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Der Landwirt und Landespfleger Walter Seifert hat den Schwund des Moores zentimetergenau vor Augen. Um einen halben Meter ist das Moor an dieser Stelle im Steinhauser Ried bereits abgesackt und Kohlendioxid ist freigesetzt worden, wie er anhand der alten Betonstelen erkennen kann. Foto: Reck

Torfwerk – Walter Seifert ärgert sich, also schreibt er einen Leserbrief als „Moorbauer“ und erhält, was er will: Aufmerksamkeit. Worüber er sich ärgert, ist die Kampagne gegen das geplante Biosphärengebiet. „Vernunft statt Bürokratie – Nein zum Biosphärengebiet“ lautet der Appell auf den Transparenten entlang der Straßen. Platziert von der „Allianz für Allgäu-Oberschwaben“, einem Aktionsbündnis des Bauernverbandes Allgäu-Oberschwaben mit dem regionalen Adel. Und das im Gedenken an 500 Jahre „Bauernlegen“, empört sich der 70-jährige „Moorbauer“ und kündigte seine Mitgliedschaft beim Bauernverband zum Ende des Jahres. Der zornige alte Mann hat was zu sagen.


Denn außer als Kleinbauer auf mooriger Fläche im Torfwerk bei Schussenried hat der studierte Landespfleger über 30 Jahre als „Mittler zwischen Naturschutz und Landwirtschaft“ im Landratsamt Ravensburg gearbeitet. Er kennt also das Metier und die Akteure von beiden Seiten und weiß, wovon er spricht, wenn er kritisiert, dass Landwirte sich zu wenig für Artenschutz interessieren. Und anmerkt: Das sei bei Bäuerinnen anders. Sein Credo: „Ohne intakte Natur ist auf Dauer keine Landwirtschaft möglich.“ Und deshalb ist der langjährige Gemeinderat so vehement für das Biosphärenkonzept, bei dem „der Naturschutz von unten nach oben geht“ und nicht umgekehrt. Die Gemeinden und die Landwirte seien die Profiteure. Und als Fachmann macht er darauf aufmerksam, dass in Zeiten knapper Kassen – also in Zukunft – das Geld dorthin fließt, wo örtliche Strukturen und langfristige Konzepte vorhanden sind. Zum Beispiel in ein Biosphärengebiet.

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Autor: Roland Reck

Leserbrief: „Von Landwirten für Landwirte“

In der Debatte um das geplante Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben wird ein entscheidender Punkt oft übersehen: Es ist eine Antwort auf die existenziellen Herausforderungen, vor denen unsere Landwirtschaft steht – und es bietet Lösungen für die drängendsten Umweltprobleme wie die Moorschwundkrise in unserer Region.

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Während Handelsabkommen wie Mercosur heimische Betriebe mit billiger Importkonkurrenz unter Druck setzen und das Bauernsterben weiter vorantreiben, bietet das Biosphärengebiet einen konkreten Ausweg. Es ist keine zusätzliche Bürokratie, sondern ein strategisches Werkzeug zur Zukunftssicherung.

Mit großen Transparenten entlang der Straßen protestiert die „Allianz für Allgäu-Oberschwaben“ gegen das geplante Biosphärengebiet. Foto: Reck

Besonders deutlich wird dies beim Moorschutz: Unser Moor im südlichen Federseebecken ist in den letzten 70 Jahren bereits um einen halben Meter abgesackt – die Drainagen liegen teilweise schon offen. Statt weiter auf Drainage zu setzen, bis die Flächen gar nicht mehr bewirtschaftbar sind, müssen wir jetzt handeln. Das Biosphärengebiet ermöglicht alternative, zukunftssichere Bewirtschaftungsformen wie Wasserbüffel-Beweidung oder den Anbau nachwachsender Rohstoffe. So sichern wir nicht nur die Biodiversität und das Klima, sondern auch die Möglichkeit einer Bewirtschaftung für kommende Generationen.

Es ist schon merkwürdig: Gerade jetzt, wo sich Landwirte selbst organisieren und zukunftsfähige Modelle entwickeln, fahren ausgerechnet fürstliche Häuser bezahlte Kampagnen gegen das Biosphärengebiet. Nach 500 Jahren Bauernlegen durch den Adel sollten wir sehr genau hinschauen, wessen Interessen hier wirklich vertreten werden. Im Kern geht es um die entschlossene Förderung der Diversifizierung unserer Höfe. Das Biosphärengebiet bündelt gezielt Fördermittel und Lenkungsinstrumente, um regionale Vermarktung, ökologische Wertschöpfung und nachhaltigen Tourismus zu stärken. Hier entstehen geschützte Räume für Innovation – genau dort, wo Mittel gebündelt und wirksam eingesetzt werden. Dieses Modell ist von Landwirten für Landwirte gemacht. Es schafft Perspektiven jenseits des globalen Preiskampfs und erhält unsere bäuerliche Kulturlandschaft. Nutzen wir diese Chance!

Mit freundlichen Grüßen, 
Walter Seifert, Moorbauer



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