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Ball zweimal aufgeführt

Sportler mit Doppel-Wumms



Foto: Ulrich Gresser
Familie Vincon bei ihrem Sketch zum historischen Mordfall um Erbgraf Leopold.

Bad Wurzach – Der Sportlerball in Bad Wurzach, der in diesem Jahr zum wahren Krimi namens „Die Alte und der verschwundene Krebs“ wurde, genießt inzwischen einen legendären Ruf. Mit der 27. Ausgabe des von TSG-Turnern, Tennisclub, DLRG, Landjugend und den in diesem Jahr ihr 30 jähriges Jubiläum feiernden Freunden des Ungeziefers gab es eine große Neuerung: Er wurde zweimal aufgeführt.

Weil die Karten für den angestammten Freitagstermin erwartungsgemäß nicht mehr ausreichen, hatten sich die Organisatoren dazu entschlossen, das Programm am Fasnetssonntag mit kleinen Änderungen noch einmal zu zeigen.

Hardy Vincon und Walter Strobel

Doch war dies nicht die einzige große Neuerung: Moderator Reinhard „Hardy“ Vincon trat als Fernseh-Kommissar Thiel gemeinsam mit Walter Strobel alias Professor Börne seinen Dienst auf dem Polizeiposten Bad Wurzach, Außenstelle Kurhaus, an. Wo im Foyer denn auch beim Eintreffen der Ballbesucher der Tatort von Spurensicherern markiert war und Statisten als Schaulustige hinter rot-weißem Flatterband gehalten wurden. Wie in einem sonntäglichen „Tatort“ kam dann auch die Eröffnung daher: Neben den hochprofessionell gemachten Filmszenen zur Einführung des Krimiplots und den beiden „Chefermittlern“ hatten die Macher sogar das Tatort-Intro in einer Wurzach-Fasnets-Version nachgedreht.

Verdächtige Sponsoren

Geschickt verwoben mit der Handlung haben die Macher den Werbeblock: Die Liste der Sponsoren bildete dabei den Kreis der Verdächtigen, der nach und nach im Ausschlussverfahren ausgedünnt wurde.

Zu Security-Spezial-Agenten aus Usa wurden die Gardemädchen der LJG-Unterschwarzach, die zum Auftakt ihre akrobatischen Tänze präsentierten.

„So eine Security-Uniform wäre doch was für sie, dann hätten die Leute vielleicht auch mal Respekt vor Ihnen.“ Solche und ähnliche Sticheleien gingen in beide Richtungen der beiden Ermittler. Ein etwas zweifelhaftes Lob bekam die Security für ihre Verdächtigentafel von Börne ausgestellt: „Die gesamten Gangsterfamilien von Bad Wurzach sind hier versammelt und auch noch optisch ansprechend dargestellt.“

Claudia Forderer und Anja Vincon

Claudia Forderer und Anja Vincon philosophierten im Spa einer Schönheitsklinik über Wespentaillen, Spe(c)ktrumserweiterungen, die Erotik des Alters – und natürlich ihre Männer: „Wie erkläre ich ihm, dass Buddha keine griechische Gottheit ist?“

Zauberkünstler

Einer dieser Männer, nämlich Hubert Forderer, zeigte gemeinsam mit Alexander Strobel auch in diesem Jahr wieder sein großes komödiantisches und artistisches Potential. Wie sagte doch Hardy Thiel: „Der Fall des verschwundenen Krebses ist wie verhext. Wia wenn oiner d’r Krebs wegzauberet hett.“ Denn genau das taten Hubi und Alex: Sie vollführten wunderbar-witzige Zauberkunstücke, da blieb kein Auge trocken.

Messerscharf: Sherlock Holmes in der Bütt

Markus „Finne“ Vincon stieg als Sherlock Holmes zu seiner traditionellen, mit vielen bissigen Bemerkungen gespickten Rede in die Bütt. Mit scharfem Blick nahm er Turmbau im Ried, Windkraft und Kurbetrieb aufs Korn. Den Kurgeschäftsführer entlarvte er als Trickser, aber auch die Medienlandschaft in und um Bad Wurzach bekam ihr Fett ab. Und er befürchtete, dass nach der Kommunalwahl die Stadt vom Stadtseniorenrat eingenommen wird.

Nach soviel geistigem Futter brauchten alle eine Pause, die von der schon in vielen Sportlerbällen bewährten Partyband “Celebrate” mit lockeren Schunkelrunden gefüllt wurde.

Die Familie Vincon & Felix Hartmann setzten slapstickartig die Verbindung zwischen dem historischen Mord an Truchsess Leopold Erbgraf zu Wurzach um 1800 und dem aktuellen Fall der Ermittler: Der Erbgraf sei der geistige Vater dieses Wappentieres gewesen. Der Rückblick auf diesen historischen Fall ließ den Verdacht aufkommen, dass das Adelsgeschlecht schon damals sehr verarmt gewesen sein muss, wie sich an den einstürzenden Kulissen ablesen ließ. Aber es warf auch ein Schlaglicht auf die moralischen Lebensumstände des Adels jener Zeit.

Wer genau hinsah, konnte bei einem der Tänzer der Turnergarde – lauter stattliche junge Männer im heiratsfähigen Alter – unter seinem Röckchen das Abbild eines Krebses entdecken.

Wasserdichte Alibis und eine unschuldige Hauptverdächtige

Nach dem Streichen weiterer Verdächtiger wie Constantin Wegmann, der am Freitagmittag ausnahmsweise offen hatte, oder der Firma Rast, deren gesamte Flotte Börne beim neuen Hallenbad sich beratschlagen sah, „vermutlich Wassereinbruch im Schwimmbecken, alle haben ein wasserdichtes Alibi“, blieb nur noch eine Hauptverdächtige: Bürgermeisterin Alexandra Scherer, wie Hardy Thiel von Anfang an vermutet hatte. Doch auch sie wurde rasch für unschuldig erklärt, weil vieles – wie etwa die Erbsensuppe – noch auf das Konto ihres Vorgängers ging. Und weil das Stadtoberhaupt – als Unschuldsengel verkleidet – inzwischen seinen Hauptwohnsitz nach Bad Wurzach verlegt hat, bekam es von den beiden Ermittlern ein Bad Wurzach Willkommenspaket überreicht: Riedtropfen, Moorkugeln, eine Fango-Packung, BAG-Bier, eine Sangesmann-CD und natürlich eine Dose Erbsensuppe.

Claudia Forderer und Anja Vincon hatten als Schnaken Logenplätze bei der Beobachtung des Stadtgeschehens und dem letzten Aufbau des Festes, das nach ihnen benannt wurde. Brigitte Hoffmann, Barbara Schwarz und Felicitas Vincon mühten sich redlich mit den Vorbereitungen für das Fest, dem dann Nicole Müller als städtische Vollzugsbeamtin den Garaus machte.

Das wahre Wappentier

Nach einigem Hin- und Her-Überlegen, wie man das fehlende Wappentier ersetzen könnte, kam Thiel auf die einfache Lösung: Die Schnake. Feingliedrig, filigran und extrem saugstark bleibe sie das wahre Wappentier von Wurzach.

Akrobatisch ging es zu, als die Turner mit ihrem Tanz das große Finale einläuteten, ehe „Celebrate“ am Freitag mit einem ABBA-Medley die Tänzer auf die Tanzfläche bat. Am Sonntagabend war für die musikalische Stimmung die Band “Combo vier” zuständig, als Tanz-Act konnten die Veranstalter anstelle der Unterschwarzacher Garde die „Himmlischen Teufel“ des TV Memmingen gewinnen.

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Fotos: Ulrich Gresser

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