der Berufsschulunterricht wird an der Karl-Arnold-Schule, die Hochschulvorlesungen werden am Kompetenzzentrum durchgeführt. Phase zwei: Ingenieurstudium. Das Studium erfolgt gemäß der Studien- und Prüfungsordnung der Hochschule Biberach. Mit dem Nachweis aller Prüfungen verleiht die Hochschule den akademischen Grad Bachelor of Engineering. Dieser Abschluss ist international anerkannt und berechtigt zu einem weiterführenden Master-Studium. Das 5. Studiensemester (Praxissemester) lässt sich zur Weiterqualifizierung im Handwerk nutzen. Möglich ist ein Kurs zum geprüften Polier sowie darauf aufbauend ein Vorbereitungslehrgang zur Meisterprüfung beim Kompetenzzentrum Holzbau & Ausbau. Die abschließenden Prüfungen müssen vor der Handwerkskammer Ulm abgelegt werden. Die Hochschule Biberach ermöglicht diese Zusatzqualifikation organisatorisch im 7. Semester.

Welche Ausbildung liegt im Trend?

Wer sich für eine klassische Ausbildung entscheidet, hat auch viele Möglichkeiten. Die beliebtesten Ausbildungsberufe bei Männern sind derzeit: Kraftfahrzeugmechatroniker, Fachinformatiker Fachrichtung Systemintegration, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Industriemechaniker, Elektroniker verschiedene Fachrichtungen, Kaufmann im Einzelhandel, Mechatroniker, Elektroniker für Betriebstechnik, Fachkraft für Lagerlogistik sowie Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement.

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Bei Frauen beliebt (ebenfalls laut Statistischem Bundesamt/Destatis): Kauffrau für Büromanagement, Medizinische Fachangestellte, Zahnmedizinische Fachangestellte, Industriekauffrau, Kauffrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Verwaltungsfachangestellte, Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement, Bankkauffrau sowie Steuerfachangestellte. 

Dabei sind die beliebtesten Ausbildungsberufe nicht die am besten bezahlten. Hier steht an erster Stelle laut www.ausbildung.de Fluglotse/-lotsin. Sie koordinieren die Start und Landung von Flugzeugen oder führen Flugmaschinen sicher durch den Luftverkehr. So viel Verantwortung wird belohnt. In den ersten anderthalb Jahren bekommen sie ein monatliches Bruttogehalt von 1.400 €. Sobald sie sich im zweiten Teil der Ausbildung im Tower oder Center befinden und erste Kommandos geben, verdienen sie zwischen 4.500 und 5.900 €.

An zweiter Stelle wird genannt Schiffsmechaniker/in, verantwortlich für die Bedienung, Wartung und Instandhaltung technischer Anlagen und Maschinen an Bord eines Schiffes. Darüber hinaus übernehmen sie Wachdienste auf der Kommandobrücke und im Maschinenraum, bedienen Ladeeinrichtungen, überwachen die sichere Verstauung der Ladung und kontrollieren die Sicherheitseinrichtungen an Bord. Aufgrund der zahlreichen handwerklich-technischen sowie seemännischen Arbeiten verdienen Schiffsmechaniker bzw. -mechanikerinnen gutes Geld: Nach dem Heuertarifvertrag See liegt das Bruttogehalt bereits zum Ausbildungsstart bei 1.159€ im Monat. Im zweiten Jahr bei 1.446 €,im letzten Jahr der Ausbildung gibt es 2.001€ brutto im Monat. 

Polizisten und Polizistinnen im mittleren Dienst verdienen bereits im ersten Ausbildungsjahr 1274–1473 €. Entscheiden sie sich für die Landespolizei, bekommen sie zwischen 1.274 € und 1.378€ brutto im Monat je nach Bundesland. Bei der Bundespolizei liegt der Anwärtergrundbetrag bei 1.473 €.

Auch Verwaltungswirte/innen im mittleren Dienst verdienen gut. Ob im Bürgerbüro, im Ordnungsamt oder Verkehrsamt: In allen öffentlichen Einrichtungen erledigen sie klassische Büroarbeiten wie Personalverwaltung, Materialbeschaffung und Rechnungswesen, beraten aber auch Bürgerinnen und Bürger. In beiden Jahren der Ausbildung verdient man je nach Bundesland zwischen 1.260 und 1.370 € brutto im Monat, bei Bundesbehörden sogar 1.473 €.

Sozialversicherungsfachangestellte prüfen während der Ausbildung Ansprüche sowie Versichertenverhältnisse und beraten Kunden. Sozialversicherungsfachangestellte gibt es in fünf unterschiedlichen Einsatzgebieten: allgemeine Krankenversicherung, Rentenversicherung, knappschaftliche Sozialversicherung, Unfallversicherung sowie landwirtschaftliche Sozialversicherung. In der Unfallversicherung gibt es bereits im ersten Jahr bis zu 1.374 €. 

Guter Verdienst in der Pflege

Mittlerweile verdienen auch angehende Pflegefachmänner und Pflegefachfrauen gut. Sie arbeiten in Krankenhäusern, in Altenheimen oder bei Pflegediensten. Während der Ausbildung zum Pflegefachfrau oder -mann erlernen sie verschiedene pflegerische Maßnahmen und eignen  sich die medizinischen Grundlagen zur Versorgung kranker oder älterer Patienten an. Machen sie eine Ausbildung bei einer Einrichtung des öffentlichen Dienstes, werden sie nach Tarifvertrag bezahlt. Im ersten Ausbildungsjahr mit etwa 1.340 €, im zweiten Ausbildungsjahr 1.402 € und im dritten 1.503 €.

Auch Bankkaufmänner und -frauen verdienen bereits in der Ausbildung gut: Sie werden schon zu Beginn mit bis zu 1.300 € vergütet. Im zweiten Jahr erhöht sich der Lohn auf bis zu 1.370 € und im dritten Jahr auf bis zu 1.450 €. 

Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen sind Experten, wenn es um die Zukunftsvorsorge geht. Sie beraten Kunden, kümmern sich um Versicherungsschäden und schließen Verträge ab. Sie verdienen bereits im ersten Ausbildungsjahr 1.205 € brutto im Monat. Die Ausbildungsvergütung steigt in den folgenden Jahren auf 1.282 € beziehungsweise 1.370 €.

Auch als Maurer oder Maurerin verdient man nicht schlecht. Hier schwankt die Ausbildungsvergütung zwischen den Bundesländern etwas. In den alten Bundesländern bekommen Maurer in der Ausbildung 1.080 € brutto im ersten Jahr. Im zweiten Ausbildungsjahr gibt es bis zu 1.300 €. Im dritten Ausbildungsjahr steigt die Vergütung auf bis zu 1.550 €. Im Baugewerbe gibt es noch viele weitere Berufe, die ebenfalls eine sehr gute Ausbildungsvergütung haben – zum Beispiel der Beton- und Stahlbetonbauer oder der Straßenbauer.

Um zum anfangs angehenden Zimmermann zurückzukommen: In Baden-Württemberg verdient er zu Beginn der Ausbildung über tausend Euro. Aber Simon steigt als Abiturient ohnehin gleich im zweiten Lehrjahr ein. Er freut sich drauf. 

Autorin: Andrea Reck



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