Liebe Leserinnen, liebe Leser, es ist nun doch geschehen, was ich für absolut falsch halte: das Aus für das Biosphärengebiet in Oberschwaben. Das muss ich und alle Befürworter eines solchen Gebiets akzeptieren. Die GemeinderätInnen in Bad Wurzach und Bad Waldsee haben in großer Mehrheit dagegen gestimmt und damit die Initiatoren des Projekts zum Aufgeben gezwungen.
Es ist bitter, weil ich mich frage, warum alle guten Argumente für ein so sanftes und flexibles Naturschutzmodell von den GegnerInnen mit den immer gleichen Schlagwörtern von „Bürokratie“ und „Fremdbestimmung“ in den Wind geschlagen wurden. Die vielen Pro-Argumente wurden von Praktikern aus den gut funktionierenden Biosphärengebieten auf der Schwäbischen Alb und im Südschwarzwald geliefert – auch von Bauernseite. (Bei den Gegnern war es alleine ein Förster, der ständig nur seines adligen Herren Lied sang.) Alles vergeblich. Dass die Contras in der „Allianz für Allgäu-Oberschwaben“, deren Sprecher, der Sänger, im Sold vom Fürst Zeil steht und deren zweiter Vorsitzender der Erbgraf von Wolfegg ist, sich im Bündnis mit dem regionalen Bauernverband partout nicht überzeugen ließen, ist nicht erstaunlich. Erstaunlich ist die Willfährigkeit der örtlichen CDU und der Freien Wähler in den Gemeinderäten. Es ist nicht so, dass es bei der CDU nicht kompetente und entschiedene Befürworter des Biosphärengebiets geben würde: der Oberbürgermeister von Bad Waldsee Matthias Henne und der Ravensburger Landrat Harald Sievers haben noch in der Anhörung im Stuttgarter Landtag leidenschaftlich dafür geworben. Nur wenige Tage später scheiterte Henne im eigenen Gemeinderat mit nur sechs MitstreiterInnen schmerzhaft. Die CDU brachte geschlossen und mit der Gefolgschaft der Freien Wähler ihren Antrag auf Ausstieg aus dem Biosphärenprozess durch, wie zuvor schon in Bad Wurzach. Aber wer setzte sie in Bewegung und brachte sie auf den Weg? In meinem „Nachruf“ (Seite 6) versuche ich, Antworten zu finden. Fest steht, die KommunalpolitikerInnen stimmten damit auch gegen die geplante Bürgerbeteiligung zum Für und Wider eines Biosphärengebiets – mit dem Gedankengang: Die Entscheidung liege alleine bei den GemeinderätInnen und wer nicht entscheidet, braucht auch nicht informiert werden und erst recht nicht mitreden wollen. Ein denkwürdiger Vorgang.
Think global, act local – Denke global, handle lokal! Das steckt als Potenzial in einem Biosphärengebiet. Und darum geht es, wenn wir eine „enkeltaugliche Zukunft“ haben wollen, wie der Waldseer Oberbürgermeister und dreifache Vater Matthias Henne beschwörend meinte. Er blieb Rufer in der Wüste der Engstirnigkeit. Das Aus für das Biosphärengebiet ist ein echter Verlust für Oberschwaben.
Aber das ist kein guter Schluss im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb sei an dieser Stelle allen herzlich gedankt, die zum Gelingen dieses Magazins Monat für Monat beitragen. Das sind die vielen helfenden Hände und Köpfe sowie unsere engagierten WerbepartnerInnen, die es möglich machen, dass unsere Leserinnen und Leser sich an BLIX erfreuen können. Ich wünsche Ihnen allen von Herzen friedvolle Weihnachten!
Dr. Roland Reck, Chefredakteur BLIX Magazin

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