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Der große Bad Waldsee-Sonntag (5)

Kleine Galerie präsentierte Ulrike Doniés „Kreisläufe“



Foto: Peter Lutz
Laudator und Künstlerin im Gespräch: Thomas Warndorf und Ulrike Donié.

Bad Waldsee – Nicht im Rahmen des Bad Waldseer Kultursonntags, aber zeitlich deckungsgleich lud Galerieleiter Axel Otterbach zur Vernissage von Arbeiten der freischaffenden Künstlerin Ulrike Donié in den Kunstraum im Haus am Stadtsee. Sie befasst sich in ihrer Malerei und in ihren Objekten – jeweils ohne Titel – mit entwickelndem Leben, mit dessen Vergänglichkeit und mit dem kreativen Widerstreit zwischen Mensch und Natur als unaufhörlichem Ursachen-Reaktionsprozess.

In seiner Begrüßung fragte Axel Otterbach (Bild), ob die Gleichzeitigkeit der Veranstaltungen jeweilige Beeinträchtigungen zur Folge habe. Einen oft zu niedrigen Stellenwert der Kunst machte er an einem persönlich erlebten Beispiel fest. Den Auftrag zur Schaffung einer Brunnenfigur hatte er angenommen und seine Pläne vorgelegt. Die zuständigen Stellen aber strichen das Kunstprojekt mit dem Argument, es sei bereits zu viel Kunst in jener Gemeinde vorhanden! Wie vereinbare sich die aktuelle Vernissage nun mit einem verkaufsoffenen Sonntag, also Kommerz, Kultur und Kunst? Gibt es Gemeinsamkeiten oder Schnittstellen? Mögliche Schnittstellen zwischen kreativen Künstlern und der Geschäftswelt seien wohl gegeben, weil beide Seiten Emotionen wecken wollen und Alleinstellungsmerkmale suchen. Kunst ist natürlich auch auf erfolgreichen Kommerz angewiesen, aber Kunst und Kommerz ist und bleibe ein facettenreicher Komplex. Die Einführung in die Arbeiten Doniés überließ Otterbach dem Kunstexperten Thomas Warndorf.

„Schatzkammer der Erinnerungen“

Thomas Warndorfs (Bild) Einführung stand unter der Überschrift „Schatzkammer der Erinnerungen“. Er sehe in der Menschheit gemeinsames Wissen oder Erinnerungen um ihre Entwicklungsgeschichte, das wir unbewusst bewahren und schützen. Bei bestimmten „Schlüsselreizen“ würden entsprechende Bilder erweckt. Ulrike Donié sehe in ihrer Arbeit das Finden von archetypischen Bildern und die Suche nach innewohnendem Sinn. Warndorf erinnern Doniés wuchernde Figurationen, rankenhafte Plastiken und körperhafte Objekte an „uralt geträumte“ und „neu gedachte“ Gebilde, die man nicht nur betrachten könne, sondern sie emotional fühlen und wohl rational erkennen könne. Ihre Wesen und Formen reichen zurück bis zum Beginn der Evolution. Donié hole zurück, was längst vorhanden ist. Auch in Doniés Malerei, in ihren kreisrunden Tondos, gehen Blicke in perspektivische Tiefe, in die „Ursuppe“, aus der das Leben auf der Erde entstand. So führe uns Donié in einen anderen Kosmos, in unbekannte Welten voller organischer Mikro- und Makrostrukturen. Doniés Wesen fehlen die Köpfe, was sowohl Ende und Anfang der Schöpfung bedeuten könnte, und weil es beides ist, entsteht ein Kreislauf, so auch das Thema der Ausstellung. Die gewollte Wirkung der Ausstellung werde durch überlegte Inszenierung im U-förmigen Ausstellungsraum entfaltet, lobte Warndorf. Malerei und Objekte stellten eine komplexe Geschichte des Lebens dar.

Ehepaar Donié.

Die Objekte aus Draht, Polyurethan, Acryl und sparsamer Farbe entstanden aus Materialien, die anderen Kreisläufen entnommen sind. Bei distanzierter Betrachtung geraten sie zu etwas Lebendigem. „Uns umgibt ein Schweben, Hängen und Fliegen“, glaubt Warndorf. Wer fordere hier wen, das Objekt den Betrachter oder umgekehrt? Das führe zu der Frage, ob Menschen die Natur oder die Natur die Menschen beherrsche, was den unaufhörlichen Ursachen-Reaktionsprozess beschreibe. Menschen zerstören Natur und diese reagiere, was betroffen macht. Aber Doniés Arbeiten verbreiten nicht Pessimismus, sondern reichen weit über Jammern und Klagen hinaus und hinterfragen Denkmuster und Einstellungen ohne Schuldzuweisungen. Ihre Arbeiten könnten auch Erforschung eines gemeinsamen Traums von einem guten und langen Leben sein, so Warndorf.

Malerei, Tondo.

Ausschnitt aus dem vorstehenden Gemälde.

Otterbach dankt und wirbt

Abschließend dankte Otterbach dem Laudator und erinnerte an die Installation Johannes Pfeiffers, die ab 9. Mai am Kornhaus zu sehen ist und einen Beitrag beziehungsweise Reflexionen zum Gedenkjahr des Bauernkrieges leiste. In diesem Sinne laute der Titel „Im Atem der Freiheit“. Am 6. Mai begleitete im übrigen das Fernsehen den Aufbau der Installation über zwei Stockwerke des Waldseer Kornhauses (wann und wo der Beitrag ausgestrahlt wird, werden wir noch vermelden). Nun schauen Sie Doniés Arbeiten und gehen dann einkaufen, empfahl Otterbach. Die Arbeiten Doniés sind bis 15. Juni in der „kleinen galerie“ im Haus am Stadtsee  zu sehen.

Ulrike Donié, ihr Ehemann, Brigitte Hecht-Lang und Thomas Warndorf im Gespräch (von links)

Text und Fotos: Peter Lutz



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