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Früher einmal Feiertag und wichtiger Stichtag

An Josefstag war Hütekindermarkt und Starkbieranstich



Foto: Herbert Eichhorn
Josef, der Zimmermann: in einem Altar in Ingoldingen.

Allgäu-Oberschwaben – Am 19. März ist Josefstag. Das war früher mal eine große Sache. Und das nicht nur, weil der Name und auch seine weiblichen Ableitungen in katholisch geprägten Gegenden sehr beliebt waren und dann eben viele ihren Namenstag feiern konnten. Das ist freilich längst vorbei. Heute heißen Jungs eher Noah oder Matteo. 2024 war Josef gerade mal noch auf Rang 117 der beliebtesten männlichen Vornamen.

Der Josefstag als Feiertag

Der Josefstag war lange gesetzlicher Feiertag, in Baden-Württemberg und Bayern auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg. In Bayern wurde er erst 1969 abgeschafft. In einigen katholischen Kantonen der Schweiz und in Liechtenstein ist Josefi sogar bis heute Feiertag. In Vorarlberg und anderen österreichischen Bundesländern ist zumindest schulfrei und zentrale Einrichtungen des Landes bleiben geschlossen. Aber auch wenn der Josefstag als Feiertag abgeschafft war, wurde auf dem Land an dem Tag oft noch lange trotzdem weiter die Arbeitsruhe eingehalten.

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Der Josefstag bei der Brauerei Ott in Bad Schussenried

Dazu passt auch irgendwie, dass in Bayern vielerorts am Josefstag traditionell die Starkbierzeit beginnt. An diese Tradition knüpft seit einigen Jahren auch die Brauerei Ott in Bad Schussenried an. Jedes Jahr lädt sie am Josefstag zu einer „Josefstags-Gaudi“, bei der auch ein Josefschor und eine Josefskapelle ihren Auftritt haben.

Josef auf dem Seitenaltar der Bad Wurzacher Stadtpfarrkirche. Foto: Herbert Eichhorn

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Tradtionell ein wichtiger Stichtag im Wirtschaftsjahr

Der Gedenktag hat dabei eine lange Geschichte. Schon seit dem 10. Jahrhundert wird am 19. März an den Heiligen erinnert. 1621 wurde der Tag von Papst Gregor XV. dann ganz offiziell in den römischen Generalkalender aufgenommen. Ähnlich wie Martini (11. November) und Mariä Lichtmess (2. Februar) war Josefi im Übrigen ein wichtiges Datum im Wirtschaftsjahr. So wurden zu diesem Zeitpunkt auf dem Land Saisonkräfte eingestellt. In Oberschwaben betraf das zum Beispiel die sogenannten Schwabenkinder, die vor allem aus Vorarlberg und Tirol kamen, um den Sommer über auf den Bauernhöfen zu arbeiten. Die Hütekindermärkte etwa in Friedrichshafen oder Ravensburg, auf denen die Kinder verdingt wurden, fanden immer an oder um den 19. März herum statt.

Aus Vorarlberg wiederum machten sich in der Barockzeit am Josefstag die berühmten Baumeister aus dem Bregenzerwald auf den Weg zu ihren großen und kleineren Baustellen in Süddeutschland oder in der Schweiz. Bis Martini arbeiteten dann zum Beispiel die Beer, Moosbrugger und Thumb weiter an den monumentalen Klosterkirchen etwa in Weingarten und Einsiedeln oder an der Wallfahrtskirche in Birnau.

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Auch viele bäuerliche Wetterregeln beziehen sich auf den Tag Mitte März, so etwa „Ist es klar an Josefstag, so spart er uns viel Not und Plag.“

Josef der Schutzpatron des Salvatorkollegs: ein Gemälde in der Schlosskapelle Bad Wurzach. Foto: Herbert Eichhorn

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Josef – der erste moderne Vater

In der Bedeutung des Gedenkstages spiegelt sich auch die Sicht auf den Heiligen Josef, dessen Namen im Hebräischen „Gott hat hinzugefügt“ bedeutet. Dieser habe, hieß es einmal in einer Titelgeschichte der Wochenzeitung DIE ZEIT, in seiner Wahrnehmung eine „seltsam schlingernde Karriere“ erlebt. Im Neuen Testament spielt Josef nur ganz zu Beginn eine Rolle, aber eben eine wichtige: Nach einem Traum überwindet er seine Bedenken, heiratet die schwangere Maria und wird zum „Nährvater Jesu“. Nach einem weiteren Traum flieht er mit seiner Familie nach Ägypten, die so den Häschern des Herodes entkommt. Zum letzten Mal wird er erwähnt, als er mit Maria den zwölfjährigen Jesus im Tempel wiederfindet. Mit seiner Patchworkfamilie erweise sich Josef als der erste moderne Vater, urteilte DIE ZEIT.

