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Am 26. November

Arnach beging den Volkstrauertag



Foto: Gerhard Reischmann
Alfred Rudhart, Vorstand der Arnacher Soldaten- und Schützenkameradschaft, neben der 100-jährigen Fahne seines Vereins; in der Hand hat er die königlich-württembergische Fahnen-Medaille, die dem Arnacher Verein anlässlich seines 25-jährige Bestehens verliehen wurde. Das war wahrscheinlich im Jahre 1901, legt man die Gründung im Jahre 1876 zugrunde. Anfangs wurde in Arnach zwischen Veteranen (Teilnehmer des deutsch-französischen Krieges 1870/71 und der vorhergehenden Einigungskriege) und Soldaten des “beurlaubten” Standes unterschieden, “unter der ausdrücklichen Bestimmung, dass den Veteranen immer der ihnen gebührende Vorrang eingeräumt werde”, wie Arnach-Chronist Hermann Haiss 1931 schreibt. 1882 trat der Verein dem Württembergischen Kriegerbund bei; es könnte also auch sein, dass die Medaille den Arnachern erst 1907 für 25-jährige Mitgliedschaft im Kriegerbund verliehen wurde. Im Jahr 1883 kam es zu einer Spaltung: 21 Männer gründeten einen Kriegerverein; möglicherweise hatte es Spannungen zwischen den Veteranen und der nachgewachsenen jüngeren Soldaten-Generation gegeben. Der neue Verein marschierte laut Haiss “aber noch unter der alten Flagge”. “Erst im Jahre 1899 wurde eine neue Fahne angeschafft.(…) Die alte Fahne gehörte nun wieder ihren Veteranen und wurde diesen am Fronleichnamsfest und bei anderen Anlässen als Banner vorangetragen.” (rei)

Arnach – Eine Woche nach dem offiziellen Termin wurde in Arnach der Volkstrauertag begangen – wie es seit eh und je der Brauch ist in feierlichem Zusammenwirken von Ortschaft und Pfarrgemeinde.

Zelebrant beim von Musikverein und Kirchenchor mitgestalteten Gottesdienst in der Ulrichskirche war Pater Josef Scheuerer aus Mellatz. Ausgehend vom dienenden Königtum Christi warb er für ein dienendes, helfendes und friedenstiftendes Miteinander der Menschen.

Wegen der schlechten Witterung wurde der Gedenkakt im Anschluss an die Eucharistiefeier in der Kirche abgehalten. Alfred Rudhart, der Vorstand der Arnacher Soldaten- und Schützenkameradschaft, nahm die gegenwärtigen Kriege in der Ukraine und in Nahost zum Anlass, an die Staatsräson Deutschlands, gewonnen aus der leidvollen Erfahrung der Weltkriege, zu erinnern: nie wieder Krieg! Das Gedenken an das Opfer der Gefallenen sei stete Mahnung zum Frieden.

Frieden war auch das Leitmotiv zweier Lieder, die der Kirchenchor unter der Leitung von Wolfgang Roth zu Gehör brachte. Zum traditionellen Lied vom guten Kameraden, intoniert vom Musikverein unter der Stabführung von Berthold Hiemer, senkten sich die Fahnen der drei vertretenen Vereine; neben der Soldaten- und Schützenkameradschaft waren das der Musikverein und die Feuerwehr.

Im Anschluss hielt die Soldaten- und Schützenkameradschaft ihre Jahresversammlung im Gemeindehaus St. Ulrich ab. Wahlen standen nicht auf der Tagesordnung. Die Vorstandschaft des 91 Mitglieder zählenden Vereins wurde für ihre Arbeit einstimmig entlastet. Ortsvorsteher Michael Rauneker dankte dem 1876 gegründeten Verein für das Mitwirken am dörflichen Festkreis, so an Fronleichnam und am Patrozinium, und insbesondere für die tragende Mitgestaltung des Arnacher Volkstrauertages. 

