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Sepp Mahler im Fokus

Symposium zum 50. Todestag des Wurzacher Künstlers



Foto: Erwin Linder
Sepp Mahler war beileibe nicht nur der düstere Moormaler, als welcher er in so mancher gedanklichen Schublade abgelegt wird. Er liebte auch das Expressive, was diese markante Gegenüberstellung deutlich macht: links das um 1970 entstandene Bild “Wintersonne”, rechts ein am Rande von Bad Wurzach gemaltes Motiv: Es zeigt das Gebüsch an der sogenannten Schuhütte (oberhalb des Hofes Schupp / Richtung Ziegelbacher Greut). Das laut Adelgund Mahler nicht betitelte Gemälde fängt das Flirren eines Sommertages ein. Im Vordergrund eine Person, die möglicherweise einen Getreidesack schleppt. Entstanden in Mahlers späten Jahren (um 1973). (rei)

Bad Wurzach – Ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod stand der Bad Wurzacher Maler Sepp Mahler im Mittelpunkt eines Symposiums im Kurhaus. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher waren am vergangenen Sonntag (12.10.) der Einladung des Sepp-Mahler-Haus-Förderkreises gefolgt, um an Leben und Werk des eigenwilligen Künstlers zu erinnern – und zugleich aktuelle Bezüge zur Gegenwart zu entdecken.

Einige Originale von Sepp Mahler (1901 – 1975) waren ausgestellt. Foto: Erwin Linder

Ein kulturelles Heimspiel

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Martin Wolf, dem Vorsitzenden des Förderkreises. Ehrengast war Adelgund Mahler, die Tochter des Künstlers, die in ihrem Grußwort eindringliche Worte fand: „Wenn der Tag beginnt, schaut man in den Spiegel. Im eigenen Gesicht erkennt man den Bruder und die Schwester. Man darf in der Kultur nicht ausgrenzen.“ Ihre klare Haltung gegen kulturelle Abschottung fand beim Publikum großen Beifall.

Die Erinnerung an ihren Künstler-Vater zu pflegen und zu wahren ist ihre Lebensaufgabe: Adelgund Mahler bei ihrem Grußwort beim Symposium aus Anlass des 50. Todestages von Sepp Mahler. Foto: Erwin Linder

Adelgund Mahler, die unermüdliche Bewahrerin, hatte diesen Brief der Württembergischen Staatsgalerie an Sepp Mahler aus dem Jahre 1950 mitgebracht. Foto: Erwin Linder

Auch Bürgermeisterin Alexandra Scherer hieß die Gäste willkommen. Sie nutzte ihr Grußwort, um Bad Wurzach als dynamische Flächengemeinde vorzustellen, Ergebnis der erfolgreichen Eingemeindungen, deren 50-jähriges Jubiläum in diesen Tagen gefeiert wurde. Zugleich überreichte sie eine Jubiläumsgabe der Stadt an den Sepp-Mahler-Förderkreis im Umfang von 1400 € (Anm. d. DBSZ-Red.: Für das Symposium gab es eine LEADER-Förderung; damit eine solche Förderung möglich war, musste die Stadt im Vorfeld erklären, 10 % der Fördersumme zu übernehmen, das sind in diesem Fall 1400 €).

Bürgermeisterin Alexandra Scherer überreicht an Martin Wolf, den Vorsitzenden des Förderkreises, ein Geschenk. Foto: Erwin Linder

Bernd Kaufmann, als Geschäftsführer der REWA Hauptsponsor, nannte das Symposium ein herausragendes  Beispiel dafür, wie die Förderung Kultur sicht- und erlebbar mache. Zum Andenken überreichte er Martin Wolf die Plakette der Regionalentwicklung, auch bekannt unter dem Namen LEADER.

Bernd Kaufmann von der Regionalentwicklung Württembergisches Allgäu (LEADER) überreicht die Förderplakette an Martin Wolf. Foto: Erwin Linder

Mahler zwischen Jugend und Wiederentdeckung

Das erste Podium widmete sich den Lebensstationen Sepp Mahlers. Dr. Uwe Degreif zeichnete die künstlerische Entwicklung des Malers nach. Er arbeitete die unterschiedlichen Phasen im künstlerischen Schaffen Mahlers bis zum 30. Lebensjahr, dann vom 30. bis zum 60., heraus. Und anschließend die Schaffensperiode vom 60. bis zum 75. Lebensjahr.

