Danke, Xare
Franz Xaver Miller, landauf, landab kurz „Xare“ gerufen, hat vor kurzem sein 90. Lebensjahr vollendet. Gerhard Reischmann kennt Xare seit mehr als einem halben Jahrhundert.
Hat man „Xare“ am Telefon oder sieht man ihn durchs Dorf gehen, kerzengerade, mit flottem Schritt, kann man die Zahl seiner Jahre einfach nicht glauben. Und doch steht in seinem Pass die Jahreszahl 1935 geschrieben.
Nach drei Mädchen kam bei Millers in Geboldingen 1935 endlich der Hoferbe zur Welt. Zeitlebens hieß der ersehnte Sprößling bei den älteren Schwestern „d‘r Bua“. Lehrer Döser, ein grantiger Zeitgenosse, von den Nazis aufs Dorf zwangsversetzt und wegen dieser Kränkung recht generös beim Verteilen von Spitznamen für seine ländlichen Zöglinge, nannte ihn den „Thronfolger“.
Zwar hospitierte Xare nach der Schule für kurze Zeit im Arnacher „Adler“, der zu jener Zeit als Vorzeigelandwirtschaft galt, aber die Bauernarbeit war die Sache des flotten Jünglings nicht. Er konnte einfach gut mit den Leuten und so landete er schließlich im Vertrieb: Als Weinvertreter fand Xare seine Profession, galt als As in seinem Fach.
Träger der Bürgermedaille der Stadt Bad Wurzach, ältester aktiver Musikant der Großgemeinde, im vergangenen Jahr vom Blasmusikkreisverband Ravensburg mit der Ehrennadel in Gold mit Diamant für 75 Jahre aktives Musizieren ausgezeichnet, zum 90. nun zum Ehrenmitglied des Arnacher Musikvereins ernannt, ältester aktiver Schiedsrichter Deutschlands (!), natürlich auch Ehrenmitglied beim Sportverein Arnach – die Auszeichnungen und Würdigungen des Franz Xaver Miller sind Legion. Beim SVA zog Xare 26 Jahre lang als Vorstand den Karren. Kein Wunder, dass der Verein seine Sportanlage nach Xare Miller benannte.
Der Schreiber dieser Zeilen gehörte zur allerersten C-Jugend, die vom SV Arnach aufgestellt wurde. Das war in der Saison 1971/1972. Den Anstoß damals gab natürlich: Xare. Unvergessen ist mir eine Fahrt mit Xare zum Auswärtsspiel nach Bad Wurzach: Er stopfte die halbe Mannschaft in seinen Opel Rekord; sogar aus dem nicht geschlossenen Kofferraum schauten Kicker heraus.
Nach der A-Jugend verlor ich den Kontakt zum Verein und das ließ Xare nicht ruhen. Er kam zu uns auf den Hof und warb fürs Weitermachen. Ich schaffte es dann sogar in die Meistermannschaft von 1978.
Ja, es waren schöne Zeiten damals. Der SVA war uns mehr als bloß ein Fußballverein. So organisierte Xare für uns Kicker auch Fernreisen. Mein Bruder und ich, wir waren bei der legendären Bulgarienreise dabei. Das war um 1980. Es ist uns heute noch ein Rätsel, wie er es in dem doch sehr fremden Ostblock-Land schaffte, Zugang zu einem schmucken Zweitliga-Stadion zu gewinnen und ein Fußballspiel anzusetzen. Als Gegner organisierte er einen Hamburger Verein, der ebenfalls am bulgarischen Sonnenstrand bei Burgas Urlaub machte. Xare muss bei der Anwerbung des gegnerischen Teams unsere Leistungsstärke etwas geschönt dargestellt haben, denn die Hamburger spöttelten nach den ersten raschen Gegentoren: „Dat is ja ne Thekenmannschaft.“
Natürlich war in Bulgarien Xares geliebte Trompete dabei und so kamen die Einheimischen und die Touris, darunter viele DDR-Bürger, in den Genuss schwäbisch-böhmischer Klänge.
War man mit Xare zusammen, ging es meist lustig her. Wo er war, war Lebensfreude.
Danke, Xare.
Gerhard Reischmann

Xare als SVA-Chef mit Fußball-Legende Helmut Haller bei der Einweihung des neuen Arnacher Sportplatzes (1998).

Klaus Wachter vom Blasmusikkreisverband überreichte Xare Miller 2024 die Ehrennadel in Gold mit Diamant. Foto: Uli Gresser












