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27. Januar: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Die Synagoge Fellheim mahnt: Nie wieder!



Foto: Hans Reichert
“Wer die Vergangenheit vergisst, verliert den Blick für die Zukunft.” Davidstern an de Friedhofsmauer in Fellheim (mit Museumsführer Immke)


Fellheim – Heute ist der Auschwitz-Gedenktag. Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager von der Roten Armee befreit. Und vor wenigen Tagen gedachten Historiker der Wannsee-Konferenz, als der Völkermord an den Juden organisatorisch konzipiert wurde. Unser Mitarbeiter Hans Reichert hat die ehemalige Synagoge in Fellheim (bei Memmingen) besucht.

Am 20. Januar gedachte man der Wannsee-Konferenz, einem entscheidenden Moment in der Geschichte des nationalsozialistischen Völkermordes an den Juden. An jenem Tag im Jahr 1942 trafen sich 15 hochrangige Vertreter des NS-Regimes, darunter ein gebürtiger Waldseer (Dr. Josef Bühler), um die systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung zu planen.

Ein bewegender Gedenkort in unserer Region ist die ehemalige Synagoge in Fellheim. Fellheim liegt etwa fünf Kilometer von Memmingen entfernt. Die Synagoge, erbaut 1786 und im 19. Jahrhundert im osmanischen Stil umgestaltet, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Mehrfamilienhaus genutzt.

Dank der engagierten Arbeit des Förderkreises Ehemalige Synagoge Fellheim e. V. und mit Hilfe des Freistaates Bayern konnte das Gebäude in den Jahren 2013 bis 2015 restauriert werden, so dass der ursprüngliche Zweck nun wieder erkennbar ist. Besonders beeindruckend ist die teilweise erhaltene Bemalung der Decke, die den sakralen Charakter des Baus deutlich macht.

Historische Ornamentik an der Decke.

Die Führungen, die von Andreas Schraut organisiert und von einem Team angeboten werden, bieten nicht nur einen Blick auf die Architektur, sondern erläutern die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Fellheim, die bis 1942 Bestand hatte.

Führung in der ehemaligen Synagoge in Fellheim (hier mit Herrn Immke).

Blick von der Empore nach Osten.

Blick auf den Friedhof.

Die moderne Außentreppe erschließt die Empore.

Der Friedhof, der normalerweise abgeschlossen ist, wird bei Führungen ebenfalls geöffnet. Wichtig: Männer müssen beim Betreten eine Kopfbedeckung tragen aus Respekt vor der jüdischen Tradition. An der Friedhofsmauer ist ein Davidstern angebracht mit der Inschrift: “Wer die Vergangenheit vergisst, verliert den Blick für die Zukunft.” Diese Worte mahnen.

Grabstein von Rabbiner Seligsberg (1790 – 1877).

Die Besichtigung der Synagoge Fellheim ist eine wertvolle Gelegenheit, um innezuhalten, zu reflektieren und das Andenken an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen zu ehren. Es ist ein Ort des Gedenkens und der Bildung, der daran erinnert, wie wichtig es ist, die Erinnerung zu bewahren und für eine bessere Zukunft einzutreten.
Text und Fotos: Hans Reichert

Über die hier unter “Links” genannten Webseiten kann man den Förderverein kontaktieren und Führungen vereinbaren. Die nächste öffentliche Führung durch die ehemalige Synagoge und den jüdischen Friedhof Fellheim ist am 9. März (13.30 Uhr).

Zur jüdischen Geschichte Fellheims

Zwischen 1670 und 1942 existierte eine jüdische Gemeinde in Fellheim, zu der um das Jahr 1830 etwa 500 Personen gehörten. Im Zentrum der Gemeinde stand die Synagoge an der Memminger Straße. Bis 1787 entstand das Gebäude durch den Umbau eines einfachen Betsaales zur Synagoge. Zwischen 1857 und 1860 wurde das Gebäude im neomaurischen Stil umgebaut.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von Männern aus Boos und der SA aus Memmingen geschändet und verwüstet.

Zwischen 1942 und 1945 lagerten im Inneren Flugzeugmotoren für das in Memmingerberg stationierte Geschwader. Pläne, das Gebäude nach 1945 wieder als Synagoge für 90 kurzzeitig in Memmingen und Umgebung lebende „Displaced Persons“ instandzusetzen, wurden nie verwirklicht. 1950 wurde die Synagoge an einen Fellheimer Bürger verkauft, der das Gebäude zu einem Wohn- und Geschäftshaus umbauen ließ. Die typischen baulichen Merkmale der einstigen Synagoge verschwanden dadurch völlig. 2007 erwarb die Gemeinde Fellheim das Gebäude und entwickelte zusammen mit dem Arbeitskreis Geschichte, Chronik und Brauchtum (später Förderkreis Synagoge Fellheim e.V.) ein Nutzungskonzept für eine Teilrestaurierung als ehemalige Synagoge. In den Jahren 2013 bis 2015 erfolgte der Um- und Rückbau der ehemaligen Synagoge Fellheim. Dabei konnten große Teile der einstigen Synagogendecke wieder freigelegt und restauriert werden. Das Gebäude wird seitdem als Museum, Gemeindebücherei sowie als Lern- und Veranstaltungsort genutzt.

Die ehemalige Synagoge Fellheim ist das einzige im Allgäu erhalten gebliebene Synagogengebäude. Zum Gebäude gehört ein Außenbereich, der unmittelbar an den ehemaligen jüdischen Friedhof grenzt.
Entnommen der Webseite des Förderkreises
 
 
 

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