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Einwohnerversammlung

Stadt erläuterte die Starkregenkarten



Foto: Uli Gresser
So sieht eine Starkregenkarte aus (hier für Truilz). Für nähere Informationen zu der Karte – insbesondere zur Frage, wie man eine solche Karte liest –  verweisen wir auf die Webseite der Stadt (am Ende dieses Artikels haben wir einen Link dahin administriert).

Bad Wurzach – Die Spitzen der Stadtverwaltung Bad Wurzach waren praktisch vollzählig zu der relativ kurzfristig einberufenen Einwohnerversammlung am vergangenen Montag, 26. Mai, im Saal der Kurhaus-Kulturschmiede angetreten, um für Fragen bei der Vorstellung der Starkregengefahrenkarten zur Verfügung zu stehen. Etwa 70 Bürger waren gekommen. Die Starkregengefahrenkarten waren in den letzten Jahren von Sachbearbeiter Michael Augenstein des Planungsbüros RBSwave erarbeitet worden. Seit Ende April/Anfang Mai sind sie veröffentlicht, einzusehen auf der Webseite der Stadt (siehe Link am Ende dieses Artikels).

Augenstein hatte vor einigen Monaten einen Teil seiner Arbeit dem Gemeinderat vorgestellt, der an diesem Abend ebenfalls fast vollzählig anwesend war. Da auch die Ortschaft Truilz in den vergangenen Jahren schon mehrfach von solchen Starkregenereignissen betroffen war – erinnert sei nur an vor zwei Jahren, als dort die Feuerwehr Bad Wurzach zwei ihrer Fahrzeuge verlor – waren auch Ortschaftsräte aus dem benachbarten Ellwangen zu der Vorstellung gekommen.

Bürgermeisterin Alexandra Scherer erklärte bei ihrer Begrüßung, dass Starkregenereignisse auf dem Gemeindegebiet der großen Flächengemeinde Bad Wurzach nichts Neues seien. Es seien in den vergangenen Jahren schon verschiedene Ortsteile davon betroffen gewesen. Die Veranstaltung diene vor allem dazu, dass die Bürger diese Karten, die von der Webseite  der Stadt heruntergeladen werden können, verstehen und anwenden können sollten.

Augenstein hatte seinen Vortrag in zwei Teile aufgegliedert: Im ersten Teil erklärte er, wie Karten zu lesen seien, im zweiten Teil erläuterte er, wie die Bürger selbst Vorsorge treffen können (darauf gehen wir in einem zweiten Artikel ein).

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518 Karten erarbeitet

Die 14 vorgestellten Modellgebiete umfassen 114 Quadratkilometer, also praktisch das gesamte bewohnte Stadtgebiet. Dabei wurde eine Gesamtfläche von 108 Quadratkilometern erfasst, da die einzelnen Kartenausschnitte sich etwas überlappen mussten. Auf 68 Kartenausschnitten wurden jeweils drei Szenarien mit drei Parametern durchgespielt. Dazu kamen neun Übersichtskarten, für die ebenfalls drei Szenarien berechnet wurden, allerdings kam hier nur ein Parameter zur Anwendung. Es wurden insgesamt 518 Karten durch Augenstein und das Planungsbüro erstellt und dabei eine riesige Datenmenge verarbeitet.

Starkregen ist nicht gleich Hochwasser

Augenstein unterschied zu Beginn seiner Präsentation per Definition die Starkregengefahren, um die es bei diesen Karten geht, von den Hochwassergefahren, die nicht Gegenstand der Untersuchungen waren. Dabei wurden die Regenereignisse nach dem Starkregenindex der Stadt Hamburg von 2022 in fünf Kategorien eingeteilt: Regen und Starkregen, deren  Wassermenge per Regelentwässerung abgeführt werden können; bei intensivem Starkregen (seltenes Ereignis) und außergewöhnlichem Starkregen  gelten die Maßnahmen für Überflutungsvorsorge. Dabei sind die Grenzen fließend zu extremem Starkregen, der wiederum Katastrophenvorsorge-Maßnahmen erfordert.

Mit den Karten werden Gefahren wie Überflutungstiefen und Strömungsgeschwindigkeiten, die bei Oberflächenabflussbildungen entstehen, sichtbar gemacht. Die Überflutungstiefen wurden in Kategorien eingeteilt: bis 0,1 m kann Wasser durch Öffnungen auf Geländehöhe eindringen, bis 0,5 m können Fahrzeuge Defekte erleiden, und bei kleinen Kindern kann  bereits Ertrinkungsgefahr bestehen, bei mehr als 1 m kann Einsturzgefahr und Lebensgefahr durch Bruch von Wänden und statischem Versagen für Kinder und Erwachsene bestehen.

Erhöhte Gefahr geht von den Fließgeschwindigkeiten aus: Bereits bei geringer Geschwindigkeit bis zu 0,5 m/s kann für Kinder und bewegungseingeschänkte Personen Gefahr bestehen. Die Gefahr steigt mit zunehmender Geschwindigkeit: Zwischen 0,5 m/s  und 2,0 m/s können Gebäudeteile abbrechen. Über 2,0 m/s besteht Lebensgefahr, wenn im Wasserstrom mitgeführte große Gegenstände wie Container oder Autos auf Gebäude oder gar Personen treffen.

