Das Neue im Alten eröffnet

Bad Waldsee – Auf einer Baustelle läuft nicht immer alles nach Plan. Selbst wenn es die feierliche Einweihung ist. Pünktlich um halb elf am großen Waldsee-Sonntag zogen schwarze Wolken am Himmel auf – und die Festversammlung zog in den vorsorglich vorbereiteten Sitzungssaal im Alten Rathaus um. Flugs füllten sich die Plätze. Von der Stadtkapelle blieb noch ein Bläsersextett übrig, das seine musikalische Arbeit sehr gediegen erledigte. Für die Flexibilität gab’s auch viel Lob vom OB und der Ministerin.

Der Festakt zur Eröffnung des Neuen Rathauses wurde im Alten Rathaus abgehalten. Unser Bild zeigt von links: MdL Raimund Haser, Sarah-Jane Henne, OB Matthias Henne, Ministerin Nicole Razavi, Bürgermeisterin Monika Ludy.

Dem Anlass angemessen: OB mit Amtskette.
OB Henne nannte es in seiner Festrede „einen bedeutenden Tag für Bad Waldsee“: Neues Rathaus eröffnet und der Stadtsee-Aktiv-Weg erstrahlt in neuem Glanz. Nach sieben Jahren Bauzeit war es am Wochenende endlich so weit: Bad Waldsee konnte sein neues Rathaus feierlich eröffnen. Gleichzeitig wurde der modernisierte Stadtsee-Aktiv-Weg der Öffentlichkeit übergeben.
Mit dem Neuen Rathaus, das – im Zusammenspiel mit dem Alten Rathaus – die verschiedenen Amtsstellen nun an zwei Standorten zusammenführt, werden die Wege für Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeitende deutlich kürzer. Vor dem neuen Gebäude entstand zudem ein offener Platz der Begegnung – anstelle des früheren, bei vielen beliebten „Mäuerles“.
Sieben Jahre Bauzeit in vier Etappen
Der Rathauschef rekapitulierte in seiner Ansprache die Stationen bis zum Bezug des Neuen Rathauses: Der Bau gliederte sich in vier Abschnitte: Zunächst wurden die alten Garagen in ein modernes Bürgerbüro umgewandelt – heute die zentrale Anlaufstelle für Anliegen der Bevölkerung. Es folgte ein Architektenwettbewerb, auf dessen Grundlage der Anbau an das alte Finanzamt entstand. Der dritte Schritt war die aufwendige Sanierung eben dieses Altbaus, dessen Geschichte bis ins Jahr 1650 zurückreicht. So wurde aus einem ehemaligen Franziskanerkloster ein zukunftsorientiertes Verwaltungsgebäude. Derzeit wird im vierten Bauabschnitt das Außengelände neugestaltet.
Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert
Die Entdeckung historischer Stadtmauerreste aus dem 13. Jahrhundert bei den Gründungsarbeiten brachte den Bau gute zwei Monate ins Stocken. Archäologen statt Bauarbeiter übernahmen die Baugrube. Mit Pinselchen und feinen Kellen wurden die Mauerreste freigelegt und konserviert (die Bildschirmzeitung berichtete darüber). Für die Nachwelt festgehalten unter dem Neubau.
„Ein herausfordernder Bau, der viel Feingefühl erforderte“, so Henne. Er dankte allen Beteiligten – von Stadtbaumeister Andreas Heine-Strahl und dessen Vorgängerin Andrea Denzel über die Planer von St Bauplan bis hin zu den früheren Rathauschefs Bürgermeister Roland Weinschenk und Kämmerer Thomas Manz sowie den Fördermittelgebern von Bund und Land. Unter den Gästen war auch Altbürgermeister Rudolf Forcher. Einen besonderen Gruß richtete er an die anwesende Ministerin Nicole Razavi.
Stadtsee-Aktiv-Weg rundum erneuert
Parallel zur Rathausöffnung stellte der OB auch den neu gestalteten Stadtsee-Aktiv-Weg vor. Ursprünglich 2008 eröffnet, basiert er auf den fünf Säulen der Kneippschen Lehre und ist sowohl bei Gästen als auch Einheimischen sehr beliebt. 2023 wurden die Weichen für die Modernisierung gestellt – jetzt ist das Update mit neuen Stationen für Kinder und Erwachsene sowie informativen Tafeln vollendet. Der Stadtsee-Aktiv-Weg trägt wesentlich bei zum Versprechen „Waldsee tut gut“.
Ehrengast Ministerin Nicole Razavi

Ministerin Razavi bei ihrer Eintragung ins Goldene Buch der Großen Kreisstadt Bad Waldsee.
Die Ministerin trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein und übernahm mit launigen Worten das Rednerpult. Sie erinnerte sich an frühere Besuche zur Fasnet – „so sehen Sie also in normal aus“, scherzte sie in Richtung der Waldseer. Ihre herzliche Rede verband persönliche Anekdoten mit klaren politischen Botschaften. So lobte sie die historische Altstadt als „Wohnzimmer der Stadt“ und würdigte das Neue Rathaus als gelungenen Spagat zwischen Bewahren und Neugestalten. Seit 1987 habe die Stadt rund 22 Millionen Euro an Fördermitteln erhalten – ein Verdienst von Initiative, Planung und Mut. Weitere Fördermittel seien unterwegs, kündigte sie an – die Überraschung dazu werde aber erst am 14. Mai gelüftet.
Razavi sprach sich für schnellere Genehmigungsverfahren und mehr Dynamik im Wohnungsbau aus: „Ein Dach über dem Kopf ist alles – aber ohne Dach ist alles nichts.“
Zum Abschluss überreichte sie dem OB eine Plakette zur Anbringung am neuen Rathaus. „Gottes Segen für dieses Haus und alle, die da gehen ein und aus“.

Mitbringsel der Ministerin: Eine Plakette fürs Neue Rathaus.

Eine kleine Besetzung der Stadtkapelle umrahmte den Festakt im alten Ratssaal mit passenden Stücken.
Im Anschluss zogen die Ehrengäste und Besucher zum Neuen Rathaus, wo Pfarrer Wolfgang Bertl und Gemeindereferentin Sandra Weber das Gebäude und alle künftigen Nutzer unter den Segen Gottes stellten. Leidlich geschützt gegen den nassen Segen von oben zog es die Festgemeinde dann rasch ins Trockene des Neuen Rathauses zu Small-Talk bei Sekt und Häppchen.

Erbaten Gottes Segen für das Neue Rathaus und alle, die darin arbeiten und ein- und ausgehen: Pfarrer Wolfgang Bertl und Gemeindereferentin Sandra Weber.
Trotz verhängtem Himmel ein gelungener Festakt für Bad Waldsee – mit einem Neuen Rathaus als Symbol für moderne Verwaltung und einem erneuerten Stadtsee-Aktiv-Weg, der zeigt, wie Gesundheitsförderung und Lebensqualität Hand in Hand gehen können.
Text und Fotos: Erwin Linder