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Ausstellung im Kornhaus bis 18. Oktober zu sehen

Der Ruderverein Waldsee e.V. feierte 125. Geburtstag



Foto: Peter Lutz
Dieter Seebold (am Rednerpult) würdigt die Arbeit von Pascal Tschöke und Niklas Wiest für das Jubiläum. Sie hatten zusammen mit einem Team aus allen Altersschichten die bemerkenswerte Ausstellung zusammengestellt.

Bad Waldsee – Der Verein am Stadtsee ist unter dem Kürzel RVW allen Waldseern bestens vertraut und dürfte wohl zu den prägendsten Vereinen der Kurstadt gehören. In seiner langen Geschichte sorgte er für zahlreiche sportliche Höhepunkte und höchst beliebte gesellige Anlässe. Nicht nur Höhen erlebte der Verein, er musste auch Tiefen bewältigen und bewies damit Standhaftigkeit auch stets bei großem Rückhalt durch die jeweiligen Zeitgenossen. Zur Dokumentation seiner langen und erfolgreichen Geschichte gestaltete ein Team eine informative Präsentation, die in der Pfeilerhalle des Kornhauses bis einschließlich 19. Oktober an allen Wochenenden zu sehen ist. Die zahlreich besuchte Vernissage der Ausstellung erfolgte zum Auftakt der ersten Bad Waldseer Zukunftstage 2025, an denen Vereine ohnehin d i e tragende Rolle spielen.

Ein Rudervereinsmitglied betrachtet eine der Ausstellungswände.

Der Museums- und Heimatverein unterstützte das Projekt aus Verbundenheit zur Sache sehr gerne, hat er doch auch in der Vergangenheit schon ähnliche Projekte gefördert. Die stellvertretende Vorsitzende und Hausherrin Brigitte Hecht-Lang hieß die Gäste in der mit Trophäen, Pokalen, Medaillen und natürlich mit Rennbooten – zwei an der Zahl – bestückten Pfeilerhalle herzlich willkommen. Hecht-Lang bezeichnete das heutige Kornhaus als Haus der Kunst und Kultur der Stadt, zu der auch ihre Vereine mit Geschichte gehörten. Deshalb trage man auch gerne bei Vorbereitung und Durchführung solcher Projekte zum Gelingen bei. Mit den Worten „Alles Gute zum 125. Geburtstag, lieber Ruderverein!“ übergab sie das Mikrofon an Bürgermeisterin Monika Ludy zum offiziellen Grußwort der Stadt.

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Ein treuer Freund des Rudervereins Waldsee: Alfons Fiegel, zu Zeiten von Bürgermeister Forcher Kämmerer der Stadt gewesen (mit Brigitte Hecht-Lang).

Der hochmoderne Einer des RVW.

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Das Grußwort der Bürgermeisterin

Monika Ludy bekannte sich als Waldseerin, die am Stadtsee aufwuchs. Sie habe zudem das Privileg, von ihrem Schreibtisch im Neuen Rathaus aus den malerischen Stadtsee betrachten zu dürfen und sie freue sich, wenn Spaziergänger am Ufer stehen bleiben, um die wie Pfeile über das Wasser gleitenden Boote der Rudersportler zu verfolgen. Sie wies auf die Leistungen und Erfolge des Vereins für die Sportler, aber auch für die Bürger der Gemeinde hin, und erinnerte auch an die beliebten Ruderbälle zur Fasnet bis weit in die Neunzigerjahre. In ihrer Eigenschaft als kaufmännische Geschäftsführerin der städtischen Kliniken erinnerte sie an die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kurbetrieben. Demnach gebe es seit 2022 die Initiative Pink Paddling des Vereins, bei der Reha-Patienten in Drachenbooten ein einmaliges Therapieangebot haben, das sowohl die Chefärztin der städtischen Rehakliniken Dr. Maria-Elisabeth Rabanus als auch die Therapeuten und die Patienten sehr schätzen würden. Chefärztin Rabanus war natürlich unter den Gästen!

Reha-Patienten im Drachenboot.

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Christoph Mayer von der Narrenzunft Waldsee spricht ein Grußwort.

Und weil es unter den Traditionsvereinen in der Kurstadt viele gute Verbindungen gibt, ergriff auch Christoph Mayer, Zunftmeister der Narrenzunft Waldsee, das Mikrofon zu einem kurzen Grußwort. Er freute sich über das gute Zusammenwirken, um dann ein ganz leises „AHA“ zu rufen, weil es doch nun bereits „dagega goht“!

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Niklas Wiest, im RVW zuständig für Kommunikation

Niklas Wiest, zuständig für Kommunikation des Rudervereins, begrüßte die Gäste ebenfalls und berichtete über die intensiven Ausstellungsvorbereitungen zum 125. Jubiläum, die hauptsächlich von der Jugendabteilung des Vereins unter Leitung von Pascal Tschöke geleistet wurden. Er dankte auch dem Museumsverein für die gute Zusammenarbeit. Die Geschichte des Vereins wird in Form eines Zeitstrahls vom Gründungsjahr 1900 bis in die Jetztzeit mit Texten und Bildern gezeigt.

