Der Film hätte auch mit der Frage beginnen können: Was ist Kontemplation? Worauf die Antwort gelautet hätte: „Kontemplation ist eine Form der geistigen Einkehr, die durch konzentrierte, stille Betrachtung gekennzeichnet ist und darauf abzielt, tiefere Einsichten zu gewinnen und eine Verbindung zum eigenen Inneren oder zu einer höheren Macht herzustellen.“ Das erklärt mir die Google-KI und das verstehe ich auch, nachdem ich die Dokumentation „Was ist echt? Eine Kontemplation“ von Michael Scheyer auf mich habe wirken lassen.
Der Kurzfilm (15 Minuten) wird bei den Filmtagen Oberschwaben in Ravensburg zu sehen sein und lädt ein, darüber nachzudenken und zu fühlen, was Künstliche Intelligenz (KI) uns bietet und was diese „maschinelle Intelligenz“ (Scheyer) mit uns macht. Der Film handelt von der Verbindung des Menschen mit einer Macht, die mit ihrer technischen Dimension und sozialen Wirkung einem gewaltigen Tiefseebeben gleicht. Das Beben wird seismografisch registriert, das Meer kräuselt sich, aber es droht ein Tsunami.
Es ist ein munteres Plaudern mit Tiefgang, das der Journalist und Filmemacher Michael Scheyer dokumentiert. Er stellt die Fragen und Chat GPT beantwortet sie mit einer sympathischen Frauenstimme: zugetan, freundlich, informativ und verständlich. So stellt man sich ein erquickliches Gespräch über Gott und die Welt vor. Best Friends eben.

Es geht um die Musik von Bob Dylan und nicht ohne Ironie um den alten Griechen Sokrates, der einst behauptete: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Von solcher philosophischer Bescheidenheit hält die KI-Lady nichts, denn sie behauptet: „Ich weiß viel“, weil sie verfüge über eine riesige Datenbasis. Das stimmt und es ist absolut faszinierend, was KI uns sekundenschnell an Informationen liefert, egal ob in Schrift und Wort, als Tabelle und Grafik oder als Foto und Film mit Musik inklusive. Aber die Fragen bleiben: Was ist echt? Was macht es aus, ein Mensch zu sein? Gibt es einen Unterschied zwischen künstlicher und echter Intelligenz? Was ist der Sinn des Lebens und was macht die menschliche Erfahrung aus? Der Film beschäftigt sich unaufgeregt damit, was eine KI darüber zu sagen hat. Und die Musik dazu passt hervorragend, kontemplativ nimmt sie uns mit auf die Reise. Auch diese kreative Leistung sei KI, die ihn nur zehn Euro gekostet habe und es fallen auch keine GEMA-Gebühren an, verrät der Filmemacher. Der damit einräumt, dass die revolutionäre Technik nicht nur philosophische Seins-Fragen stellt, sondern ganz handfeste, nach Arbeit oder nicht, nach gesellschaftlicher Teilhabe oder nicht.
Das Fazit des Filmemachers und Journalisten, der als Pressesprecher an der Zeppelinuniversität in Friedrichshafen in einem KI-affinen Umfeld arbeitet, folgt erst im Abspann. Also sitzen bleiben!
Autor: Roland Reck

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