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Die Gärtnerin in ihrem bunten, nahrhaften Paradies. Fotos: Andrea Reck

Mittelbuch – Marianne Fischer-Machleidts Garten ist ein Paradies. Für Pflanzen, Insekten, Kinder, Enkel und Besucher. Aber auch die Gärtnerin selbst genießt den Aufenthalt zwischen Rosen, Ringelblumen und Roten Beten. 

Marianne Fischer-Machleidt strahlt, als ihre kleine Enkelin mit einer Handvoll Himbeeren zwischen den Sträuchern auftaucht und bereitwillig der Besucherin eine süße Frucht abgibt. Hmmmh! Hinter dem Zaun gackern Hühner, über dem Weg klettern Rosen in knalligem Pink über einen Bogen, auf Borretsch und Lavendel landen Schmetterlinge und Bienen. Am frühen Morgen dieses Julitages hat es endlich ein wenig geregnet, noch glitzern vereinzelt Tropfen auf den Blättern des Frauenmantels. Im Hintergrund blitzt die weiße Fachwerk-Fassade des Wolfeshofes aus dem Jahr 1777 durch, in dem Marianne geboren wurde. 

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„Als Kind musste ich meiner Mutter oft im Gemüsegarten helfen und dachte, dass ich nie einen Garten haben will“, erinnert sich die Siebzigjährige. Doch 1988 entschloss sie sich, die Anlage umzugestalten. Vom Eingang verläuft nun der Weg in typischer Kreuzform, abgeleitet von mittelalterlichen Klostergärten. „In so einem Bauerngarten verbindet sich das Nützliche mit dem Schönen. Bäuerinnen hatten früher den ganzen Tag viel Arbeit auf dem Feld, im Haus und mit den Kindern. Sie genossen sicher abends, wenn sie noch im Garten zu tun hatten, den Anblick von Rosen und anderen Blumen. Fast immer hegten sie auch Lilien, eine so genannte Marienpflanze. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Marienverehrung.“ Andere Pflanzen, mit denen Maria in der Kunst vielfach dargestellt wird, wie etwa auf dem Gemälde „Paradiesgärtlein“ aus dem 15. Jahrhundert, sind Akelei, Gänseblümchen, Pfingstrosen, Rosen, Veilchen und Walderdbeeren. Die Beete, die früher mit einer Buchshecke umrandet waren, sind  heute mit immergrüner Heckenmyrte „Maigrün“ eingefasst. 

Die Gartenliebhaberin empfindet den Garten als Geschenk, in dem man jeden Tage etwas ernten kann. Damals hat die junge Mutter den Garten in erster Linie für ihre drei kleinen Kinder angelegt direkt neben dem Haus ihres Bruders Josef Fischer. Nur ein paar Schritte über den Hof lebt sie mit ihrem Mann im ehemaligen Stüble des Wolfeshofes, der als einer von 36 Mittelbucher Einöden in einem modernen Gebäude im kleinen Weiler zwischen Mittelbuch und Hattenburg liegt. Die Mutter durfte das Werden des neu gestalteten Gartens noch ein Dutzend Jahre erleben. „Meine Buben haben immer selbst Kartoffeln angebaut, meine Tochter hat am liebsten beim Mulchen geholfen“, erinnert sie sich. „Mulchen ist auch in diesen trockenen Zeiten sehr gut, da kann man viel Wasser sparen.“ In diesem Jahr gibt es wegen der Trockenheit nur wenige Schnecken, in feuchteren Jahren helfen schon mal die zwölf Hühner samt Hahn bei der Bekämpfung der verfressenen Untermieter. 

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Die Kreuzform gehördt zum klassischen Bauerngarten.

Gelebte Tradition

„Im zeitigen Frühjahr werden die Beete mit der Fräse vorbereitet“, erklärt die Gärtnerin, während wir im Schatten einer Ringlotte sitzen und mit Pfefferminz aromatisiertes Wasser genießen. Direkt daneben ein kleiner Teich mit Seerosen, wo früher ein Backhäusle stand. Ihr Bruder Josef Fischer sitzt vor seinem Haus und poliert sorgfältig glänzend schwarze Lederstiefel. Er bereitet sich vor auf die Reiterprozession, die alljährlich jeden zweiten Freitag im Juli in Bad Wurzach stattfindet. „Seit 80 Jahren nimmt jemand aus unserer Familie am Blutritt teil. Eine sehr schöne Tradition, die ich nicht missen möchte.“ 

Marianne Fischer-Machleidt schätzt die Vielfalt der Gemüsesorten und weiß, welche Pflanzen besonders gut miteinander können. Knoblauch zwischen Erdbeeren verhindert etwa, dass Pilze sich schnell vermehren. Auch Ringelblumen und Kartoffeln harmonieren gut. Pestizide sind natürlich tabu. Nicht nur auf den Feldern des Biohofes auch im Bauerngarten. Ebenso wird die Fruchtfolge eingehalten. „Ich wechsle jedes Jahr, schließlich braucht jede Pflanze andere Nährstoffe. Gesunder Boden ist das Wichtigste. Er fühlt sich an wie Gold zwischen den Fingern.“ 

Wilder Schlafmohn in rosa.

Himbeeren und schwarze Johannisbeeren (diese Vitamin-C-Bomben mögen ihre fünf Enkel besonders gerne) werden zu Marmelade verarbeitet, Holundersaft mit dem Apfelsaft der hofeigenen Streuobstwiesen gemischt, Ringelblumenauszüge kommen in Salbe, Johanniskraut wird in Olivenöl angesetzt. Kräuter dienen wie früher als Apotheke Gottes, auch mit ihnen kennt sich die fröhliche Frau gut aus. Kürzlich konnte sie beim Tag der Offenen Gartentür rund 200 Interessierte durch ihr buntes Reich führen. 

Von Anfang an war für die Gärtnerin, gelernte Sozialpädagogin, die Gestaltung von Kränzen und Gestecken aus Naturmaterialien eine Herzensangelegenheit. Besonders bekannt ist sie für ihre kleinen feinen Blumenkränzchen. Ideen gehen ihr ohnehin nie aus. Die Natur mit ihrer Vielfalt, die sich auch in diesem kleinen Gartenparadies widerspiegelt, ist ihr eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. 

Autorin: Andrea Reck



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