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Geschichtival

Archivar Michael Wild ordnet die Ersterwähnung in geschichtlichen Kontext ein



Foto: Ulrich Gresser
Stadtarchivar Wild bei seinem Vortrag im Rahmen des Geschichtivals

Bad Wurzach – Stadtarchivar Michael Wild nannte seinen Vortrag „Licht im Dunkel der Geschichte“, denn wie sagte er zu der Ersterwähnung Wurzachs: „Wir haben außer dieser Urkunde, nichts, rein gar nichts!“ und stellte damit klar, dass Dokumente in der damaligen Zeit eine ausgesprochene Rarität waren.

Bürgermeisterin Alexandra Scherer zollte bei ihren einleitenden Worten dem Archivar vor dessen Vortrag im Sitzungssaal von Maria Rosengarten großes Lob für seine Arbeit, durch die er dieses Geschichtival, die Feier dieser Ersterwähnung, ermöglicht hatte.

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Michael Wild eröffnete seinen Vortrag mit einer ironischen Selbsteinschätzung: „Ich zähle als ausgebildeter Mittelalter-Historiker unter den ohnehin als verschroben geltenden Geschichtsforschern zu den Verschrobensten.“ Doch das, was er während seines Vortrages vor rund 100 gebannt lauschenden Besuchern zum Thema zu sagen hatte, verdeutlichte, warum die Geschichte des Mittelalters auch heute noch so im Dunkeln liegt und nur von kleinen Spotlights wie dieser Schenkungsurkunde erhellt wird.

Anders als heute, wo rund 90 % der Akten, die dem Archiv übergeben werden, irgendwann vernichtet werden, war damals die Quellenlage völlig anders. Denn Pergament, auf dem dieses Dokument, das im übrigen in Augsburg verwahrt wird, war (und ist noch immer) sehr teuer.

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Und viele Dokumente fielen in den Jahrhunderten seit dieser Zeit entweder Mäusefraß oder Bränden zum Opfer, so dass Historiker froh um jeden lesbaren Zipfel eines Dokumentes sind. Auch die Frage, warum oft Klöster in den Genuss von Schenkungen kamen, wurde beantwortet: Diese hatten das Personal, das lesen und schreiben konnte und konnte damit den Besitzerwechsel dokumentieren. Das entscheidende Motiv des Schenkenden war die Sorge um das Seelenheil.

Große Geschichte fand damals praktisch vor unserer Haustüre statt: Mit den Welfen und Staufern in Weingarten. Friedrich der Zweite war ein großer Staufer, galt als sehr gebildet und konnte – obwohl vom Papst exkommuniziert – während des sechsten Kreuzzuges dank seiner Kenntnis des Arabischen und exzellenter Diplomatie erreichen, dass der Sultan ihm kampflos Jerusalem übergab.

Während des Interregnums und davor gab es nur den Akt der Inbesitznahme und noch keine Urkunden, auch weil große Rechtsunsicherheit herrschte. Vier Könige beanspruchten in der Zeit des Interregnums die Macht, erst mit Rudolf von Habsburg betrat ein Kompromisskandidat die Bühne. Dieser stammte von einem kleinen Herrschaftssitz in der Schweiz und wurde 1273 gekrönt. Er galt als Genie und hervorragender Diplomat, konnte er doch während seiner Regentschaft seinen Besitz vervielfachen und, nachdem das bisherige österreichische Herrschergeschlecht ausgestorben war, dort seine Hausmacht etablieren.

Wild erläuterte an diesem Abend in einem kleinen Exkurs auch, wie die Wahl zum Kaiser durch die Goldene Bulle vereinfacht wurde: Statt aller Adligen des Reiches wählten den Kaiser nur die sieben Kurfürsten des Reiches. Damit er vom König zum Kaiser ernannt werden konnte, war zu dieser Zeit die Zustimmung des Papstes in Rom durch eine Pilgerreise dorthin erforderlich. Spätere Kandidaten ersparten sich diese mit dem dezenten Hinweis, sie würde ansonsten mit der Reformationsbewegung liebäugeln. Plötzlich kam dann die Bestätigung aus Rom auf dem Postwege …

Michael Wild warf noch einen Blick über Europa hinaus. Marco Polo, der legendäre venezianische Kaufmann und Asienreisende, betrieb Handel mit China (Stichwort: Seidenstraße). Die Mongolen unter Dschingis Khans Enkel Kublai Khan proklamierten 1271 die Yuan-Dynastie. Bei der folgenden Expansionspolitik der Mongolen, die auch Japan erobern wollten, sank die mongolische Flotte in jenem „göttlichen Sturm“, den die Japaner dann Kamikaze nannten.

Die Mamlucken eroberten 1252 Ägypten und konnten die Macht dort 280 Jahre halten. In Mexiko vereinigten sich die Nashua und die Tolteken nach einer Völkerwanderung vor den noch heute berühmten Azteken.

Zurück nach Wurzach: Nachdem die Stadt im Jahre 1637 während des 30-jährigen Krieges nur noch 19 Einwohner hatte, schob die Herrschaft Waldburg-Zeil ein Siedlungsprojekt an, das die Einwohner Wurzachs in zwei Teile aufteilte: Denn es gab damit Einwohner mit Altbürgerrechten und solche mit Neubürgerrechten.




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