Josef mit der Lilie als Patron der Jungfrauen und Eheleute: am Eingang der Herrenstraße in Bad Wurzach. Foto: Herbert Eichhorn

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Josef – der Schutzpatron der Handwerker und Eheleute

Der Evangelist Matthäus, der am meisten über Josef berichtet, nennt ihn in seinem in Griechisch verfassten Text einen „tékton“. Das kann man als Baumeister übersetzen. Martin Luther machte in seiner Bibelübersetzung einen Zimmermann aus ihm. Daher galt und gilt Josef als Patron der Arbeiter und Handwerker. Und als Zimmermann, etwa ausgerüstet mit Hobel oder Winkeleisen, begegnet er uns denn auch in vielen bildlichen Darstellungen der Neuzeit. Auf seine Keuschheit wird dagegen dort angespielt, wo er eine weiße Lilie in der Hand hält. Er ist eben genauso der Schutzheilige der Jungfrauen und der Eheleute.

Bitte um ein gutes Sterben auf dem Gottesberg

Auch für ein gutes Sterben wird traditionell Josefs Beistand angerufen. So zum Beispiel auch auf dem Bad Wurzacher Gottesberg mit seiner traditionellen Wallfahrt zu den „Hl. Drei End“. Das – neben dem Kreuzestod Christi (Hochaltar) und dem Tod Mariens (linker Seitenaltar) – dritte Ende ist dort eben der Tod des Heiligen Josefs, der auf dem rechten Seitenaltar dargestellt ist.

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Der Tod des Hl. Josefs: auf dem Seitenaltar der Wallfahrtskirche auf dem Gottesberg. Foto: Herbert Eichhorn

Josef – der Schutzpatron der Kirche

Vor allem seit dem 15. Jahrhundert steigt die Verehrung des Heiligen stetig. So werden ihm über die Jahrhunderte viele Kirchen und Kapellen gewidmet. Im 17. und 18. Jahrhundert formieren sich vielerorts Josefsbruderschaften. Und Papst Pius IX. macht den Heiligen 1870 sogar zum Schutzpatron der gesamten Kirche. Als Reaktion auf die politische Arbeiterbewegung bestimmt Papst Pius XII. 1955 den 1. Mai zum Gedenktag für „Josef den Arbeiter“. Papst Franziskus schließlich nimmt auf all die während der Pandemie besonders geforderten Arbeitnehmer Bezug, als er das Jahr 2021 zum Josefsjahr erklärte.

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Josef als Figur war und ist also offensichtlich immer wieder sehr aktuell, ob nun als Schutzpatron der Arbeitnehmer oder als Prototyp des modernen Vaters. Aber der Josefstag? Klar, da gibt es ein paar Versprengte, die seiner früheren Bedeutung nachtrauern. In Aichach in Bayerisch Schwaben hat zum Beispiel die etwas skurrile Königlich-Bayerische Josefspartei ihren Sitz, deren Hauptanliegen es ist, den Feiertag wiederzubeleben.

Logo des Josefstags. Foto: BDKJ

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Eine neue Initiative des BDKJs zum Josefstag

Dass eine andere Initiative vielleicht zukunftsträchtiger ist, lässt schon ihr flottes Logo mit dem Skateboardfahrer vermuten. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Bundesarbeitsgemeinschaft katholischer Jugendsozialarbeit (BAG KJS) sind unter anderem die Träger des unter dem Namen Josefstag auch in diesem Jahr wieder stattfindenden bundesweiten dezentralen Aktionstages. Es geht dabei um Aufmerksamkeit für die Arbeit der Einrichtungen der Jugendsozialhilfe, insbesondere der Jugendberufshilfe, in katholischer Trägerschaft. Als Motto für 2025 wurde gewählt: „Mitbestimmen statt zuschauen: Demokratie in die Hand nehmen!“

Ja, der Josefstag ist nicht mehr das, was er einmal war. Wenn ihn heute jemand trotzdem begehen möchte, dann bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, wie er das macht. Man kann den Tag im Bad Schussenrieder Bierkrugstadel verbringen oder sich vielleicht doch lieber von einer der Veranstaltungen des BDKJ-Aktionstages anregen lassen.
Herbert Eichhorn

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