Im Saal wurde die Kriegervereinsfahne von 1923 ausgestellt. Gebhard Baumann hatte auf das 100-Jahr-Jubiläum der Fahne aufmerksam gemacht und auch entsprechende Informationen beigebracht. Weiter wurde eine vom württembergischen König Wilhelm II. gestiftete Medaille gezeigt, die ab 1895 für Krieger- und Veteranenvereine bei ihrem 25-jährigen Bestehen verliehen wurde; der Arnacher Verein hat die Medaille, die an der Fahne getragen wurde, demnach im Jahre 1901 verliehen bekommen.
Text und Fotos: Gerhard Reischmann

Die 100-jährige Fahne das Arnacher Veteranenvereins (heute: Soldaten- und Schützenkameradschaft). Obwohl Württemberg 1923 seit viereinhalb Jahren kein Königreich mehr war, sondern eine Republik mit einem Staatspräsidenten, trägt die Fahne ein bekröntes Wappen.

Die Rückseite der Fahne zeigt einen Soldaten, der die Gottesmutter mit ihrem Kind anbetet. Möglicherweise ist die Szene so zu deuten, dass er die Krone des Lebens für seinen Soldatentod zu erwarten hat.

Die vom württembergischen König Wilhelm II. im Jahre 1895 aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Württembergischen Kriegerbundes gestiftete Medaille (Bronze, versilbert) zeigt auf der Vorderseite zwischen Eichenlaub das gekrönte württembergische Wappen und die Umschrift KÖNIGREICH WUERTTEMBERG. Unter dem Wappen ist der Württembergische Kriegerbund genannt; aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Vereinigung, gefeiert im Jahre 1895, wurde die Medaille von König Wilhelm II. gestiftet.

Die Rückseite der württembergischen Fahnenmedaille von 1895 für Kriegervereine zeigt den Reichsadler und die Umschrift DEUTSCHES REICH sowie die Jahreszahl 1871, das Jahr der Reichsgründung.

Aus der Pfarrchronik

Vorstand Alfred Rudhart brachte zur Weihe der Fahne von 1923 Folgendes in Erfahrung. Er zitierte dabei die Arnacher Pfarrchronik:

Am 29. Juli 1923 war nachmittags Fahnenweihe des Veteranenvereins. Das Wetter war im großen und ganzen günstig,  windig und ein starker Guss um circa 4.00 Uhr. Die neue Fahne ist von dem Paramenten-Geschäft Neff in Biberach und kostet zwischen 7 und 8 Millionen Mark (Inflation!). Das Geld kam zusammen durch Gaben in Geld und Haussammlung. Der Vorstand ist Matthias Blank, Kirchenpfleger;  Kommandant Schuhmachermeister Xaver Gapp, Ramhaus. Ein Veteran von 1870 / 71 lebt noch: Peter Paul Dreßler aus Riedlings. Gekommen waren die Vereine von Wurzach, Seibranz, Diepoldshofen, Immenried, Eintürnen, Wolfegg, Rötenbach, Ziegelbach als Patenverein, Unterschwarzach und sieben auswärtige Musiken. Emma Weiland von Ramhaus hat die Fahne dem Vereine übergeben, Xaver Fackler als Träger hat sie übernommen, Theresia Schöllhorn-Räth von Brugg hat ein Fahnenband überreicht, alle drei unter entsprechenden Ansprachen; keines ist dabei steckengeblieben. Die Fahne wurde getragen von Clara Rogg (Hünlishofen), Anna Dressler (Riedlings), Theresia Blank, Helene Vogt, Magdalena Mangold und Rosalie Müller. Alle anwesenden Fahnen waren im Chor der Kirche und senkten sich bei der Weihe über die zu weihende Fahne nieder. Es war ein schöner Anblick. Der Kirchenchor sang unter dem Akt ein schönes Marienlied. Der Festzug konnte bei guter Witterung gehalten werden. Nach demselben sammelten sich alle Fahnen am Kriegerdenkmal (im Jahr zuvor errichtet / Anm. d. DBSZ-Red.). Xaver Räth, Schmiedemeister in Brugg, hielt die Gedächtnisrede.  Josefine Ringer und Theresia Zollikofer legten mit schönem Gedicht einen Kranz nieder. Kirchenchor und Musik wirkten dabei mit. Auf dem Festplatz in Mangolds Garten (Mangolds hatten einen Kaufladen da, wo heute das Haus Lerch ist / Anm. d. DBSZ-Red.) sprachen von der Tribüne aus: Kommandant Gapp, Bezirksvertreter Föhr (Haisterkirch) und Weishaupt (Ziegelbach), letzterer besonders schön über den Wert und über die Berechtigung der Kameradschaft.




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