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Kommentar

Zur Sonne, zur Freiheit!



Ein Tag zum Nachdenken: der Jahrestag der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl.

Lange Wirkung. Wer Wildschwein-Fleisch kauft, wird manchmal noch heute daran erinnert: an erhöhte radioaktive Strahlenwerte. Verursacht wohl durch Regen. In seinen Tropfen waren im Frühjahr 1986 Rückstände des damals zerstörten ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl nach Oberschwaben gelangt. Beginn der damaligen Reaktorkatastrophe: 26. April  1986 – heute vor 38 Jahren.

Nicht wenige fragten seit jenem Frühjahr 1986, ob die Stromversorgung nicht auch ohne Atomkraftwerke möglich sei. Zum Beispiel mit Erneuerbaren Energien. Heute stammt über die Hälfte der Summe aller elektrischen Kilowattstunden, die Deutschland verbraucht, aus erneuerbaren Energiequellen: Sonne, Pflanzen (Bioenergie), Windkraft, Wasserkraft, Erdwärme. Doch es könnten mehr sein. Die Bundesregierung strebt 80 % bis 2030 an.

74 % der Deutschen wollen mehr Solarenergie. So das Ergebnis einer Forsa-Umfrage vom März 2024. Ihr Wunsch kann Wirklichkeit werden. So berechnete die baden-württembergische Geo-Informatikerin Dr. Marina Klärle bereits 2010, dass Solarplatten auf knapp zwei Dritteln der deutschen Dachflächen die komplette Summe an elektrischen Kilowattstunden erzeugen könnten, die zwischen dem Wattenmeer und Wangen verbraucht werden.

Ins Oberschwäbische übersetzt: Die Energieagentur Ravensburg verkündete 2019 öffentlich, Solarmodule auf Dächern bestehender Gebäude im Landkreis Ravensburg könnten 90 % aller elkektrischen Kilowattstunden erzeugen, die auf diesem Gebiet pro Jahr verbraucht werden. Im Landkreis Biberach sollen es sogar 99 % sein. Ähnliche Ergebnisse für den Landkreis Lindau.

Das 15.000-Fache! Die Sonne strahlt zur Erde rund 15.000 mal mehr Energie, als die Menscheit auf dem Blauen Planeten verbraucht. Die Sonne liefert dies einerseits über Licht und Wärme, vermittelt auf der Erde auch über Pflanzenwachstum, Wasser-, Wellen- und Windkraft. Also die Erneuerbaren Energien.

Kißlegg und andere Orte schaffen es schon heute

Das heißt: Es gibt viele Möglichkeiten, kostenlos dargebotene, natürliche Energiequellen anzuzapfen. Wenn also manche Gemeinde keine riesigen Windkraft-Türme auf ihrer Markung sehen will, kann sie trotzdem 100 % der Summe aller dort verwandten elektrischen Kilowattstunden aus anderern erneuerbaren Energiquellen beziehen. So geschieht dies schon heute – etwa in Kisslegg. Aber auch in Aitrach (wo die Iller-Wasserkraft stark wirkt), in Amtzell, in Ebenweiler, in Horgenhzell. Insgesamt in sechs Gemeinden im Landkreis Ravensburg. Tendenz: steigend. Diese Orte haben sich in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt darangemacht, natürliche Energien stark zu nutzen. Viele Anregungen und Handlungen dazu kamen aus der Bürgerschaft. Ähnlich die Ziele der Stadt München: Die Stadtwerke München streben 100 % bis 2025 an. Bis Ende 2023 hatten sie bereits 90 % erreicht. Die Zielmarke 100 % war 2018 schon in der 42.000-Seelen-Stadt Schwäbisch Hall geschafft worden.

Wenn “die Politik” heute also verkündet, bis 2030 insgesamt 80 % der Summe aller verbrauchten elektrischen Kilowattstunden in Deutschland aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, dann haben etliche dieses Ziel schon heute erreicht. Auffällig daran: Viele dieser Erneuerbaren-Erfolgsorte kamen nicht hektisch, sondern Schritt für Schritt zum Ziel. Nicht wenige von ihnen hatten zuvor erkannt, dass solch natürliche Kräfte viel mehr bedeuten als “Sonne und Wind”. So nutzt  Argenbühl sowohl Solarzellen als auch Biogasanlagen und die Wasserkraft der Argen.

“Unsere Erwartungen sind übertroffen worden”

100 % elektrisch erneuerbar auch in Kisslegg. Dort beschränkt man sich nicht allein auf große Pläne, sondern lässt auch das kleine gelten. Etwa die Wasserkraftanlage Wuhrmühle. In regenreichen Jahren liefert ihr Generator bis zu 40.000 Kilowattstunden Elektrizität. Genug für rund 25 Privatpersonen. Sich nicht allein auf Großanlagen zu verlassen – das empfahl schon 2010 “Solarpapst” Hermann Scheer. Der Buchverfasser und SPD-Bundestagsabgeordnete riet dabei dazu, auch die “kleine” Windkraft zu nutzen.

