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Foto: Rudi Multer

Der European Energy Award wird in Deutschland zum Ende des Jahres eingestellt. Dabei schien diese Auszeichnung – zumindest in Oberschwaben – ein Erfolgsmodell in Sachen Energieeinsparung, Energieeffizienz und der Nutzung nachhaltiger Energieformen in den Kommunen zu werden.

55 Gemeinden, mehr als in allen anderen Regionen im Land, hatten in den Kreisen Biberach, Ravensburg, Sigmaringen und Bodenseekreis damit einen Prozess gestartet, um bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden. Erstaunlich gelassen bleibt trotz des überraschenden Aus des Klimapreises der Leiter der Energieagentur Oberschwaben. Die wirbt bereits mit dem Label „Zukunftskommune Oberschwaben“ für ein zukunftsfähiges Energiemanagement und ein Weitermachen vor Ort.

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Ist das nun ein Abstieg von der europäischen und ebenfalls sehr englisch klingenden Champions League in die zweite Bundesliga? Tatsächlich liegt die Latte für die „Zukunftskommune Oberschwaben“ nicht ganz so hoch wie beim European Energy Award (EEA). Während der Letztere die Klimaneutralität bis 2035 erreichen möchte, setzen sich die Zukunftskommunen dieses Ziel bis 2040 und übernehmen damit die nicht ganz so ehrgeizige Zielvorgabe des Landes Baden-Württemberg.

Für Walter Göppel, Geschäftsführer der Energieagentur Oberschwaben, kam das Aus des deutschen Energy Awards nach eigenen Worten überraschend. Allerdings liegt bei der Energieagentur Oberschwaben bereits eine Alternative für energiebewusste Gemeinden bereit.

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Göppel kritisierte den European Energy Award in Teilbereichen schon seit Längerem. Das dürfte der Grund sein, dass die Energieagentur nach dem abrupten Ende des EEA in Deutschland nicht blank dasteht.  Schon seit längerem wurde an einer Alternative gearbeitet. Nicht nur der Name sei „zu sperrig“, die Kritik zielt vor allem auf die bürokratischen Dokumentationspflichten. Für die finanziell und personell oft klammen Kommunen seien die Anforderungen des EEA allenfalls mit großer Kraftanstrengung zu schaffen gewesen. Vor allem die alle vier Jahre anstehende Zertifizierung bedeute einen „Riesenaufwand“.

Über 80 Einzelmaßnahmen in sechs Handlungsfeldern – von der Raumordnung bis zur internen Organisation und Kommunikation – mussten die Kommunen beim Energy Award Rechenschaft ablegen. Erreicht eine
 Kommune 50 Prozent der möglichen Punktzahl gab es den EEA, bei 75 Prozent den EEA in Gold. Allein zehn Gold-Kommunen lagen Ende 2024 laut Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg in Oberschwaben, ganze acht im übrigen Baden-Württemberg. Außerhalb von Oberschwaben war das Interesse am EEA damit eher lau und das mangelnde Interesse könnte ein Grund dafür sein, dass der EEA in Deutschland nun begraben wird.

„Wir wollen nicht einen Haufen Papier produzieren, sondern Energie einsparen“, sagt Walter Göppel. Die Energieagentur hat den detaillierten Nachweis von Punkten beim EEA bei der „Zukunftskommune“ auf einen einfachen Ampelbetrieb umgestellt. „Rot“ und „Gelb“ bedeutet für die Gemeinde Handlungsbedarf, „Grün“ einen aktuell guten Energiestandard. „Wir wollten ein praxis- und umsetzungsorientiertes eigenes Konzept anbieten“, so der Chef der Energieagentur. Zudem sollte der Kreis der Teilnehmer auf kleine Kommunen erweitert werden. Bei der Zukunftskommune soll der Aufwand deshalb auch für diese überschaubar sein. Die Resonanz scheint das zu bestätigen. Die Gemeinderäte von 23 oberschwäbischen Kommunen haben innerhalb weniger Monate das Konzept „Zukunftskommune“ für ihre jeweilige Gemeinde beschlossen. Seit zwei Monaten setzt die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg in Karlsruhe das in Oberschwaben entwickelte Konzept sogar landesweit ein. Mit Hoßkirch steigt zudem eine kleine Gemeinde mit 740 Einwohnern erstmals ins strukturierte Energiesparen ein.

Bürgermeister Roland Haug ist nicht nur Bürgermeister von Hoßkirch, sondern auch vom größeren Ebersbach-Musbach. Mit letzterer Gemeinde hat er sich vor einigen Jahren am EEA-Prozess beteiligt. „In Hoßkirch hätte ich mich das nicht getraut“, sagt der Bürgermeister. Zu groß sei die Gefahr gewesen, mit einer motivierten, aber kleinen Rathausmannschaft an der Bürokratie des EEA zu scheitern. Als Zukunftskommune ist Hoßkirch nun aber dabei. „Ich finde es gut, wenn einem der Spiegel vor die eigene Nase gehalten wird“, so Haug. Es ist ein Spiegel in den Farben der Ampel: Grün für den freien Eintritt für Fußgänger und Radfahrer ins beliebten Freibad am Hoßkircher See, gelb für die Straßenbeleuchtung und rot für den energetischen Zustand einiger öffentlicher Gebäude. Eine rote Ampel sei Ansporn und zudem ein gutes Argument für notwendige Investitionen in der Gemeinde, so Haug.

Wie es bei den kommunalen Konzepten zum Klimaschutz und Energieeinsparung weiter geht? Walter Göppel spricht von Gesprächen auf verschiedenen Ebenen. Denn der Zukunftskommune fehlt die Vergleichbarkeit auf europäischer Ebene. In großen Städten mit eigenen Klimaschutz- und Energieabteilungen sei ein anspruchsvolles Organisations- und Energiemanagement durchaus sinnvoll. Und beim sperrigen Namen muss man nur in die Schweiz schauen. Dort werden die Kriterien des EEA unter dem Titel „Zukunftsstadt“ umgesetzt.

Autor: Rudi Multer



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