Wie kann man sein Eigentum eigenverantwortlich selbst schützen?

Bad Wurzach – Im zweiten Teil seiner Starkregenpräsentation bei der Einwohnerversammlung ging Michael Augenstein, der Sachbearbeiter von RBSwave, darauf ein, was jeder Einzelne zum Schutz seines Eigentums beitragen kann.
Dafür gibt es gesetzliche Grundlagen: „Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen, insbesondere die Nutzung von Grundstücken, den möglichen nachteiligen Folgen für Mensch, Umwelt oder Sachwerte durch Hochwasser anzupassen.“ Auszug aus dem Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) § 5, Abschnitt 2.
Augenstein erklärte, wie man anhand der Karten, die, wie Bürgermeisterin Alexandra Scherer anhand der Erfahrungen der letzten Jahre feststellte, „sehr präzise sind“, sein Haus lokalisieren und anhand der Farbgebung die Dimension einer etwaigen Überflutung feststellen kann. Im nächsten Schritt kann man dann die Schwachpunkte am Haus lokalisieren, wo bei der entsprechenden Gefahrensituation Wasser eindringen kann, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Im Allgemeinen sind dies Lüftungsschächte, Kellerwände, Fenster und Türen.
Mitentscheidend sei auch eine regelmäßige Wartung bei Dachrinnen und Hausanschlüssen. Aber auch sickerfähige Flächen im Außenbereich zur Reduzierung des Oberflächenwassers oder kleine Wälle oder Gräben können den Wasserfluss verzögern.

Der Experte Michael Augenstein erläutert die Starkregenproblematik.
Versickerung statt Versiegelung
Dachbegrünungen und grüne Fassaden helfen, das Niederschlagswasser zu absorbieren und die Versickerung zu unterstützen. Mit Kies zum Beispiel anstelle von Steinplatten oder anderweitig versiegelten Wegflächen kann deren Sickerfähigkeit unterstützt werden.
Rückstausicherungen und Abwasserhebeanlagen
Rückstausicherungen und Abwasserhebeanlagen können einen Rückstau ins Gebäude verhindern. Bei oberirdischen Gastanks kann durch entsprechende Maßnahmen ein Auftrieb des Tankes auch bei größerem Anströmdruck verhindert werden.
Apps sind hilfreich
Der Sachverständige empfahl ebenfalls, Frühwarnsysteme für Wetterwarnungen und Apps wie Nina, Katwarn oder des Deutschen Wetterdienstes im Blick zu haben, um bei entsprechender Gefahrensituation rechtzeitig entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Dies könnten zum Beispiel Sandsäcke vor Eingängen sein. Aber auch so profane Dinge wie wertvolle Geräte und Wertgegenstände in höheren Teilen des Hauses aufbewahren.
Weitere Vorsorgemaßnahmen
Für den Notfall im Haus zu planen heißt: bereitstellen von Erste-Hilfe-Kits, Powerbanks fürs Handy, um Notfallkontakte aufrechtzuerhalten. Eventuell benötigte Medikamente, aber auch wichtige Unterlagen und Ausweise bereitlegen. Eventuell erforderlich: Flucht- und Evakuierungspläne festlegen. Ebenfalls wichtig: Kommunikation mit den Nachbarn und natürlich entsprechende Online-Quellen beim Katastrophenschutz studieren.
Verhalten im Notfall
Augenstein gab ebenfalls darüber Auskunft, wie man sich im Überflutungsfalle zu verhalten hat: Nach Möglichkeit im Haus bleiben, überflutete Bereiche wie zum Beispiel Keller meiden, höhere Stockwerke aufsuchen, bei Extremwetter, den Strom abschalten und bei unmittelbarer Bedrohung den Notruf wählen. Dabei darauf achten, die Handynutzung aufs Notwendige zu beschränken.
Wenn man im Freien von einem Unwetter überrascht wir: Schutz suchen und dabei von Bäumen, Bächen und Flüssen Abstand halten. Mit dem Auto nicht durch tiefes Wasser fahren, das Auto an einem erhöhten Platz abstellen und aufgrund der Faradayschen-Käfig-Wirkung im Auto bleiben (Blitzschutz).
Vorab sollten alle in der Familie darüber informiert sein, wer was im Notfall tun soll; auch gerade mit Kindern festlegen, wie sie sich verhalten und wohin sie sich wenden sollen, wenn das Haus tatsächlich verlassen werden muss.
Gefahrstoffe in Sicherheit bringen
Prüfen, ob vorgenommene bauliche Maßnahmen einem selbst zwar nützen, aber dabei für den Nachbarn eine Erhöhung des Gefahrenpotentials darstellen kann. Gefahr-Stoffe sollten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, um Umwelt-Gefährdungen zu vermeiden. Regelmäßige Wartungen und Reinigungen von Kanalzu- und Abläufen sollten erfolgen, Rückschlagklappen und Schieber regelmäßig einer Revision unterzogen werden.
Elementarversicherung dringend empfohlen
Augenstein empfiehlt dringend – so noch nicht vorhanden – eine Elementarversicherung abzuschließen bzw. diese zu überprüfen ob der Schutz gegen Schäden durch Starkregen im Leistungsumfang vorhanden ist. Dazu gehört auch für eine Nachweisführung im Schadensfall eine regelmäßige Dokumentation des Gebäudezustandes.
Alle Starkregenkarten sind auf der Webseite der Stadt hinterlegt

