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Hommage an den großen Humoristen

Reiner Schupp trug im Neuen Schloss Heinz-Erhardt-Gedichte vor



Foto: Peter Lutz
Anneliese Welte begrüßt das Publikum und stellt den Rezitator vor.

Kißlegg – Heinz-Erhardt, dem großen Humoristen und Schmunzelmeister der Nachkriegszeit,  widmete Reiner Schupp einen köstlich-unterhaltsamen Abend im Neuen Schloss in Kißlegg.

Ein Buch, ein Tisch und eine richtig humorvolle Rezitation: Reiner Schupp trug im Neuen Schloss in Kißlegg Heinz Erhardt vor.

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In den mit Tischchen ausgestatteten und mit Blümchen geschmückten Bankettsaal des Waldburg‘schen Schlosses bat Anneliese Welte, Leiterin des Gästeamtes, zum gemütlichen Leseabend. Vor Beginn unterhielt Reinhold Kraft die ersten Besucher stimmungsvoll am Klavier. Der Saal füllte sich indessen immer mehr, bis schließlich die Tischchen und Blümchen zusätzlichen Sitzgelegenheiten Platz machen mussten und trotzdem wurd’s immer enger. Welte musste dann gar aus Sicherheitsgründen den Zugang sperren lassen! Mit diesem massiven Interesse konnte nicht gerechnet werden, ist aber umso erfreulicher für den Veranstalter. Und klar, der Besuch dieses Abends hat sich gelohnt, muss wertschätzend gesagt werden! Reiner Schupp, von Beruf Softwareentwickler in Wolfegg, zitierte frei und authentisch Dutzende von Erhardts Gedichten und Wortspielen.

Virtuos, auch wenn er, krankheitsbedingt, nur mit einer Hand spielen konnte: Reinhold Kraft.

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Mal wieder im Heinz-Erhardt-Buch schmökern

Keine leichte Aufgabe ist es, über nahtlos aneinander gereihte und authentisch schnell zitierte Sprüche und Reime Erhardts zu berichten. So bleibt eigentlich nur der Rat, sich beispielsweise das große Heinz-Erhardt-Buch zu beschaffen und darin immer wieder nach Lust und Laune zu schmökern. Immerhin aber wird hier der Versuch unternommen, wenigstens Titel und Themen der vorgetragenen Reime und hintergründigen Wortspiele zu benennen. Dazwischen werden einige ausgewählte Gedichte festgehalten und geben Anregung, sich dem unvergessenen Künstler anzunähern.

Reiner Schupp in seinem Element.

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Fangen wir einfach mal mit frechen Sprüchen an: „Was bin ich für ein Schelm“, entschuldigte er sich oft selbstironisch für anschließende Seitenhiebe. „Mein Vater war sehr reich: Er hatte zwei Villen, einen guten und einen bösen“. Und: „Wer ahnte, dass zum Weihnachtsfest Cornelia mich sitzen lässt? Das war noch nichts: Zu Ostern jetzt hat sie mich abermals versetzt! Nun freu’ ich mich auf Pfingsten – nicht im geringsten“. Oder dazu passend: „Lieber ‘ne Stumme im Bett als ‘ne Taube auf dem Dach“. Oder nachdenklich: „Wenn dir ein Fels vom Herzen fällt, so fällt er auf den Fuß dir prompt! So ist es nun auf der Welt; ein Kummer geht, ein Kummer kommt.“ „Das Leben kommt auf alle Fälle aus einer Zelle! Und manchmal endet’s auch, bei Strolchen, in einer solchen.“ Schönes Wortspiel über die Nase: „Wenngleich die Nas, ob spitz, ob platt, zwei Flügel (Nasenflügel) hat, so hält sie doch nicht viel vom Fliegen, das Laufen scheint ihr mehr zu liegen?“ Zu spät: „Die alten Zähne wurden schlecht Und man begann sie auszureißen. Die Neuen kamen grade recht, um mit ihnen ins Gras zu beißen.“

Da waren auch Sprüche beispielsweise über den Verdruss des Lernens, über Vergleich Autoreifen und Lehrer vor Unreifen,  über Kaiser Nero, seine heisere Stimme und seine Leier, über Kälbchen, die in unsren Magen ruhn, über die Oase, wo die Schädel rumliegen, die schon bessre Zeiten hatten, über das Kind in feuchten Windeln, was will’s mal werden – Dichter! Oder über des Königs Tochter: Wer den Becher ertaucht, bekommt sie – aber die „Tauchenichtse“ ergreifen die Flucht wegen der Häßlichkeit der Tochter. Oder vom Fleck und dem Hände-in-Unschuld-Waschen, doch die Flecken bleiben. Oder von enttäuschter Liebe und für Lebensende zu flach der Bach. Oder Wasser trinken oder lassen: Wasser statt Bier ist doch wie Mehl statt Brot … Immer wieder zitiert sind ja die Windbeutel im Café, die bei Erhardt erst mal Sturmsäcke heißen.