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Flagge des RVW.

Dieter Seebold berichtete über die stolze Geschichte des Vereins

Das Hauptreferat zur Ausstellungseröffnung hielt der ehemalige Vorstand Dieter Seebold. Er bedankte sich für die schönen Worte zum 125. Vereinsjubiläum bei Bürgermeisterin Ludy, bei Hecht-Lang, bei Christoph Mayer und für die Möglichkeit, die 125 Jahre Rudersport auf dem Stadtsee einem breiten Publikum präsentieren zu dürfen. Seine ausführliche Rückschau in die Vereinsgeschichte bezeichnete er als  unendliche Geschichte, weil ja diese Geschichte weitergeschrieben werden müsse.

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Aus dem Radfahrverein heraus entstanden

1895 entstand in Waldsee der Radfahrverein „Vorwärts“. Aus diesem gliederte sich 1900 der Ruderverein unter Führung von Carl Friedrich Schmid aus und erwarb zwei Zweier und zwei Vierer für 250 Mark. Ein Bootsschuppen auf Pfählen im See diente der Aufbewahrung der Boote. Bereits 1924 gab es ein richtiges Bootshaus. Aus den ursprünglich vier Booten wurden bis heute 45 Boote, 10 Stand Up Paddles (SUPs) und ein Drachenboot. Rudern sei heute eine Lebenseinstellung, eine Liebe zum Sport und zum See, eben ein Spirit, meinte Wiest. Heute verfüge der Verein über drei Bootsschuppen und einen Jugendraum.

Ein wichtiger Bestandteil der Waldseer Gesellschaft

Die Nähe zur Waldseer Gesellschaft entwickelte sich nicht nur über den ursprünglich exotischen Sport oder über große Erfolge, sondern auch durch gesellige Highlights wie beispielsweise die beliebten Ruderbälle während der Fasnet bis Mitte der 90er-Jahre. Erst ab den 1920er-Jahren starteten die Teilnahmen an Regatten. Damals wurden die Sieger von den Waldseern mit 15 Flaschen Sekt geehrt! Während der beiden Weltkriege fanden keine Wettbewerbe statt. 1947 beschlagnahmte die französische Besatzungsmacht das Bootshaus und gab es ein gutes Jahr später zurück.

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Die erste Regatta auf dem Stadtsee nach dem Krieg

Nach Wiederinstandsetzung des Bootshauses gab es 1950 die erste Regatta. Bis heute trug man 61 Regatten auf dem Stadtsee aus, davon viermal die baden-württembergischen Meisterschaften. 2011 fand die Deutsche Drachenbootmeisterschaft hier statt und 2018 war man Ausrichter des Finaltags der Ruderbundesliga, des sogenannten Erwin-Hymer-Renntags. Wiest zählte dann sämtliche sportlichen Erfolge seines Vereins auf bis hin zur Ergometer-WM 2022 während der Pandemie. Er betonte, sämtliche Mitglieder des Vereins hätten dazu beigetragen, nicht die Sieger alleine.

Gemeinschaft, Kameradschaft und Spirit

Gemeinschaft, Kameradschaft und Spirit prägten den schönsten Platz im schönen Bad Waldsee mit dem Image als Kur-, Gesundheits- und Sportstadt, sagte Seebold mit Emphase. Der Verein verstehe seine intensive Jugendarbeit insbesondere auch als Beitrag zur Stärkung unserer demokratischen Werte. Bewusst habe er davon abgesehen, alle bisherigen 29 Vorstände seit 1900 aufzuzählen; ihm sei die Arbeit mit den heutigen Jugendlichen im Interesse der Zukunft des Vereins wichtiger. So dankte er den Mitinitiatoren der Ausstellung Pascal Tschöke und Niklas Wiest und stellte ihnen Fragen zu ihrem Sport, zur Zukunft des Rudersports auf dem Stadtsee.

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Kopfüber an der Decke: der hölzerne Achter des RVW.

Ein moderne Achter kostet 50.000 €

Zu den Beschaffungswünschen meinte Niklas Wiest, der Holz-Achter müsse durch eine Bauart mit modernen Materialien dringend ersetzt werden, was mindestens 50.000 Euro kosten würde. Ein moderner Einer aus Carbon, wie im Kornhaus ausgestellt, würde etwa 8000 Euro kosten. Der ehemalige Vorsitzende beendete seinen Beitrag mit einem gemeinsamen dreifachen Hipp Hipp Hurra auf das Geburtstagskind und „tauchen Sie ein in die 125 Jahre RVW!“

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Ein Exponat zum verheerenden Bootshausbrand im Jahre 1978.

Gemeinderatsbeschluss zum Bootshausbau 1924.

Text und Fotos: Peter Lutz    

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