Etwa 70 Bürger waren zur Einwohnerversammlung zum Thema “Starkregen” gekommen.
Aus der Zuhörerschaft wurde gefragt, wo die Karten einsehbar sind. Diese sind auf Homepage der Stadt einsehbar, so dass jeder die Möglichkeit hat, diese von zu Hause aus in aller Ruhe zu studieren. Dies empfahl Bürgermeisterin Alexandra Scherer allen, damit im Falle eines entsprechenden Starkregen-Ereignisses jeder bereits Vorsorge treffen kann.
Wie weit die Planungen für ein Rückhaltebecken in Eggmannsried seien, wollte ein Anwohner, der bei jedem Starkregenereignis befürchten muss, dass er betroffen ist. Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer erklärte dazu, die Vorplanung erfolge in diesem Jahr, sie rechne mit dem Baustart dafür in zwei bis drei Jahren, bis Landratsamt und Gewässerwirtschaftsamt ihr Okay geben.

Lukas Häfele fragte nach den Klimaschutzmaßnahmen, welche die Stadt ergreifen werde: Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer (Bild) verwies auf die Begrünung im Uferbereich von Fließgewässern hin. Behauptungen, dass die Wiedervernässung des Riedes mit Ursache des Hochwassers im vergangenen Jahr gewesen sei, widersprach die Stadtbaumeisterin vehement. Der Pegel in der Stadt sei langsam gestiegen und auch wieder gesunken, während in den Ortschaften dies jeweils abrupt erfolgt sei. Im Übrigen erhöhe sich im Ried die Wasseraufnahmefähigkeit, weil sich dadurch Pflanzen ansiedelten, die zusätzlich Wasser speichern können.
Reinhold Mall wiederum sieht die Ursache für das Hochwasser auch im Ausschwemmen von Ackerflächen. Denn im Ried habe er während des Hochwassers keinen erhöhten Pegelstand feststellen können. Im Bezug auf die Ackerflächen sieht Bürgermeisterin Scherer, dass die Landwirte seither – auch im eigenen Interesse – durchaus Maßnahmen ergriffen haben, um dies zu verhindern.
Uli Gresser
Alle Starkregenkarten sind auf der Webseite der Stadt zu finden unter: https://www.bad-wurzach.de/stadt/de/ordnung-soziales/katastrophenschutz-unwetter-sonstige-gefahrenlagen/starkregengefahrenkarten-fuer-bad-wurzach
Unter „Links“ finden Sie zu den auf der Webseite der Stadt hinterlegten Starkregenkarten und viele Erläuterungen zur Thematik
Die Präsentationen von Michael Augenstein haben wir unter „Downloads“ hinterlegt.