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Kommentar

Eine Bezuschussung ist notwendig



In Leutkirch sind die Friedhofsgebühren erhöht worden. Ein heißes Thema. Sind die Gebühren zu hoch? Oder gar zu niedrig? Im Stadtrat gab es viele Gegenstimmen.

„Gebührenerhöhung“ – kaum ein Bürger goutiert dieses Wort. Und doch muss es manchmal sein.

In Leutkirch steigen die Friedhofsgebühren. Seit 2015 waren sie nicht mehr erhöht worden. Nun beträgt der Kostendeckungsgrad durch Gebühren 75 Prozent. Anders gesagt: Ein Viertel der Kosten des städtischen Friedhofswesens werden aus der Stadtkasse bezahlt. Und eben nicht von den Nutzungsberechtigten, wie Trauerfamilien und Nachkommen amtsdeutsch geheißen werden.

Ist das nicht zuviel der Bezuschussung?

Wir sagen: nein.

Friedhöfe sind nicht nur private Erinnerungsstätten. Sie sind das steingewordene Geschichtsbuch einer Stadt. Sie sind Oasen der Erholung. Sie sind Treffpunkte der Lebenden. Orte der Kommunikation. Wo, ja, wo gerne geratscht wird.

Friedhöfe nutzen der Allgemeinheit. Eine Bezuschussung ist statthaft. Und notwendig. Punkt.

Die Frage ist, wie hoch der Zuschuss sein soll. In der Ökonomie wird die Reagibilität zwischen Kosten und Erlösen mit dem Begriff der Elastizität beschrieben. Wenn, zum Beispiel, die Friedhofsgebühren um 10 Prozent steigen, dann kann der Stadtkämmerer nicht automatisch 10 Prozent mehr Geld in der Kasse verbuchen. Möglicherweise steht die kostenrechnende Einrichtung „Städtische Friedhöfe“ schon an der Grenze der Elastizität. Auf Deutsch: Dreht man weiter an der Gebührenschraube, wandern noch mehr „Nutzungsberechtigte“ in die Friedwälder ab. Oder suchen andere Billiglösungen. 

Man kann darauf wetten, auch in Deutschland wird die Forderung nach Aufhebung des Friedhofszwangs laut werden. Ja, ja, der gesellschaftliche Wandel: Man will kürzere Ruhezeiten, kleinere Gräber, keine Pflege. „Die Kinder leben woanders, was will man machen“, heißt es achselzuckend, die Sepulkralkrise verharmlosend.

Sepulkralkultur – das ist alles Bemühen, das Andenken der Toten in Ehren zu halten. Die Krise der Sepulkralkultur ist ein Indiz für die Gesellschaftskrise insgesamt, für die Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Wer die Toten nicht achtet, hat auch wenig Respekt vor dem Leben.

Nein, nein, die Zuschüsse für unsere Friedhöfe sind nicht zu hoch. Das müssen uns unsere Toten schon wert sein.
Gerhard Reischmann

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