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Die beiden Gebetsvereinigungen bestehen seit mehr als 300 Jahren

Die Kapelle in Osterhofen ist die Heimstatt zweier Bruderschaften



Foto: Förderverein Kapelle Osterhofen
Sieben Jahre lang war die Kapelle in Osterhofen geschlossen. Der Förderverein unter Führung von Markus Schmid hatte jahrelang für die Renovation getrommelt und viel Geld zusammengebracht. Unser Archivbild stammt von 2024.

Osterhofen – Die wiedereröffnete Kapelle in Osterhofen ist die Heimstatt zweier aus der Barockzeit stammender Bruderschaften, die nach wie vor blühen und über keinerlei Nachwuchssorgen klagen. Es sind die Ältere Marianische Bruderschaft von 1702 und die Jüngere Marianische Bruderschaft von 1718.

Anliegen der beiden Männerbünde ist das Gebet für die verstorbenen Brüder. In beiden Gebetsgemeinschaften ist die Zahl der Mitglieder auf 63 beschränkt. Stirbt ein Bruder, rückt sein ältester Sohn nach. Ist kein Sohn vorhanden oder schlägt der Betreffende die Mitgliedschaft aus, wird der Platz frei und es rückt ein Aspirant von der Warteliste nach.

Die Bruderschaftstage

Beide Bruderschaften treffen sich einmal im Jahr zu ihrem Bruderschaftstag mit Heiliger Messe und anschließender Versammlung: die „Ältere“ stets am Donnerstag vor Aschermittwoch (also am Gumpigen), die Jüngere am Donnerstag nach Mariä Empfängnis (8. Dezember), heuer also am 11. Dezember (9.00 Uhr).

„Ich war meiner Lebtag noch nie beim Gumpigen“

Der 87-jährige Hans Holdenried (Bild), der schon als Kind für seinen früh verstorbenen Vater Mitglied bei der Älteren Marianischen Bruderschaft wurde und diese als „Pfleger“ jahrzehntelang führte, sagt: „Ich war meiner Lebtag noch nie vormittags beim Gumpigen in Waldsee.“ Der Gumpige Donnschtig ist ein Festtag der Waldseer Narren, bei dem man schon ab dem frühen Morgen auf den Beinen ist und durch Wirtschaften und fasnetsfrohe Häuser zieht – just zu jener Zeit also, wenn die „Ältere“ ihre Messe feiert und ihre Versammlung abhält. Manche seiner Mitglieder seien dann schon auch mal nach nur kurzem Besuch der Versammlung nach Bad Waldsee aufgebrochen – „wenn se kleine Kind ghett hond, dia zur Fasnet wella hond, zum Beispiel“. Er habe als Pfleger einmal die Verlegung des Bruderschaftstages vorgeschlagen, sei aber damit nicht durchgedrungen. Auch in dieser Frage hält die Vereinigung die Tradition hoch.

Warum die Ältere Marianische Bruderschaft sich ausgerechnet am Gumpigen trifft, ist unklar. In alter Zeit war der Gumpige, da und dort auch der Schmotzige = der Fettige geheißen, der letzte Tag, an dem noch geschlachtet und gebacken wurde, bevor die strenge Fastenzeit anbrach.

Wie wichtig manchen Familien die Mitgliedschaft bei einer der beiden Bruderschaften ist, zeigt sich am Beispiel der Familie Holdenried. Der Zwillingsbruder von Hans, Rudi, nur wenige Minuten jünger, wurde bei der Jüngeren Marianischen Bruderschaft angemeldet – als achtjähriger Nachrücker für den 1946 verstorbenen Pfarrer Georg Lacher (amtierte in Haisterkirch von 1922 bis 1937).

Nach siebenjährigem Exil

Nach siebenjährigem Exil – beide Vereinigungen feierten ihre Bruderschaftsmesse während der Betretungssperre und Renovation der Osterhofer Kapelle in der Pfarrkirche Haisterkirch – kehrt die Jüngere Marianische Bruderschaft unter ihrem Vorstand Franz Maucher an diesem Donnerstag (11.12.) wieder in „ihre“ Kapelle heim, wo das restaurierte Bruderschaftsbild an der Seitenwand angebracht ist. Die Ältere Marianische Bruderschaft unter der Führung ihres Pflegers Peter Fluhr freut sich auf den 12. Februar 2026, wenn auch sie wieder heimkehrt. Auch sie besitzt ein Bruderschaftsgemälde, das gleichfalls restauriert wurde.
Gerhard Reischmann

Die Bildschirmzeitung „Der Waldseer“ hat mehrfach über die beiden Bruderschaften berichtet, so am 13. Dezember 2024 über den Bruderschaftstag der „Jüngeren“ und am 6. März 2025 über jenen der „Älteren“. Siehe nachstehende Links.



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