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Ein bekanntes Gedicht auf Erhardtsche Weise war natürlich in Schupps Vortrag auch drin: Der Erlkönig: „Wer reitet so spät durch Wind und Nacht? Es ist der Vater, es ist gleich acht. Im Arm den Knaben er wohl hält, er hält ihn warm, denn er ist erkält’. Halb drei, halb fünf, es wird schon hell. Noch immer reitet der Vater schnell. Erreicht den Hof mit Müh und Not, der Knabe lebt, das Pferd ist tot! – „frei nach Johann Wolfgang von Frankfurt“! Zweifellos nimmt Erhardt dem Gedicht damit den dramatischen Nerv, was uns Heutige beruhigt?

Besonders gefiel mir die polyglotte Katze:
Die Katze sitzt vorm Mauseloch,
in das die Maus vor kurzem kroch,
und denkt: „Da wart nicht lange ich,
die Maus, die fange ich!“


Die Maus jedoch spricht in dem Bau:
„Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau!
Ich rühr mich nicht von hinnen,
ich bleibe drinnen!“


Da plötzlich hört sie – statt „miau“–
ein laut vernehmliches „wau-wau“
und lacht: „Die arme Katze,
der Hund, der hatse!

Jetzt muß sie aber schleunigst flitzen,
anstatt vor meinem Loch zu sitzen!“


Doch leider – nun, man ahnt‘s bereits –
war das ein Irrtum ihrerseits,
denn als die Maus vors Loch hintritt –
es war nur ein ganz kleiner Schritt –
wird sie durch Katzenpfotenkraft
hinweggerafft!


Danach wäscht sich die Katz die Pfote
und spricht mit der ihr eignen Note:
„Wie nützlich ist es dann und wann,
wenn man ’ne fremde Sprache kann…!“

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Oder warum die Zitronen sauer wurden:
„Ich muß das wirklich mal betonen:
Ganz früher waren die Zitronen
(ich weiß nur nicht genau mehr, wann dies
gewesen ist) so süß wie Kandis.


Bis sie einst sprachen: „Wir Zitronen,
wir wollen groß sein wie Melonen!
Auch finden wir das Gelb abscheulich,
wir wollen rot sein oder bläulich!“


Und Gott hörte oben die Beschwerden und sagte: Daraus kann nichts werden!
Ihr müsst so bleiben, ich bedauer! Da wurden die Zitronen sauer.

Und weil der Abend im Allgäu war, wollen wir noch das Gedicht „Die Kuh“ zitieren:
„Auf der saftig günen Wiese
weidet ausgerechnet diese
eine Kuh,
eine Kuh.


Ach ihr Herz ist voller Sehnen
und im Auge schimmern Tränen
ab und zu,
ab und zu.


Was ihr schmeckt, das wiederkautse
mit der Schnauze, dann verdautse
und macht muh,
und macht muh.


Träumend und das Maul bewegend,
schautse dämlich in die Gegend
grad wie du,
grad wie du

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Weitere köstliche Gedichte waren: „Die Made“, „Die Meise“ und „Mona Lisa im Louvre haust!“

Drei Dinge seien noch berichtet: Auch Schupps Töchterlein Gabia (Bild), ca. 12 Jahre, durfte ein Gedicht von Erhardt vortragen, was sie perfekt konnte! Der Eintritt war frei und Spenden waren erwünscht und flossen reichlich; der Erlös ging an die Kißlegger Hospizgruppe. Und ein ganz Prominenter war unter den Gästen: der frühere Minister Riester – reimt sich doch schließlich auch?

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War einst unter Kanzler Schröder Bundesarbeitsminister: Walter Riester. Er lebt im Allgäu und genoss den Heinz-Erhardt-Abend in Kißlegg.

Text und Fotos: Peter Lutz




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