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Aufführung einer Bauernhochzeit nach den Regeln des Adels. Foto: Reck

Rot an der Rot – Vom 19. bis 21. März fanden erste Stellproben für das Jubiläumstheater „500 Jahre Bauernkrieg“ der Dollinger Realschule mit dem Baltringer Haufen in der Roter Pfarrkirche St. Verena statt: der imposante Auftakt eines großartigen Projektes. „Für die Freiheit! 1525-2025“

Am ersten Abend kamen alle zur Stellprobe im frühklassizistischen Kirchenraum der Klosterkirche zusammen. Das Schulorchester intonierte die Fanfare der Tagesschau, schließlich spielt das Stück nicht nur in der Vergangenheit. Dieter Maucher, der bis 2019 Leiter der „Heimatstunde“ des Biberacher Schützenfestes war, hat alle Fäden in der Hand und mahnt die Darsteller zu konzentriertem Auftreten. „Wo sind die Lakaien?“, ruft er laut in die Runde, bittet das Schulorchester noch einmal um den Tusch, stellt die Darsteller vom Baltringer Haufen auf und hat die Augen überall. Trotz kühler Temperaturen in der imposanten Kirche, zieht er bald seine rote Daunenjacke aus.

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Beim Theaterstück machen rund 120 Darstellende mit. Die „Dolli“ kooperiert mit der Historiengruppe „Baltringer Haufen“, die in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen feiert. Schülerinnen und Schüler von Klasse fünf bis neun im Alter zwischen zehn und sechzehn übernehmen die Rollen. Außerdem wirken mit der Fanfarenzug, der an diesem Abend allerdings nicht dabei ist. Ein Mammut-Projekt, das Dieter Maucher, selbst Lehrer an der Dollinger-Realschule, sich da vorgenommen hat. Der fünfzigjährige Pädagoge hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie in Biberach. Was treibt ihn an, so ein Projekt zu stemmen?

„Wir haben ein Theaterprofil an der Schule, das wir damit schärfen wollen. Ich kann meine Leidenschaft zu Theater und Geschichte in diesem Stück vereinen und mit Kollegen zusammen eine reale Fantasiewelt gestalten. Wir leiten dabei Jung und Alt an, aus sich herauszukommen und das Beste aus sich herauszuholen. Das auf der Bühne dann zu sehen und dabei ein Publikum zu begeistern, ist immer ein Gänsehautmoment und erfüllt mich mit Freude und Stolz. Stemmen kann ich so ein Projekt nur, weil ich von allen Seiten Unterstützung erfahre und diese sehr schätze. Dennoch ist dieses Projekt eines der größten, das ich bisher auf die Beine gestellt habe“, erklärt er am Rand der Proben. „Heike Dölle leitet den Schulchor, Christoph Keuchel das Schulorchester, der Konrektor unserer Schule spielt den Truchsess, Eltern helfen beim Nähen der Kostüme. Es ist großartig“. 

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Schon bei der ersten Stellprobe ist die Begeisterung der jugendlichen wie der erwachsenen Mitwirkenden spürbar. Es liegt eine Spannung in der Luft. Am Heiligabend des Jahres 1524 waren in einem Baltringer Wirtshaus Bauern zusammengekommen und sprachen über ihre elende Lage. Sie gaben damit den Anstoß zu einer der bedeutendsten Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. Im März 1525 versammeln sich die Abgesandten der oberschwäbischen Bauern in der Memminger Kramerzunftstube. Mit den anschließend formulierten „Zwölf Artikeln“ kommt die wichtigste Schrift des Bauernkriegs in Umlauf. Darin fordern die Bauern „dass wir frei sind und sein wollen“ Unerhört! Schnell  verbreiteten sich, auch dank des von Johannes Gutenberg um 1440 in Mainz entwickelten Buchdrucks, die „Zwölf Artikel“ als Flugblätter im ganzen Land. Sie gelten heute als eine der frühesten Forderungen nach Freiheitsrechten in Europa.

Auf zur Bauernhochzeit.

Das Thema ist brandaktuell

Maucher ist wichtig, dass es sich nicht um ein reines  Historienspektakel handelt. Das Stück wird auf drei Spielebenen abgehandelt und zeigt auf drei Bühnen verschiedene Perspektiven. Vorne auf der Bühne agiert der Schwäbische Bund, die Grundherren, dann gibt es eine vermittelnde Ebene. Das sind die Narratores, die das Geschehen kommentieren. Schülerinnen und Schüler mit Mikrophonen nehmen im Stil von Fernseh-Korrespondenten Stellung. Demonstrierende mischen sich zudem mit modernen Plakaten unter den Baltringer Haufen. Das Stück sei brandaktuell, betont Maucher. Am Ende wird mit der „Ode an die Freude“ ein Bekenntnis zur Demokratie abgelegt.  

Sehr viel Zeit bleibt nicht mehr bis zur Uraufführung am 15. Mai in der Aula der Dollinger-Realschule. Am 16. Mai findet dort die zweite Aufführung statt, am 18.Mai im Museumsdorf Kürnbach, am 23. Mai in der Dolli, am 24. Mai im Museumshof Biberach und am 25. Mai in der Klosterkirche St. Georg in Heggbach.  www.dollinger-realschule.de

Autorin: Andrea Reck



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