Die SPD zur Energiewende: „Am Ende eine gute Sache“
Isny – Insgesamt 26 Leute. Sie kamen am Donnerstagabend im Kurhaus Isny zusammen. Auf Einladung der SPD. Diese zeigte sich mit gleich zwei Bundestagsabgeordneten dort: Heike Engelhardt (Ravensburg) und Robin Mesarosch (Sigmaringen). Auch Isnys Bürgermeister Rainer Magenreuter war da. Und man sah ein bundesweit bekanntes Gesicht im Saal: den ehemalige Bundesarbeitsminister Walter Riester. Er forderte alle dazu auf, zur Energiewende ein „Bild der Chancen“ zu umreißen.
Den Impuls des Abends setzte Robin Mesarosch (Bild). Der 31-Jährige war aus Sigmaringen angefahren. Seine Kollegin Heike Engelhard stellte ihn als energiepolitischen Experten der SPD-Bundestagsfraktion vor. Mesarosch mahnte den Klimaschutz an; ihm dienten die Erneuerbaren Energien (Sonne, Pflanzen/Biomasse, Erdwärme, Wasser- und Windkraft). So Mesarosch. Die letzten zehn Monate seien die weltweit wärmsten gewesen, seitdem das Wetter nach heutigen Maßstäben gemessen werde.
„Man könnte Strom nicht günstiger bekommen als mit den Erneuerbaren Energien”, betonte SPD-Energiekenner Robin Mesarosch am Donnerstagabend in Isny. Und deshalb würde er für so sonnige Kräfte auch dann eintreten, wenn es gar keinen Klimawandel gäbe. Erneuerbare Energien statt Erdgas und Erdöl zu verbrennen, bringe für die gewöhnliche Bürgerin oder den durchschnittlichen Bürger „einen Bruchteil der Kosten”, die sonst für Erdgas, Erdöl und Kohle zu bezahlen seien. Das habe er am eigenen Leib in Sigmaringen selbst erlebt, berichtete der SPD-Bundestagsabgeordnete. Seitdem er in ein gut gedämmtes neueres Haus mit Solarmodulen auf dem Dach gezogen sei, habe er für Strom und Wärme weniger zu entrichten.
„Da bin ich zuversichtlich”
Gegenwärtig empfahl SPD-Energiefachmann Mesarosch, den Stromanbieter zu wechseln. Grundsätzlich würden sich Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen und Strom dank Erdgas, Erdöl und Kohle dadurch unterscheiden, dass man für Erdgas, Erdöl und Kohle „zweimal zahlt“. Nämlich für den Bau der Kraftwerke und dann nochmal bei ihrem Betrieb mit den immer teureren Brennstoffen Erdöl, Erdgas und Kohle. Ab 2025 plane die Bundesregierung einen „dynamischen Strompreis”. Er ermögliche es, flexibel günstigeren Solarstrom zu kaufen – etwa wenn die Sonne scheine. Schon jetzt könne man seine Stromkosten mit „Steckermodulen“ direkt am eigenen Balkon senken.
Von der bundesweiten Debatte direkt in die nahe Umgebung. Dr. Wolfgang Heine (Bild; stehend), Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben (mit Sitz in Ravensburg) betonte: Erneuerbare Energien zu nutzen, liege inzwischen „im überragenden Interesse”. Also gesetzlich geschützt – wie die Verteidigungsfähigkeit. Deshalb gelte heute: „Im Zweifel für die Erneuerbaren Energien.“ Dies sei im Bereich Windkraft möglich, auch wenn 98,2 % des Landes frei von Windkraftwerken blieben. Der Regionalverband habe bis spätestens September 2025 nur 1,8 % des heimischen Bodens für Windkrafttürme auszuweisen. Regionalverbandsdirektor Heine: „Dass wir dieses Flächenziel erreichen – da bin ich zuversichtlich.“ Gelinge das nicht, könnten Windkraftplaner überall Genehmigung für ihre Flügel-Türme beantragen, wo sie Baurechts- oder Naturschutzbestimmungen nicht daran hindern würden. Heine zu seiner Flächen-Suche: „Naturschutzgebiete – in die gehen wir erst gar nicht rein.”
Windkraftanlagen auf der Adelegg?
Der besondere Schutz der Adelegg hindert Isnys Bürgermeister Rainer Magenreuter nicht daran, mehr Flächen auf Isnyer Markung für Windkraft zu fordern. Bestärkt von der Gemeinderatsmehrheit. Nämlich auch auf den Höhenzügen der Adelegg. Dort deshalb, weil da „der Wind weht”. Außerdem seien dort Abstände zur Nachbarschaft leichter einzuhalten. Probleme ergäben sich auf der Adelegg durch Festlegungen der Bundeswehr. „Das betrifft auch die SPD – den Herrn Pistorius”, sagte der Isnyer Rathauschef. Bundestagsabgeordneter Robin Mesarosch antwortete darauf, dass seine Fraktion in Gesprächen mit dem Verteidiungsministerium schon manche konkrete Lösung vor Ort gefunden habe. Regionalverbands-Direktor Heine: „Die Gemeinden können auch andere Flächen festlegen“ als die, die Heines Planung vorschlage. Auf der Adelegg müsse die Stadt Isny dann „mit Konflikten umgehen und sie abarbeiten“.
Fast gegen Schluss der Veranstaltung erhob sich einer aus dem Publikum: Walter Riester (Bild). Der ehemalige Bundesarbeitsminister riet bei der Energiewende-Diskussion dazu, weniger die „Apokalypse“ des Klimawandels zu beschreiben als vielmehr „ein Bild der Chancen“ aus gutem Wirtschaften mit Verkauf deutscher Erneuerbarer-Energie-Techniken weltweit zu zeigen. SPD-Energieexperte Robin Mesarosch übersetzte das so, „dass es mit der Energiewende am Schluss eine gute Sache ist”.
Text und Fotos: Julian Aicher
Weitere Bilder in der Galerie