Liebe Leserinnen, liebe Leser. „Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Der gute, alte Goethe muss herhalten, wenn der Blick in die Ferne, auf das Weltgeschehen zu frustrierend ist. Und die KI erklärt mir dazu, dass die Zeile abgeleitet ist aus dem Goeth’schen Gedicht „Erinnerung“ und dazu aufruft, „die Vorteile und Möglichkeiten der eigenen Umgebung zu erkennen“.
Genau das verbinde ich mit dem Biosphärengebiet, um das es auch in dieser Ausgabe wieder geht. Ich will wissen, ob es in Zeiten wie diesen möglich ist, in „der eigenen Umgebung“ einem Konzept zu folgen, das eine Versöhnung von Ökologie und Ökonomie zum Inhalt hat. Das ist des Pudels Kern. Entweder schaffen wir das oder es wird finster.
Man kann das Weltgeschehen anschauen und sich mit Grausen abwenden. Und auch ein Biosphärengebiet in Oberschwaben wird die Welt nicht retten, ganz sicher nicht. Aber die KI erklärt mir dazu, dass der Goeth’sche Gedanke bedeuten kann, „dass das Glück und gute Lösungen oft näherliegen, als man denkt – sei es im eigenen Land, im eigenen Unternehmen oder in persönlichen Beziehungen“. Es ist ein Versuch wert, wie ich finde ….
Und es gibt sie ja: die guten Beispiele vor unserer Haustüre. Seit 17 Jahren auf der Schwäbischen Alb und seit neun Jahren im Südschwarzwald existieren bereits Biosphärengebiete – mit Erfolg, bestätigen diejenigen, die davon betroffen sind und mitmachen. Auch die Bauern.
In Oberschwaben gibt es hingegen nicht wenige und davon viele Bauern, die nicht mitmachen wollen. Es sind vor allem Vertreter der CDU, die in den Gemeinden und den Gemeinderäten gegen die Biosphärenpläne opponieren. Das ist freilich legitim, doch die Gegner wollen mit ihren Anträgen in den Gemeinderäten die Diskussion beenden, bevor die breite Öffentlichkeit profund darüber informiert ist. Es geht um das Abwürgen des Prüfprozesses. Das ist illegitim und ganz schlechter demokratischer Stil. Und es ist verheerend, weil es die Klimanot, in der wir trotz auskömmlichem Wetter in diesem Sommer stecken, ignoriert. Das ist eine Katastrophe, weil vor wenigen Tagen 160 Klimaforscher aus 23 Ländern eindringlich warnten: „Wir steuern rapide auf mehrere Kipppunkte des Erdsystems zu, die unsere Welt verändern könnten und zerstörerische Folgen für Menschen und Natur hätten.“ Das stand einen Tag nach dem Beschluss des Wurzacher Gemeinderats, aus dem Prüfprozess für ein Biosphärengebiet auszusteigen, in der Schwäbischen Zeitung im „Panorama“ (14. Oktober 2025, S. 11). Ein Kipppunkt bezeichnet den Moment in einem Prozess, der ein System irreversibel verändern kann. Ich verstehe: Dann hilft nur noch beten. Das können die christlichen Opponenten dann vielleicht besser als ich.
Roland Reck, Chefredakteur BLIX Magazin

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