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Ortsbezogene Beispiele

Augenstein präsentierte die berechneten Überflutungstiefen anhand von zwei Karten von Seibranz mit den angenommenen Szenarien Seltenes Ereignis und Außergewöhnliches  Ereignis. Bei Beiden sind die größten überfluteten Flächen im Bereich der beiden Sportplätze, die größte Überflutungshöhe wird mit mehr als einem Meter rund 200 m südlich davon erreicht. Denn dort sammelt sich eine enorme Wassermenge, die beim Gebäude Ostrowski den Hang hinunterfließt.

Dieselbe Annahmen führen bei Bauhofen aufgrund der Nähe zur Ach nordwestlich des Ortes zu großen Überflutungsflächen mit Tiefen von bis zu 0,5 m, die punktuell auch bei über 1 m liegen können.

In Arnach sind bei diesen beiden Ereignissen aufgrund des Schmiedebachs am stärksten betroffen die Wiesen südlich der Straße nach Immenried, der alte Sportplatz und das Gelände südlich des Bildungshauses.

In Eintürnen sind am stärksten betroffen das Gelände südlich des Abzweigs hinauf auf den Eintürner Berg, dort können auch Hofstellen bzw. Häuser am südlichen bzw. südwestlichen Rand des Ortes betroffen sein.

Mit großflächigen Überflutungen auch in Siedlungen müssen die Ziegelbacher rechnen, sollte es zu Starkregen-Ereignissen kommen. Insbesondere im Bereich Dorfstadel Richtung Himbach, aber auch am westlichen Ortsausgang in Richtung Kimpfler und am südwestlichen Ausgang Richtung Haid und Rohrbach können Felder großflächig unter Wasser stehen.

Die größte Gefahr in Haidgau besteht aufgrund des Dorfbaches bei Schule und Halle und der Fließrichtung Süden, wo große Ackerflächen betroffen sein werden. Sowie die Anwohner der Dangelspitzstraße.

Eine besondere Situation entsteht bei entsprechenden Ereignissen in Eggmannsried. Denn dort werden die Wassermassen von gleich drei Bächen „gespeist“, was bereits bei einem seltenen Starkregenereignis zu großen Überflutungen führen kann. Ganz zu schweigen von extremen Ereignissen.

Starkregenkarte Eggmannsried. Für nähere Informationen zu der Karte verweisen wir auf die Webseite der Stadt. Foto: Uli Gresser

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In Bad Wurzach werden laut Ausschnitt im Bereich Memminger Straße/ Umgehungsstraßen jeweils die größten Tiefen rund um Wiesen auf Flächen, die teilweise dafür vorgesehen sind, erreicht werden. Ein Hotspot in der Kernstadt wird die Herrenstraße sein. Vor allem bei einem außergewöhnlichen Ereignis wären die Parkplätze der Supermärkte Rewe und Lidl betroffen. Und wie das Hochwasser des vergangenen Jahres gezeigt hat, der Bereich Espenweg und südlich davon die Gebäude im Einflussbereich des Jordan.

Aufgrund der besonderen Tal-Lage ist bei Gospoldshofen bereits bei einem seltenen Starkregenereignis schon entlang des Gospoldshofer Baches mit einem großflächigen „über die Ufer-Treten“ zu rechnen, insbesondere im Bereich Zingerles-Mühle.

Besonderes Augenmerk auf die Karte von Truilz werfen die Ortschaftsräte von Ellwangen. Denn der Ortskern von Truilz wird bereits bei einem seltenen Ereignis von den aus Richtung Oberschwarzach kommenden Wassermassen geflutet, die sich dann bei Talhof am Straßendamm der Landstraße nach Ochsenhausen sammelt, was dort schon des öfteren zu einer Seenlandschaft geführt hat.

Alle Starkregenkarten auf der Webseite der Stadt

Alle Starkregenkarten sind auf der Webseite der Stadt zu finden unter: https://www.bad-wurzach.de/stadt/de/ordnung-soziales/katastrophenschutz-unwetter-sonstige-gefahrenlagen/starkregengefahrenkarten-fuer-bad-wurzach

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Größere Dolen bei Truilz, Talhof und der Rumpelmühle

Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer kündigte als Sofortmaßnahmen eine Vergrößerung von Verdolungen. Das hätte für Ellwangen zur Folge, dass noch mehr Wasser in Richtung des Ortskernes fließen würde, gab einer der Ortschaftsräte aus Ellwangen zu bedenken und bat darum, die Maßnahme mit der Gemeinde Rot an der Rot abzustimmen.

Die Sofortmaßnahmen – geplant sind größere Dolen bei Truilz, Talhof und Rumpelmühle – müssten mit dem Landratsamt abgestimmt werden, sagte die Stadtbaumeisterin. Großmaßnahmen wie der Bau eines Regenrückhaltebeckens hänge natürlich auch von der Grundstücksverfügbarkeit ab. Dazu müsste zuvor berechnet werden, wie groß die Fläche werden muss und wieviel Wasser sie aufnehmen müsste. Solche Maßnahmen seien angedacht.
Uli Gresser

Unter “Links” finden Sie zu den auf der Webseite der Stadt hinterlegten Starkregenkarten und viele Erläuterungen zur Thematik

Die Präsentationen von Michael Augenstein haben wir unter “Downloads” hinterlegt.

Siehe auch “Wie kann man sein Eigentum eigenverantwortlich selbst schützen?”



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