So ragen seit 2005 zwei Windkraft-Türme in Unterschwarzach gen Himmel. Während jetzt mancherorts im Landkreis Ravensburg in 175 Meter hohe Windriesen geplant werden, weisen die Türme in Unterschwarzach nur eine Nabenhöhe (Gondel) von 68 Metern auf. Zeigt einer ihrer Flügel ganz senkrecht nach oben, umfasst die Gesamthöhe je Anlage 99 Meter. Die Leute, die damals die Türme planten, gingen von drei Millionen elektrischen Kilowattstunden Jahresertrag aus beiden Windkraftanlagen aus. Tatsächlicher Jahres-Durchschnitt seither: 3,4 Millionen elektrische Kilowattstunden. Das, was mehr als 2000 Privatpersonen im Schnitt pro Jahr verbrauchen. “Unsere Erwartungen sind übertroffen worden”, sagt Manfred Rief aus Kisslegg-Rahmhaus. Er gehört zu denen, die damals die beiden Windtürme eigenunternehmerisch beauftragten. Grundsätzlich betont er: “Wir sind sehr zufrieden.”

Manfred Rief betont aber auch: “Von allem, was damals zu diesen Windkraftwerken befürchtet wurde, hat sich bis heute nur ein einziges als richtig erwiesen: Man sieht sie.” Von den Unterschwarzacher Windtürmen sei niemand Schaden zugefügt worden, erklärt Rief mit ruhiger Stimme. Schritt für Schritt zum Ziel.

Erneuerbare Energien lassen sich also aus sehr vielen Quellen nutzen. Und sie wirken dabei meistens insgesamt viel stärker als erwartet. Am 26. Juni 1993 hatten die deutschen Stromversorger in Zeitungsanzeigen verkündet: „Regenerative Energien wie Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 % unseres Strombedarfs decken.“   Heute sind es über zehnmal mehr in Deutschland.

Wasserkraft in Wangen

Schritt für Schritt also zu der Sonnenergie und ihren starken Töchtern. Wenn sich deren Wucht dann auch noch speichern lässt – umso besser. Etwa in Wasserkraft-Stauseen, Teichen und Weihern. Der Flappach-Bach unterhalb des Flappach-Weihers in Ravensburg trieb einst 20 Wassertriebwerke an. Heute noch zwei. Ein Zehntel. Um 1900 brummelten, klapperten und surrten in Deutschland etwa 80.000 Wassertriebwerke. Amtlich vermerkt. Heute arbeiten noch knapp 8000 Wasserkraftanlagen zwischen Waterkant und Watzmann. Ein Zehntel. Der international geachtete Biologe und Physiker Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (vom “Club of Rome”) sagte zur Wasserkraft in Deutschland: “Da gibt es wieder viel zu tun.” Wie, das zeigt sich ab heute auch auf dem Gelände der Landesgartenschau Wangen. Die Allgäustadt hat dort nämlich mehrere alte Wasserkraft-Standorte wieder richtig flott gemacht.

Steigern lassen sich auch Strom- und Wärmeerträge aus Biogasanlagen. Ähnlich wie die Weiher der Wasserkraft können die Silos der Biogasbauernhöfe und die Gasbehälter dort Energie speichern.

26. April 1986. Ein Tag, den viele noch nicht ganz vergessen haben. Damals meinten manche im Westen, dieser schwere Unfall sei auf schlechte Technik in der damaligen Sowjetunion zurück zu führen. Seit dem 11. März 2011, 14.46 Uhr (Ortszeit) weiß man’s besser: Da kam es zu bedrohlichen Schäden im japanischen Fukushima. 26. April 1986 – 26. April 2024: Da hat sich einiges getan in Sachen günstig heimischer erneuerbarer Energien.

Häuslebesitzerinnen und -besitzer können heute aus Solarmodulen auf ihrem Dach in den eigenen Räumen direkt darunter Elektrizität  für weniger als 10 Cent pro Kilowattstunde beziehen. Aus dem normalen Stromnetz: gut 30 Cent. Der 26. April – ein Tag zum Nachdenken. Aber auch zum Vorausschauen. Wie sagte Windkraft-Praktiker Manfred Rief: “Unsere Erwartungen sind übertroffen worden.” Der Erneuerbare-Energie-Pionier setzte mit seinen Partnern 2005 in Unterschwarzach ein gutes Zeichen. Ein gutes, sonniges Signal.
Julian Aicher




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