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Bericht von den Vorträgen am 23. Januar im Musikheim in Hauerz

Infoveranstaltung der Gemeinderäte zum Naturerlebnis- und Beobachtungs-Turm



Foto: Uli Gresser
Bernhard Schad erklärt den Zuhörern die Bedeutung des Turmes für die Zukunft der Stadt.

Bad Wurzach – Der Gemeinderat Bad Wurzach richtet wie die Turmgegner eine Reihe von Informationsveranstaltungen zum Turmprojekt aus. Am Donnerstagabend, 23. Januar, informierten die Räte mit mehreren Vorträgen im Musikheim in Hauerz. Sie gaben ihrer festen Überzeugung Ausdruck, dass der Naturerlebnis- und Beobachtungs-Turm im Wurzacher Ried stark besucht werde und so einen wirtschaftlichen Mehrwert für die Stadt erzeuge. Mit großem Einsatz warben sie für den Bau des Turmes. Der Turm werde das zentrale Marketing-Symbol für den Bad Wurzach-Tourismus, sagte zum Beispiel Gemeinderat Bernhard Schad. Er werde ein Anziehungspunkt sein, der positiv auf die Gesamtgemeinde ausstrahle. „Der Turm hat ein riesiges Potential, um auch Co-Projekte anzuschieben.“ Gekommen waren zehn Gemeinderäte, acht Turmgegner sowie zwei Dutzend Besucher.

Der Hauerzer Ortsvorsteher und Freie-Wähler-Gemeinderat Kurt Miller (Bild) übernahm die Begrüßung und Moderation der Veranstaltung, bei der die Gemeinderäte die verschiedenen Aspekte des Turm-Projektes wie Standort, Entstehungsgeschichte, Bedeutung für Bad Wurzach, Kosten und Zukunft beleuchteten. Er stellte auch klar, dass zwar Fragen beantwortet würden, es aber nicht der Platz für längere Statements (von Seiten der Gegner) sei.

Rainer Deuschel

Gemeinderat Rainer Deuschel (Bild) von den Grünen eröffnete die Reihe der Vorträge. Er sei damals skeptisch in die Bürgerversammlung gegangen, gab er zu. Aber als der Architekt das Projekt dort sehr genau bis ins Detail beschrieben habe, sei er überzeugt worden, „dass es ein gutes Projekt ist.“ Der Turm sei ein Projekt des Naturschutzes, der die 1200 Hektar Hochmoorflächen und seine attraktiven Biotope pflegt. Er betonte auch, dass es sich beim Turm um ein Umweltbildungsprojekt des Naturschutzzentrums handelt.

Der geplante Standort sei aufgrund des industriellen Torfabbaues, der viele Jahre im Haidgauer Torfwerk betrieben wurde, und den Gebäuden bereits vorbelastet. Gemeinderat und Naturschutz hätten im Vorfeld viele Alternativ-Standorte wie beim alten Hallenbad und bei Albers geprüft, die sich aber als ungeeignet herausgestellt hätten. Außerdem sei das Gelände auch aufgrund der regelmäßigen Fahrten des Torfbähnles schon viel frequentiert. „Die Besucherlenkung und Parkplatzsituation greift.“ Fahrradstellplätze beim Torfmuseum seien geplant und die Anbindung an den vorhandenen Wanderweg gegeben.

Herbert Birk (Bild), einer der Initiatoren für den Bürgerentscheid, kritisierte die Ausgabe von 487.000 € für die Ertüchtigung des Zufahrtsweges während der Bauzeit und den anschließenden Rückbau. Er bemängelte auch, dass die komplette Umrundung des Riedsees auf einem Wanderweg nicht mehr möglich ist, eine Vorgabe des Naturschutzes. Außerdem wollte er wissen, wie Gehbehinderte zum Turm gelangen sollten.

