Zwei Jahrzehnte zeigen Langzeittrends
Allgäu-Oberschwaben – Mehr als 58.000 Menschen bundesweit beteiligten sich an großer NABU-Mitmachaktion. Baden-Württemberg meldet über 116.000 Vögel.
Bei der 20. „Stunde der Gartenvögel“, Deutschlands größter Citizen Science-Aktion, haben sich mehr als 58.000 Menschen beteiligt, davon gut 6.000 aus Baden-Württemberg. Sie haben am zweiten Mai-Wochenende bei bestem Frühlingswetter die Vögel in Gärten, Parks und auf dem Balkon gezählt und dem NABU gemeldet, über 116.000 aus Baden-Württemberg und mehr als 1,2 Millionen bundesweit. „Dank der langen Laufzeit von mittlerweile zwei Jahrzehnten sind wir jetzt in der Lage, Langzeittrends aus den Zählungen abzuleiten“, betont NABU-Ornithologe Stefan Bosch. „Gleichzeitig sehen wir auch dieses Jahr wieder teilweise überraschende Zahlen, deren Interpretation spannend ist und sich mitunter vielleicht erst im Mehrjahresvergleich erschließen wird.“
Zilpzalp früh dran – wenig Finken – Haussperling ganz vorne
So ergeben die Meldungen für 2024 erhebliche Einbrüche bei fast allen Finkenarten, im Südwesten etwa um 19 Prozent bei den Buchfinken und um 26 Prozent bei den Grünfinken. „Hier gilt es abzuwarten, ob wir es mit einer Momentaufnahme oder einem Trend zu tun haben“, so Bosch. Ein deutlicher Zuwachs von 30 Prozent in Baden-Württemberg beziehungsweise 14 Prozent bundesweit zeigt sich beim Zilpzalp. „Der milde Winter hat sich offenbar in der Vogelwelt bemerkbar gemacht. Der Zilpzalp als Mittel- und Kurzstreckenzieher ist eine der Arten, die in der Folge früher aus dem Winterquartier zurückgekehrt sind.“ Einen Sprung nach oben machte auch die Nachtigall, die deutlich häufiger gehört wurde. Die ersten Plätze belegen im Südwesten erneut Haussperling, Kohlmeise und Amsel. Im Bundesvergleich wurden etwas weniger Kohlmeisen gesichtet, die Amsel belegt hier den zweiten Rang.
Waldarten im Siedlungsbereich – Insektenfresser und Gebäudebrüter im Sinkflug
Im Langzeitvergleich zeigen die Zahlen, dass viele Waldarten zunehmend im Siedlungsbereich gesichtet werden, dazu zählen etwa Ringeltaube, Buntspecht und Kleiber. „Diese Verstädterung ist ein Zeichen dafür, dass die Vögel hier ein besseres Angebot an Brutplätzen und Nahrung finden als in ihrem angestammten Lebensraum“, so Bosch. „Bei Insektenfressern und Gebäudebrütern, wie Schwalben, Seglern und Hausrotschwanz, sehen wir zum Teil massive Rückgänge. Da werden die Folgen des Insektensterbens und des Verlusts an Nistplätzen deutlich sichtbar.“
Nächste Vogelzählung im Januar 2025
Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12. Januar 2025 statt.
Weitere Infos, Ergebnisse nach Bundesländern und Grafiken: www.stundedergartenvoegel.de
Mehr zu 20 Jahre Vogelzählung: www.NABU.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/ergebnisse/34859.html