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Aufgspielt wird: Wirtshausmusikanten pendeln zwischen Seibranz, Dietmanns und Unterschwarzach

Die „Wacht am Rhein“ in Seibranz wird zur „Kleinen Kneipe in unserer Straße“



Foto: Hans Reichert
Günter Musch, Alexander und Walter Strobel (von links). Im Wechsel mit dem “Alberser Zweigesang” und der „Vierer-Musig“ unterhielt das Terzett am 1. März die Wirtshausbesucher in der „Wacht am Rhein“ in Seibranz, im „Waldhorn“ in Dietmanns und im „Hirsch“ in Unterschwarzach.

Seibranz / Dietmanns / Unterschwarzach – Das beliebte Wurzacher Wirtshaus-Musizieren hat am 1. März wieder Freunde traditioneller Musik in Scharen angezogen. In drei Wirtschaften rund um Bad Wurzach – in der „Wacht am Rhein“ in Seibranz, im „Hirsch“ in Unterschwarzach und im „Waldhorn“ in Dietmanns – traten drei verschiedene Formationen im Wechsel auf. Alle drei Wirtschaften waren rappelvoll und es herrschte beste Stimmung; die Leute, die zumeist jedes Jahr dabei sind, haben begeistert mitgemacht und mitgesungen. 

Gregor Holzmann, die Gebrüder Wolfgang und Stefan Grösser und Frank Seitz brachten Polkas, Märsche und Walzer zu Gehör (hier in der “Wacht am Rhein”).

Der “Alberser Zweigesang” im „Waldhorn“.

Bis die Musikanten sich nach der jeweiligen Rundtour zum gemeinsamen Finale im „Hirsch“ in Unterschwarzach trafen, war es schon deutlich nach Mitternacht. Rosl Grösser und Tochter Brigitte trafen dort, von Seibranz kommend, nach 24.00 Uhr ein. Die 78-Jährige berichtete, das Fahren von Wirtschaft zu Wirtschaft sei beschwerlich gewesen, es sei unterwegs neblig gewesen. Da mussten Günther Musch, Alexander und Walter Strobel im „Hirsch“ noch eine Extra-Schicht einlegen, um die Zeit zu überbrücken. Es sei dann noch „bis in die Puppen“ musiziert worden, berichtete uns DBSZ-Reporter Uli Gresser, der den „Hirsch“ nachts um eins verlassen hat.

Angefangen hatte das Musizieren in jeder der drei Wirtschaften um 19.30 Uhr. Unser Reporter Hans Reichert berichtet in Wort und Bild vom Wirtshaus-Musizieren in der „Wacht am Rhein“. Dasselbe Programm wurde – zeitlich versetzt – in den beiden anderen Wirtschaften aufgeführt; dort hat Uli Gresser für die Bildschirmzeitung fotografiert und Notizen gemacht.

Kurz nach halb acht in der „Wacht am Rhein“, in jenem Lokal, das alle nur  „Stehnes“ nennen. Günter Musch und Vater und Sohn Strobel ziehen von Anfang an die Gäste beim „Stehnes“ in ihren Bann. Diese singen gerne mit bei „Michaela – lass mich nie wieder allein“ und „Spiel noch einmal für mich, Habanero“. Und natürlich bei Peter Alexanders „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ und beim „Griechischen Wein“ von Udo Jürgens. Nebenher bestellen die dicht gepackt sitzenden Gäste gerne bei der eifrigen Wirtin Anita Hartmann ein Bier oder ein Glas Wein.

Gasthausname aus der Kaiserzeit

Der treu-deutsche Name „Wacht am Rhein“ für das Gasthaus in Seibranz ist im Volksmund kaum gebräuchlich. Bei den Einheimischen heißt die Traditionswirtschaft einfach „Beim Stehnes“. Wie in München, wo der Wirtsname Dionysos zum Lokalname „Donisl“ wurde und aus dem Eustachius der Stachus-Platz, dürfte in Seibranz ein Eigenname Pate gestanden haben. Eine kleine Zahl aus der wilhelminischen Kaiserzeit stammender Gasthausnamen gibt es in unserer Gegend: Der „Deutsche Kaiser“ in Leutkirch, früher ein „Deutsches Haus“ in Leutkirch in der Lammgasse, die „Germania“ in Bauhofen und die „Straßburg“ bei Kisslegg. Alle aus der Zeit, als Männerchöre mit Leib und Seele schmetterten: „Zu Straßburg auf der Schanz“ oder „Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht die Wacht am Rhein!“ Auch solche Zeilen gehörten dazu: „Bei jedem Stoß (mit dem Bajonett) ein toter Franzos‘!“

