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Kugelige Pflanze kann vielfältig als dekorativer Adventsschmuck genutzt werden

NABU: Misteln stutzen, Streuobstwiesen schützen



Foto: NABU, Claudia Wild
Misteln zum Verkauf.

Allgäu-Oberschwaben – Mit ihren hübschen Beeren und den kleinen Blättern wirkt die Mistel zart und zauberhaft. Doch die Pflanze hat es in sich und kann auf Streuobstwiesen mächtigen Schaden anrichten. Der NABU ruft daher dazu auf, Misteln zu entfernen und damit den Ausbreitungsdrang der Pflanze im Südwesten zu stoppen. Als attraktiver Adventsschmuck lässt sie sich vielfältig nutzen.

Die Weißbeerige Laubholz-Mistel (Viscum album) ist eine immergrüne Pflanze, die sich auch in Baden-Württemberg stark ausbreitet. Besonders häufig sieht man die kugeligen Gewächse auf hohen Pappeln an Flüssen und Bächen, in Streuobstregionen sowie auf Apfelbäumen. Auch Ebereschen, Weiden, Weißdorn, Birken und Birnbäume sind betroffen. Weil Streuobstwiesen wertvolle Biotope sind, Misteln den Bäumen aber ihren Lebenssaft rauben, rät der NABU, zügig und konsequent zu Säge und Astschere zu greifen: „Nutzen Sie frostfreie Tage, um eigene Bäume von Misteln zu befreien. Die Pflanze ist nicht geschützt. So bleiben die Bäume vital. Sie kommen dann besser durch trockene, heiße Sommer und bieten weiterhin Vögeln, Insekten, Käfern oder Pilzen einen Lebensraum“, erklärt NABU-Ornithologe Stefan Bosch. Wer Bäume besitzt, ob Privatperson, Kommune oder Landwirtschaftsbetrieb, sollte aktiv werden und Misteln beseitigen.

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Adventsschmuck von der Streuobstwiese

Misteln sind ein Allrounder als Adventsschmuck. Sie lassen sich zu Sträußen und Kränzen verarbeiten, machen als Tischdeko mit Kerzen oder im Windlicht mit Zapfen und Rindenstückchen eine gute Figur. Winterlich mit Reif überzuckert, sehen die Zweige besonders hübsch aus. Als Türschmuck laden sie zum Küssen unterm Mistelzweig ein, ein alter Weihnachtsbrauch, der auf eine nordische Göttersage zurückgeht und Glück bringen soll. Dem Obstbaum bringt es allemal Glück, wenn die Mistel am Türrahmen statt in der Baumkrone hängt.

Obstbaum mit Mistelbefall, Foto: NABU Claudia Wild

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Misteln sind weiterer Stressfaktor in der Klimakrise

Für die Streuobstlandschaften im Land wird die Mistel zur Bedrohung, weil einige ungünstige Faktoren zusammenkommen. Die Bäume leiden durch den Klimawandel ohnehin vermehrt unter Hitze, Trockenheit und Baumkrankheiten. Die Mistel ist ein weiterer Stressfaktor, weil sie nach einem Jahr mit ihren Saugwurzeln den Bäumen Wasser und Nährstoffe entzieht und diese schwächt. Mehr als 20 Vogelarten fressen die Beeren und transportieren die Samen mit ihrem Kot in die höchsten Baumwipfel. Von dort breitet sich die Pflanze durch ihre klebrigen Samen weiter aus und gründet viele neue kleine Büsche. Steigende Temperaturen begünstigen ihre Ausbreitung bis in Mittelgebirgslagen Baden-Württembergs.

Obstbäume sanieren und regelmäßig kontrollieren

Wo sie auftritt, sollte die Mistel daher systematisch alle zwei bis drei Jahre entfernt werden, denn erst nach vier Jahren trägt sie Beeren und damit Samen. So wird ihre Ausbreitung gestoppt. Will man sie ganz loswerden, müssen stark befallene Äste abgesägt werden. Bei leichtem Befall reicht es, Pflanzen samt Wurzeln mit einer Kerbe oder einem Bohrloch loszuwerden. Die Wurzeln der Misteln sind als grüne Stellen im Holz erkennbar. „Wer Misteln schneidet, hilft dabei, Streuobstbäume gesund zu halten. Damit bleiben auch die Spechthöhlen darin erhalten, die als Kinderstube für Gartenrotschwanz oder Steinkauz dienen“, rät Streuobstfreund Bosch.

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Hochstämme nachpflanzen für Specht und Wendehals

Wird die Laubholz-Mistel nicht entfernt, kann sie einen bereits geschwächten Baum bei sehr starkem Befall vollends zum Absterben bringen, warnt der NABU. Ist nichts mehr zu retten, sollte ein hochstämmiger Obstbaum durch einen ebensolchen ersetzt werden. Denn Spechte zimmern ihre Bruthöhlen am liebsten in große, stämmige Bäume mit einer Mindeststammhöhe von 1,80 Meter. „Ist die Spechtfamilie ausgezogen, nutzen viele selten gewordene Höhlenbrüter, wie Wendehals oder Halsbandschnäpper, den freien Platz, um im Frühjahr den Nachwuchs darin aufzuziehen“, sagt NABU-Experte Bosch. Die Baumhöhlen sind auch bei Siebenschläfern, Fledermäusen und Hornissen begehrt.

Misteln melden

Im Herbst und Winter lassen sich Misteln an kahlen Bäumen gut erkennen. Um herauszufinden, ob sich die Misteln weiter ausbreiten und ob es regionale Unterschiede gibt, hat der NABU auf naturgucker.de ein Monitoring gestartet. „Im milden Rheintal, am Bodensee und im Großraum Stuttgart liegen Mistel-Hotspots. Je mehr Menschen mitmachen und Misteln melden, desto detailreicher wird unsere Mistelkarte für Baden-Württemberg“, rät Bosch allen Naturfreundinnen und -freunden. Ab November bis einschließlich Februar sollen Misteln gezählt und online gemeldet werden.

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Hintergrund

Die Weißbeerige Laubholz-Mistel (Viscum album) wird bis zu 70 Jahre alt. Sie blüht grüngelb zwischen Februar und April. Im Herbst trägt sie erbsengroße, glasig-weiße, fleischige Scheinbeeren, die bei vielen Vogelarten als Winternahrung begehrt sind.




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