Klaus Schütt

Gemeinderat Klaus Schütt (CDU) erklärte, dass der Weg für den Bau ertüchtigt werde. Reinhold Mall, der die filmische Bestandteile der am Vortragsabend gezeigten Präsentation erstellt hatte, erklärte, dass dieser Weg wie der Radweg nach Dietmanns mit sehr feinem Splitt versehen werde. Dieser sei auch für Rollstuhlfahrer geeignet, wie er selbst oft beobachten konnte. Außerdem sei das Konzept für Barrierearmut mit der Behindertenbeauftragten des Landkreises abgesprochen, erläuterte Schütt. Und: Behindertenparkplätze werden nahe der Verallia entstehen.

Klaus Schütt ging in seinem Vortrag auch auf die Entstehungsgeschichte und damit verbunden die Kostenentwicklung ein. Die Idee für den Turm gab es schon lange, als 2017 erstmals mit der Drehleiter der Feuerwehr die Aussicht vom Turm simuliert wurde. Nachdem auch Ministerpräsident Kretschmann sich begeistert von dem Projekt gezeigt hatte, wurden die Pläne konkreter. Beim Architektenwettbewerb 2020 wurde der jetzt zur Umsetzung anstehende Entwurf unter anderem wegen seiner geschlossenen Konstruktion mit Informationseinheiten in den Turm-Etagen ausgesucht. Bei der damaligen Kostenschätzung war mit 50 % Zuschuss gerechnet worden. Der Rest sollte über den dann auch getätigten Verkauf von Riedflächen an das Land aufgebracht werden.

In der Folge wurde die Erhöhung der Gesamthöhe auf 40 Meter beschlossen. Dann kamen die Vorgaben vom Naturschutz zur Artenschutzprüfung, die im Verbund mit dem über Corona explodierenden Baukostenindex die Kosten schließlich so in die Höhe trieben, dass 2023 ein neuer Förderantrag gestellt werden musste. Über diesen wurden dann die 2,47 Millionen Euro als Zuschuss gewährt, so dass gemeinsam mit den 816.000 € für den Verkauf der Riedflächen der Eigenanteil der Stadt auf 660.000 € an den 3,95 Millionen € Baukosten sank. Schütt betonte auch, dass die Fördergelder zweckgebunden sind und nur für den Turmbau verwendet werden dürfen. Er verwies ebenfalls darauf, dass durch die Bauverzögerung von einem weiteren Jahr sowie durch die Kosten für den Bürgerentscheid eine weitere Verteuerung nicht ausgeschlossen werden kann.

Äußerungen der Turmgegner

Der Hinweis auf die Kosten des Bürgerentscheides rief naturgemäß den Widerstand der anwesenden Turmgegner hervor, die sich verbaten, die im Raum stehende Summe mit zu den Baukosten des Turmes dazuzurechnen. Einen heftigen Wortwechsel lieferte sich Schütt auch mit Max Bachmann, dem die Verwendung der Verkaufserlöse der Riedflächen für das Projekt ein Dorn im Auge war. Dieser erklärte im Rahmen des Wortgefechtes, dass dieser Verwendungszweck einer rechtlichen Prüfung nicht standhalten werde. Martin Birk, ein Neffe des Mitinitiators des Bürgerentscheides, forderte die Gemeinderäte auf, die Aussage ihres Kollegen Andreas Berle aus dem eingespielten Film mit positiven Aussagen zum Turm herauszuschneiden.

Die Erwähnung der Kosten für die naturschutzrechtlichen Prüfungen, die bei 330.000 € lag, rief Erhard Hofrichter (Bild) auf den Plan. Er fragte an, wie mit den in dem vorgesehenen Standort lebenden Eidechsen verfahren werde. Rainer Deuschel erklärte, dass diese keine typischen Hochmoorbewohner seien. Darüber sei ein Gutachten erstellt worden. Der Leiter des Naturschutzzentrums, Dr. Siegfried Roth, habe bei seinen Führungen die Maßnahmen erläutert. „Wir als Entscheider vertrauen darauf, dass diese in Ordnung sind.“ Reinhold Mall erklärte zu den von Hofrichter ebenfalls angesprochenen Kreuzottern, dass das momentan zugewachsene Gelände deswegen für sie uninteressant sei.

Rainer Deuschel bei seinen Erläuterungen. Rechts die Gemeinderäte Kurt Miller und Klaus Schütt.

