Pilger im Wetterglück
Bad Wurzach – Stadtpfarrer Stefan Maier bewies seinen guten Draht zum Himmel: Ausgerechnet am Lichterprozessionssonntag machte der Sommer Pause, das Wetterradar verhieß nichts Gutes für die entscheidenden zwei Stunden. Pfarrer Maier bewies viel Gottvertrauen, als er die Prozession startete.

Segnung mit der Reliquie.
Auch wenn zu Beginn, als die zahlreichen Gläubigen auf dem Klosterplatz auf den Beginn der Lichterprozession warteten, die ersten Tropfen fielen, blieben alle gelassen. Man hatte, obwohl es vormittags noch sommerlich warm war, Regenjacken und Wetterfestes aus dem Schrank geholt und sich mit Schirmen ausgestattet. Und Pfarrer Maier konnte den Gläubigen beim Start nur versprechen, dass diese Prozession ein Abenteuer mit offenem Ausgang werden würde.
Also begab man sich nach einem kurzen Gebet und zwei Strophen des Heiligblut-Liedes in Prozession – die es so seit 1933 als Auftakt für das Heilig-Blut-Fest gibt – hinauf zum Gottesberg, mit der Stadtkapelle und dem Kirchenchor vorab, die für die würdevolle musikalische Gestaltung der Feier während der Prozession und nei den einzelnen Stationen sorgten. Auf dem Weg hinauf wurde eine Herz-Jesu-Litanei gebetet, die selten zu hören ist. Sie hat in unterschiedlichsten Benennungen das Kreuzesopfer Jesu und die daraus strömende Gnade beleuchtet.
Die diesjährige Predigt von Pfarrer Maier befasste sich mit dem „Herz Jesu-Fest“. In jenem Moment, da der gekreuzigte Jesus starb, riss der Vorhang zum Allerheiligsten im Tempel von oben her entzwei: Bei einer Höhe von 18 Metern und einer Dicke von etwa 30 cm konnte dies nicht von Menschenhand passiert sein, es kam von Gott. Nichts trennte nun mehr die Menschen vom Allerheiligsten. „Gott hat sich für uns geöffnet.“ Auch den Lanzenstich am Kreuz wertete der Prediger als Öffnung. Das herausströmende Blut, das herausströmende Blut und Wasser, sie stünden für die Sakramente der Taufe und der Eucharistie. „Kreuz und Altar gehören zusammen.“ Bereits die Kirchenväter deuteten jenes Blut und das Wasser, das aus der Seitenwunde Christi austrat, als Quell der Sakramente.
Weiter führte Pfarrer Maier aus: Josef von Arimathäa war einer der (heimlichen) Jünger Jesu. Er bat darum, den Leichnam Jesu begraben zu dürfen. Pilatus überließ ihn dem Josef von Arimathäa. Dieser legte den Leicham in ein Felsengrab und wälzte einen Stein vor den Eingang des Grabes. Als Jesus dann am dritten Tage auferstanden war und am Osterabend den Jüngern erschienen ist, war Thomas, einer der zwölf Apostel, nicht dabei. Dieser glaubte ihnen nicht: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ Acht Tage später erschien Jesus ihnen erneut, kam durch die verschlossene Tür. Er forderte den „ungläubigen“ Thomas auf, genau das zu tun, was er zuvor gefordert hatte. „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
Die übergroße Seitenwunde
In der Klosterkirche in Altenhohenau am Inn gebe es eine Darstellung des gekreuzigten Jesus, bei dem das geöffnete Herz wirklich so groß dargestellt wurde, dass man die Hand hineinlegen kann. Dort hinterlegen die Gläubigen Briefe mit ihren Sorgen und Nöten und bitten Gott so um seinen Beistand.
Nachdem Pfarrer Maier die Gläubigen zum ersten Mal an diesem Abend mit der Reliquienmonstranz gesegnet hatte und diese ihre Kerzen entzündet hatten, trug er die Reliquie in einer beeindruckend langen Prozession in die Stadt hinab. Und das Wetter hielt. Am Marienbrunnen spendete Pfarrer Patrick Meschenmoser, der danach die Reliquie zurück zur St. Verena-Kirche trug, nach den Fürbitten den Marien-Segen; die Stadtkapelle stimmte „Segne Du Maria“ an du andächtig sangen die vielen Gläubigen mit. Auf dem Klosterplatz endete die Lichterprozession dann mit dem Schlusssegen durch Pfarrer Stefan Maier und der Schlussstrophe des Wallfahrtsliedes: „Singet alle Preis dem Lamme, Preis dem Blut, das es vergoss, da es sterbend an dem Stamme an sein Herz uns alle schloss!“
Text und Fotos: Uli Gresser
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