Die Wahrheit hinter der Zahl
Mit 13,8 Prozent wird der Ausländer-Anteil im diesjährigen Integrationsbericht der Stadt Bad Waldsee angegeben. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Aus vieler Herren Ländern kommen die Menschen, die in Bad Waldsee ein neues Zuhause oder eine Wohnstatt auf Zeit gefunden haben. 44 Herkunftsländer listet der Integrationsbericht auf, den die städtische Integrationsbeauftragte Suzana Vidacovic am 8. Juli dem Verwaltungsausschuss des Gemeinderates vorgelegt hat; in etlichen Fällen ist die Nationalität unklar.
Die größte Gruppe in Bad Waldsee lebender Ausländer stellen die Türken mit 408 Personen. Dann folgen Rumänen (369), Syrer (303), Ukrainer (297), Italiener (165), Polen (146), Kosovaren (144), Bosnier (98), Kroaten (90), Ungarn (87), Österreicher (64), Afghanen (64), Eritreer (61), Serben (40), Russen (38), Bulgaren (33), Vietnamesen (31), Spanier (25), Griechen (22) und in kleiner Zahl Angehörige zahlreicher anderer Nationen. In Summe rund 2900 Personen, was einem Bevölkerungsanteil in der Großen Kreisstadt Bad Waldsee von 13,8 Prozent entspricht (Bad Waldsee hat 21.185 Einwohner / Stand 30. Juni 2025).
In dieser Statistik sind die Doppelstaater nicht enthalten, wie die Bildschirmzeitung „Der Waldseer“ auf Nachfrage in Erfahrung brachte. Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit werden in der Statistik als Deutsche geführt (wenn eine der beiden Staatsangehörigkeiten die deutsche ist).
In Bad Waldsee leben den DBSZ-Recherchen zufolge 1765 Personen mit zwei oder mehr Staatsangehörigkeiten. Der Anteil der Menschen mit Wurzeln im Ausland liegt also deutlich über 20 Prozent.
Die Zahl 20 Prozent plus x bedürfte der näheren Untersuchung im Hinblick auf die Altersstruktur der Zugewanderten. Die Migration ist jung, das weiß man. In manchen Gegenden Deutschlands sind 40 Prozent der Grundschüler ausländischer Herkunft und oft sind diese Kinder bar jeglicher Deutschkenntnisse.
Bei der Beurteilung der erreichten Integration ist auch zu betrachten, wann die Einbürgerung stattgefunden hat. Die Ampel-Regierung hatte bekanntlich die „Wartezeit“ auf fünf Jahre verkürzt; bei den Sprachkenntnissen wird das Niveau B1 verlangt, das heißt, man ist eingeschränkt alltagskommunikativ.
Der Bad Waldseer Integrationsbericht führt eine Vielzahl an brückenbauenden Bemühungen auf. Das ist lobenswert.
Eine Differenzierung im vorgenannten Sinne leistet der Bad Waldseer Integrationsbericht nicht.
Eines steht jetzt schon fest: Das Bad Waldsee des Jahres 2050 wird stärker migrantisch geprägt sein als das heutige. Ob es zu Parallelgesellschaften wie etwa in Bad Wurzach kommt, wo die mit der Mehrheitsgesellschaft im Frieden zusammenlebende türkische Community mehr oder weniger ein Eigenleben führt, hängt von der Quantität und Homogenität einzelner Gruppen ab.
Integration bleibt eine große Daueraufgabe.
Gerhard Reischmann