Heinrich Vincon

Den aus den Reihen der Zuhörer geäußerte Vorwurf, die Alternativstandorte seien nur Alibistandorte, ließen die Gemeinderäte nicht gelten. Gemeinderat Heinrich Vincon war als Mitglied im Stiftungsrat des Naturschutzzentrums persönlich in die Standortsuche involviert. Durch eine Personaländerung in den entsprechenden Behörden hätten die Alternativen sogar doppelt geprüft werden müssen. „Es war, wie wenn einer den Resetknopf gedrückt hätte.“

Er ging – wie auch Bernhard Schad – auf die eingeschränkte Gewerbeentwicklung der Stadt ein, die nur noch wenige Flächen zur Verfügung stellen könne. Die in der Toursimus-Studie des DWIF genannten Zahlen hält er für plausibel. Es würden vom Tourismus nicht nur jene 800 Personen, die dort direkt oder indirekt beschäftigt seien, davon profitieren. Die Stadt habe viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, aber so ein Turm werde einfach bestiegen.

Franz-Josef Maier

MirWurzacher-Gemeinderat Franz-Josef Maier (Bild) ging ebenfalls auf die Tourismus-Studie ein. Er erklärte, die Ergebnisse der alle sieben Jahre durchgeführte Studie würden in anderen Kommunen freudig begrüßt, nur in Bad Wurzach würden sie kritisch gesehen. Der Landesgartenschau-Turm in Wangen sei im Vorfeld oft kritisiert worden. Nun sei er im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler nicht mehr drin, weil er zum Publikumsmagneten avanciert war.

Zuhörer Markus Wäscher erklärte, dass der Wangener Turm nie im Schwarzbuch gestanden habe, nur der in Bad Wurzach. Auch den von Maier angebrachten Verweis auf den Turm und die Gastronomie in Ostrach ließ er nicht gelten. Die Gastronomie dort habe oft geschlossen und sei dann, wenn sie erst abends öffne, nicht für Turmbesteiger geeignet.

Franz-Josef Maier erklärte auch, dass die Stadt sich beim Torfbähnlesverein nicht einmischen werde. „Wir unterstützen deren ehrenamtliches Engagement, werden aber in ihre Angelegenheiten nicht hineinreden.“ Herbert Birk wies im Zusammenhang mit der Torfbahn auch auf die Verkehrssicherheit der „Bahnstrecke“ hin. Diese werde ja bereits alljährlich geprüft, bekam er zur Antwort.

Bernhard Schad

FW-Gemeinderat Bernhard Schad verwies darauf, dass die Stadt Zukunftsperspektiven brauche, zumal sie keine neuen Gewerbegebiete, auch nicht in den Ortschaften, genehmigt bekomme. „Wir haben hier eine sagenhaft schöne Landschaft und damit meine ich nicht nur das Ried.“

Aber die Stadt brauche eine Zukunftsperspektive, Arbeitsplätze, um Familien hier zu behalten. Und so ein Turm sei überall ein Anziehungspunkt, dessen Ausstrahlung nicht nur auf den Kernort beschränkt bleiben werde, etwa für Übernachtungsgäste. „Der Turm hat ein riesiges Potential, um auch Co-Projekte anzuschieben.“ Der Turm werde zum Marketing-Symbol für den Tourismus in Bad Wurzach.

Statements per Videos

In den – in die gezeigten Folien eingeklinkten – Filmeinspielern erläuterten Bürger, Gemeinderäte, Naturschützer und Unternehmer, weswegen für sie der Turm eine so große Zukunftsbedeutung habe.

Im ebenfalls eingespielten Turm-Imagefilm sagte die Sprecherin zum Thema Umweltbildung, einem Kern-Anliegen des Turmprojekts: „Nur was man kennt, kann man auch schützen.“
Text und Fotos: Uli Gresser

Unter „Downloads“ haben wir die bei der Info-Veranstaltung der Räte gezeigten Folien hinterlegt.

Die Bildschirmzeitung hat auch eine Informationsveranstaltung der Turmgegner besucht. Zu finden unter „Lesen Sie hierzu auch …“



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