Man geht viel zu nah an die Häuser ran!
Bis zu 600 m neben bewohnte Gebäude sollen 300 m hohe Windkraftanlagen gebaut werden, laut der am 17. Januar 2024 in Weingarten vorgestellten Planung des Regionalverbandes.
Das Heranrücken an die Häuser ist nur verständlich, wenn man die Zwänge bedenkt, unter welchen die Planer standen: Die Vorgabe der Politik war, 2 % der Fläche unseres Landes für die Energienutzung von Wind- und Sonne auszuweisen. Das ist keine leichte Aufgabe, wenn dies in einer flächig verstreut besiedelten Kulturlandschaft wie unser Allgäu-Oberschwaben umzusetzen ist. Denn unsere Besiedlungsstruktur mit ihren Bauernhöfen, den daraus entstandenen Weilern und den kleinen Gemeinden bietet, von oben betrachtet, nur wenige freie Stellen, wo zum nächsten bewohnten Gebäude mehr als 1000 m Abstand vorhanden ist, hatten doch die ursprünglichen Höfe deutlich weniger als 100 Hektar. Wenn man unsere Landschaft mit Windkraftanlagen beplanen muss, dann muss man zwangsweise sehr nah an die Häuser ran, das ist das große Dilemma.
Windkraftanlagen sind aber keine grün zertifizierten harmlosen Industrieanlagen, sie zerstören massiv das Landschaftsbild (wie andernorts zu besichtigen) und machen in großen “Parks” ganze Flächen unbewohnbar. Und sie erzeugen beachtliche Emissionen in Form von Schattenwurf, Schall, Infraschall und insbesondere emittieren sie ein recht kräftig pulsierendes und weit reichendes Luftdruckfeld im Sekundentakt der Flügel. Unvermeidbar, denn sie arbeiten nach dem Prinzip eines riesigen Ventilators in freier Landschaft; statt den Wind zu beschleunigen, bremsen sie ihn im Takt der Flügel ab, um daraus die Energie zu gewinnen. Und da ist richtig Power dahinter, denn die Flügel haben die doppelte Größe der Tragflächen eines Jumbojets und bewegen sich außen mit der Landegeschwindigkeit von 300 km/h eines Jets. Es sind also keine harmlosen rotierenden Sonnenblumen und da muss man der Frage nachgehen, ob in 600 m Entfernung von so einer Anlage der Gesundheitsschutz unserer Bürger auf dem Land noch gewährleistet ist. Eine Frage, welche Stadtbewohner von Berlin, Stuttgart oder Ravensburg wenig berührt, aber bei unseren ländlichen Bürgern große Betroffenheit auslöst.
Nein, es ist ungeklärt, ob der Gesundheitsschutz unserer Bürger im Abstand der geplanten Windkraftanlagen gewährleistet ist. Bilden Sie sich dazu Ihre Meinung anhand des beigefügten Artikels “Ist Maschinenschutz wichtiger als Menschenschutz” oder verfolgen Sie dazu die fachlich tiefergehende Begründung in dem beigefügten Einspruch an den Regionalverband.
Übrigens, glauben Sie nicht, dass nur die Anlieger der jetzigen Planung zu Betroffenen werden. Die ausgewiesenen 2 % können nur etwa den Strom der zwei abgeschalteten Kernkraftwerke ersetzen, leisten somit noch nichts fürs Klimaziel. Folglich sind 2 % nur der Einstieg in die flächendeckende Umwandlung unserer Kulturlandschaft in eine Industrielandschaft, begründet im Artikel in der Bildschirmzeitung “Die Bürger werden getäuscht”.
www.diebildschirmzeitung.de/allgaeu-oberschwaben/bad-waldsee/die-buerger-werden-getaeuscht-7711/
Beschämend: Nur eine Politikerin der zu diesem Täuschungsvorwurf angeschriebenen Verantwortungsträger unserer Region (Bundestagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete, Landräte und Behördenvertreter) hatte die Zivilcourage, sich diesem Vorwurf in einer Diskussion zu stellen. Ist eine offene, rein fachliche und rationale Diskussion in unserem Land nicht mehr möglich?
Dr. Wolfgang Hübner (Diplom-Physiker), Bad Wurzach
Anlagen (unter Download):
– Flyer Gesundheit Windrad
– Einwendung zur Planung des Regionalverbandes im Rahmen des am 29. Januar gestarteten Anhörungsverfahrens