Unser Bild vom ersten Podium („Annäherung an Sepp Mahler: der stille Revolutionär?“) zeigt von links Dr. Elke Allgaier, Dr. Uwe Degreif und Martin Wolf. Foto: Erwin Linder

Dr. Elke Allgaier (Bild) berichtete über die Wiederentdeckung Mahlers nach 1945 durch die Staatsgalerie Stuttgart, die entscheidend dazu beitrug, den Künstler aus Oberschwaben neu ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

„Bewahrt das Sepp-Mahler-Haus!“

Im zweiten Podium erinnerte Galerist Ewald Schrade an persönliche Begegnungen mit Mahler – eindrücklich und humorvoll zugleich. Ergänzend beleuchtete Silvia Köhler vom Bundesverband Künstlernachlässe, wie schwierig der Umgang mit künstlerischem Erbe oft ist: Soll ein Werk in der Region bleiben oder in museale Hände übergehen? Im Falle Mahler sei die Antwort klar: Sein Werk gehört nach Bad Wurzach. Denn dort sei im Sepp-Mahler-Haus Leben und Wirken des bedeutenden Künstlers – der mehr ist als der Moor-Maler – authentisch nachvollziehbar. Unisono war der Tenor des Symposiums: „Bewahrt das Sepp-Mahler-Haus!“

Ewald Schrade, Galerist, und Silvia Köhler, Vorsitzende Stiftung Künstlernachlässe Mannheim. Foto: Erwin Linder

Der Dichter und Vagabund

Ein grandioser Mahler-Rezitator: Walter Frei. Foto: Hedy Baumgärtner

Unter dem Titel „Vagabundenseeleklingenwortspur “ ging es nach der Mittagspause um den Dichter Sepp Mahler. Neben Adelgund Mahler diskutierten und musizierten Roland Saurer (Landesarmutskonferenz), Walter Frei (Wortklang), Pedro Jiménez Laux (großartiger Bariton) sowie Ernst und Werner Greinacher (Sangeswort). Gemeinsam beleuchteten sie den „Rufer und Poeten“ Mahler – den Wanderer zwischen Kunst, Wort und sozialem Engagement. Es erklangen  Vagabunden-Lieder, komponiert von Alois Lohmiller nach Texten von Sepp Mahler, als Uraufführung (Ernst und Werner Greinacher, Pedro Jiménez Laux).

Das Greinacher-Duo. Foto: Erwin Linder

Kunst, Natur und Verantwortung

Zum Abschluss stand ein aktuelles Thema auf dem Programm: die Diskussion um das umstrittene Biosphärengebiet. Unter der Leitung von Martin Wolf diskutierten Prof. Dr. Werner Konold, Lisa Polak (Prozessteam Biosphäre) und Dr. Siegfried Roth (Naturschutzzentrum „Wurzacher Ried“), wie sich Mahlers Werk als Beispiel für eine „Kultur jenseits anthropozentrischer Dominanz“ lesen lässt – also als Mahnung, den Menschen nicht länger ins Zentrum allen Denkens zu stellen.

Das vierte Podium befasste sich mit Mahlers Naturverständnis. Dabei wurde ein Bogen geschlagen zur aktuellen Diskussion um das – inwischen in Bad Wurzach abgelehnte – Biosphärengebiet. Unser Bild zeigt von links Prof. Dr. Werner Konold (Agrarwissenschaftler und Kulturlandschaftsrat), Lisa Polak (Prozessteam Biosphäre), Dr. Siegfried Roth (Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried) und Martin Wolf vom Sepp-Mahler-Förderkreis. Foto: Hedy Baumgärtner

Ein Spaziergang zum Sepp-Mahler-Haus rundete den Tag ab – ein stiller, passender Ausklang.

Würdiges Gedenken

Das Symposium zeigte eindrucksvoll, dass Sepp Mahler auch 50 Jahre nach seinem Tod nichts an Aktualität verloren hat. Zwischen Malerei, Poesie und Gesellschaftskritik bleibt sein Werk lebendig – und Bad Wurzach ein Zentrum seiner Erinnerung. Das Resümee der Teilnehmer: „Es war ein würdiges Gedenken.“

Martin Wolf, der Vorsitzende des Sepp-Mahler-Freundeskreises, war der Hauptorganisator des Symposiums. Foto: Hedy Baumgärtner

Text: Erwin Linder / Fotos: Erwin Linder (10); Hedy Baumgärtner (3)



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