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Führung durch Naturlotsen in Gründlenmoos. Foto: Ulrich Stark

Allgäu – Das Westliche Allgäu ist schon wegen seiner Geologie und Topografie eine einzigartig vielfältige Landschaft mit großartigen Lebensräumen von Tieren und Pflanzen.  Ein vom Bund gefördertes Projekt will diese Vielfalt schützen und die Menschen dafür sensibilisieren. Dazu gehört die Ausbildung von Naturlotsen. Sie führen fachkundig zu den ausgewählten Naturschönheiten dieser Landschaft und öffnen Einheimischen wie Gästen die Augen für manchmal versteckte artenreiche Schönheiten dieser Region. BLIX hat einen von ihnen besucht.

Schreinermeister Andreas Eberwein (68) aus Alttann ist einer der 25 ausgebildeten Naturlotsen. Er stammt aus Ditzingen im Großraum Stuttgart. Das Erkunden von Landschaft und Natur war schon immer seine Leidenschaft. Während seiner Gesellenzeit als Schreiner arbeitete er in Schweden und erwanderte sich die dortige Landschaft zu Fuß. Von 2009 an verbrachter er Urlaub und Ferien mit seiner Frau Hildegard regelmäßig in Alttann bei Wolfegg. Sie hatten dort ein Haus erworben. Die Schönheit der Landschaft und der Natur in diesem Teil des württembergischen Allgäus hatten ihn von Anfang an fasziniert. Zehn Jahre später waren die Zelte in Ditzingen gänzlich abgebrochen, der Schreinerbetrieb eingestellt, das Haus an einen der Söhne übergeben, die eigene Ferienwohnung in Alttann in ein eigenes Zuhause umgewandelt. In der Imkerei fand er eine neue Passion und er erkundete weiterhin die Landschaft bei zahlreichen Wanderungen und Exkursionen.

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Per Zufall entdeckte er im Amtsblatt der Gemeinde eine Meldung über die Ausbildung zum Naturlotsen. Es war genau das, was er suchte: Er wollte das auf seinen Wanderungen Gesehene und Erlebte vertiefen. Während der Ausbildung vom Herbst 2022 bis Sommer 2023 lernte er die Landschaft des Westallgäus mit seinen vielfältigen Lebensräumen für Pflanzen und Tieren, mit seinen Seen, Fließgewässern, Mooren und den gebirgsnahen Hängen der Adelegg intensiv kennen. Ihm wurden Zusammenhänge bewusst. „Das war eine sehr anspruchsvolle Ausbildung. Wer sich mit Lernwillen richtig hineingegeben hat, der konnte richtig viel herausholen“. Dozenten und Fachleute erklärten fachkundig die Naturlandschaft des Westallgäus, ihre pralle Vielfalt an Tieren und Pflanzen, aber auch, wie der Mensch die Kulturlandschaft im Lauf der Jahrhunderte verändert und manchen natürlichen Lebensraum zerstört hat, indem er Mooren landwirtschaftlich nutzbare Flächen abrang, Torf abbaute oder mit dem Anlegen von Weihern und dem Bau von Wasserläufen Landschaft umbaute. Die Ausbildung hat Andreas Eberwein gänzlichen im Allgäu ankommen lassen. „Ich bin kein Stuttgarter mehr, ich bin hier daheim“.

Naturlotse Andreas Eberwein ist auch mit seiner Frau Hildegard häufig in der Natur unterwegs. Foto: Rudi Multer

Dass er inzwischen, abgesehen vielleicht vom Stuttgarter Dialekt, ein fachkundiger Allgäuer geworden ist, anerkennen sogar Einheimische nach seinen Führungen. Sein Spezialgebiet ist das Quellgebiet Weißenbronnen unweit von Alttann. Informationen zur Geschichte der menschlichen Nutzung von Wasser und Wasserkraft oder Natur wechseln sich hier ab. Prächtige bunte Magerwiesen überraschen mitten im Wald. Nach Führungen bekam der Naturlotse nicht nur einmal von Einheimischen attestiert, manches davon noch nie gesehen zu haben. 

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Das Quellgebiet Weißenbronnen ist ein Gebiet am Rand des Projektgebiete Naturvielfalt Westallgäu, das sich von Wolfegg bis Isny und entlang der Argen bis kurz vor den östlichen Bodensee erstreckt. Das auf sechs Jahre angelegte Projekt wurde vom Nabu Baden-Württemberg initiiert und wird im Bundesprogramm biologische Vielfalt gefördert. Ein vierköpfiges Projektteam kümmert sich um die Renaturierung von Mooren und Quellen, die Schaffung eines modellhaften Biotopverbunds und die Sensibilisierung von Einheimischen und Gästen für den Moorschutz und die Naturvielfalt im Westallgäu. Beim letzten Punkt kommt naturgemäß den Naturlotsen eine gewichtige Aufgabe zu. Es ist aber nicht die einzige Form der Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt eine ansprechende Homepage und einen Flyer zum Projekt, noch bis Mitte Oktober ist die Ausstellung „artenreich“ im Haus Tanne in Isny zu besuchen. Netzwerke sollen gebildet werden. Der Schutz der Lebensräume in der Region ist nicht nur wichtig für die Artenvielfalt, sondern auch für den Klimaschutz. Moore gelten als Speicher für Kohlendioxid par excellence. Werden sie trockengelegt, wird die Atmosphäre mit großen Mengen des klimaschädlichen Gases belastet.

Die Qualität der Führungen scheint sich herumzusprechen. Die Teilnehmerzahl stieg von 2023 auf 2024 von 467 auf 587 Teilnehmer. Allein bis Anfang Juli diesen Jahres nahmen 422 Teilnehmer an Führungen des Projekts teil. „Mit einer Vorlaufzeit von einem Monat bieten wir gerne auch Führungen für Vereine oder Jahrgänger an“, sagt Wibke Wilmanns. Sie ist im Rahmen des Projekts für die Umweltbildung und damit für die Ausbildung der Naturlotsen zuständig. Möglichst viele Menschen sollen für die Themen in diesem „Hotspot der Biodiversität“ einen Blick bekommen. Bei den Führungen von Andreas Eberwein, dessen Wohnort am interessanten Rand des Projektgebiets liegt, könnten es ruhig noch ein paar Teilnehmer mehr sein. Bisher schwanken die Teilnehmerzahlen zwischen zwei und 16. „Von denen, die dabei waren, bekomme ich ausnahmslos begeisterte Rückmeldungen“. 

Die Termine der Führungen erfahren Interessierte denkbar einfach über das Internet. Auch Anmeldungen sind online möglich. Dazu die entsprechenden Homepages.

Führungen im Rahmen des Projekts Naturvielfalt Westliches Allgäu:
www.naturvielfalt-westallgaeu.de

Weitere Führungen in der Region, unter anderen mit Andreas Eberwein:
www.nabu-weingarten.de

Autor: Rudi Multer



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