Die zweite Gruppe, die beim Wirtshausmusizieren den „Stehnes“ aufsucht, ist die „Vierer-Musig“. Gregor Holzmann an der Steirischen Harmonika, Wolfgang Grösser mit dem Tenorhorn, Stefan Grösser (Flügelhorn), der kurzfristig eingesprungen ist für einen verhinderten Musiker, und Frank Seitz mit der Basstuba sorgen eine Stunde lang für Stimmung. Neben gefühlvollen und schmissigen Instrumentalstücken, oft Polkas und auch mal ein Walzer, wird das Publikum zum Mitsingen eingeladen. Dabei dürfen „Das Land Tirol“ und die „Vogelwiese“ nicht fehlen.

Gregor Holzmann unterhält das Publikum mit der Geschichte vom Traktorschlüssel, der am Holzfuß der Bäuerin angebracht ist.

Frank Seitz erzählt den Witz vom Häge und den Kühen.

Vom Landleben können Gregor Holzmann und Frank Seitz witzige Geschichten zum besten geben. Darin ist vom Häge und seinen Kühen die Rede, vom Fritzle in der Schule und von der Stallmagd mit dem Bauern, dem Knecht und der Bäuerin. Sogar vom Papst und dass der den Wolfgang Grösser kennt und diesen auf dem Balkon namentlich begrüßt. Aus dem Volk von Rom ertönt beim Anblick der beiden auf dem Balkon die Frage: „Wer isch au des nebem Wolfgang?“ „So bringt ma d‘ Leut‘ zum Lacha“, sagt Gregor. Solche Einlagen gehören beim Wirtshaus-Musizieren einfach dazu.

Wurstsalat und Weizenbier gehören ebenfalls zu einem Abend mit den Wirtshausmusikanten. Wie auch saurer Schwartenmagen. Und Currywurst mit Pommes.

Da bleibt jeder gern sitzen. Und ohne Zugaben kommt keine der drei Gruppen davon. Das bringt den Zeitplan in Verzug.

Die schönen alten Lieder

Rosl Grösser und Tochter Brigitte aus Albers werden als letzte Gruppe noch in Seibranz erwartet. Sie haben ein Liederheft dabei, das an den Tischen ausgeteilt wird. Daraus können die Wirtshausgäste sich etwas wünschen und auf Zuruf stimmen Rosl und Brigitte an. Hits wie „Santo domingo“ erklingen und die schönen alten Lieder wie „Tief drin im Böhmerwald“ werden inbrünstig gesungen. Natürlich dürfen das „Bodenseelied“ („Auf dem Berg so hoch da droben“) und die „Fischerin vom Bodensee“ nicht fehlen. Und „Schön war die Zeit“ („Brennend heißer Wüstensand“) war so etwas wie das Leitmotiv des Abends, der bei aller Freude einen wehmütigen und nostalgischen Unterton hatte.

Kurz vor Mitternacht in der „Wacht am Rhein“: Ein Mann aus dem Publikum steht auf. Es ist Erich Riedesser. Er sagt Dankesworte. Dankt all den Musikanten und auch den Wirtsleuten für einen schönen Abend. Das gilt natürlich auch für Angela Riss im „Waldhorn“ in Dietmanns und für Karl und Monika Menig im „Hirsch“ in Unterschwarzach. Dann greift Erich zur Gitarre und singt: „Wir sagen dankeschön.“

Wenn die Besucher von dem gelungenen Abend erzählen, daheim in Leutkirch oder Wurzach, müssen sie schon genau erklären, wo die „Wacht am Rhein“ liegt. Nicht nur auf Google Maps hoffen. Auf die Frage „Wo kommet Ihr so spät no her?“  ist die einzig gute Antwort: „Hutschassa, von Seibranz rah, Hutschassa!“  Die Erklärung dazu gibt es bei einer Einkehr bei Bier und Currywurst beim „Stehnes“. 
Text: Hans Reichert (ergänzt von Uli Gresser und Gerhard Reischmann)

Fotos: Hans Reichert („Wacht am Rhein“, Seibranz); Uli Gresser („Hirsch“, Unterschwarzach, und „Waldhorn“, Dietmanns)

Günter Musch, Alexander Strobel und Walter Strobel (von links).

Blick in die „Wacht am Rhein“ mit Wirtin Anita Hartmann.

Liedansage – der Pfeil und die Zahl besagen: Das Lied auf Seite 35 oben wurde gewünscht und wird nun zu Gehör gebracht. Alle sind zum Mitsingen eingeladen.

Einladungszettel.

Viele weitere Bilder in der Galerie



BILDERGALERIE

Fotos: Hans Reichert, Uli Gresser

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