Musikverein Unterschwarzach präsentierte beeindruckendes Kirchenkonzert
Unterschwarzach – Es war nicht nur musikalisch beeindruckend, was Dirigent Manfred Bachmor und seine Musiker des Musikvereines Harmonie Unterschwarzach an diesem Gaudete-Adventssonntagnachmittag den vielen Besuchern des Konzertes boten. Zusätzlich für eine wunderbare adventliche Stimmung sorgten auch die zahlreichen Kerzen, mit denen die Kirche während des Überganges vom Tag zur Nacht ausgeleuchtet wurden.
Die Komposition „Vita pro musica“, also „Ein Leben für die Musik“, war eine Auftragsarbeit von Thiemo Kraas, die im Winter 2015 aus Anlass des 60. Geburtstags von Ernst Oestreicher, Bundesdirigent des Nordbayerischen Musikbundes e. V. sowie künstlerischer Leiter des Nordbayerischen Jugendblasorchesters, entstand. Ernst Oestreicher wünschte sich ein festliches Werk in Form einer eröffnenden Fanfare und einer lyrischen Hymne. Dieses Werk verhalf der Musikkapelle Unterschwarzach zu einem sicheren Konzerteinstieg und bot damit die Möglichkeit, das Gesamtorchester als Einheit zu präsentieren, was Manfred Bachmor, der gemeinsam mit Lucy Leser durch das Programm führte, mit seinen Musikern auch vorzüglich gelang.
Der US-amerikanische Komponist Steven Reineke ließ sich durch das Buch von Ulrike Schweikert „Die Hexe und die Heilige“ zu der Komposition „The Witch and the saint“ inspirieren. Die Geschichte erzählt von einem dunklen Kapitel des Mittelalters: den Hexenverfolgungen. In Ellwangen an der Jagst werden im Jahre 1588 einer angesehenen Wirtsfamilie Zwillingsmädchen geboren. Während die tugendhafte Helena ins Kloster geht, wird ihre eigenwillige Zwillingsschwester Sibylla Hebamme. Sie lernt die dunklen Geheimnisse der Mächtigen kennen und wird zur Gefahr. Die Häscher der Inquisition rüsten zur Hexenjagd. Das sehr gelungene programmatische Werk beinhaltet einige Taktwechsel und verlangt nach vielen Schlagzeugern. So kam es, dass auch Thomas Auzinger von der Musikkapelle Eggmannsried die Unterschwarzacher Musiker unterstützte. Aber darüber hinaus trugen noch viele weitere Aushilfen dazu bei, dass die Musiker akustisch und optisch eine gute Figur abgaben.
Die ergreifende Musik mit unvergesslichen Melodien aus dem 1994 veröffentlichten Film „Legenden der Leidenschaft“ (Legends of the Fall) über die Familie Ludlow, der in den Weiten des amerikanischen Westens, genauer gesagt in Montana, spielt. Sie gehört zu den besten Filmmusiken aus der Feder von James Horner. Man hört Liebe und Freiheit, aber auch Verlust, Schmerz und Sehnsucht. Die ruhigen, fließenden Passagen erinnern an die Weite der Landschaft in Montana und an gemeinsame, glückliche Zeiten der Familie Ludlow. Gleichzeitig schwingt in der Musik immer eine leise Traurigkeit mit – das Wissen, dass nichts davon von Dauer ist. In der Bearbeitung von Sean O’Loughlin entfaltet das Werk seine volle, warme Klangpracht im Blasorchester.
Mit Dragonheart im Arrangement von Frank Bernaerts blieben die Musiker im Filmmusikgenre. Das Fantasyabenteuer Dragonheart stand im amerikanischen Kinosommer 1996 in direkter Konkurrenz zu Blockbustern wie Roland Emmerichs Independence Day und Brian De Palmas Mission: Impossible. Die von Randy Edelman komponierte Filmmusik gehört zweifellos zu den beliebtesten Soundtracks der 90er-Jahre. Das noble Hauptthema wurde in unzähligen Kinotrailern verwendet und gehört zu den besten, die Edelman bislang geschrieben hat. Die Melodie handelt von Mut, Zusammenhalt und der Kraft der Freundschaft, von einem Helden, der mutig genug ist, um über seine Überzeugungen und Grenzen hinauszuwachsen. Die Musik erzählt von der Entstehung einer außergewöhnlichen Freundschaft von Mensch und Drache bis hin zum gemeinsamen Kampf gegen die Dunkelheit – man spürt, dass man füreinander einsteht.
Der niederländische Komponist Jacob de Haan hat mit Queens Park Melody ein leichtes, beschwingtes und sehr melodiöses Werk – eine Kombination aus Barock und Pop, geschaffen. Es ist inspiriert von der Atmosphäre eines englischen Parks voller Leben, Farben und kleinen musikalischen Geschichten. Interessant, was der Komponist selbst zur Entstehung des Werkes sagt: Während seiner Konservatoriumsjahre spielte Jacob de Haan in einer Ska-Band. „Speziell für diese Band schrieb ich eine Nummer. Diese Melodie ist mir im Gedächtnis haften geblieben. Viele Jahre später, während eines Spaziergangs im Park, kam mir der Gedanke, dass die Nummer thematisch auch interessant für ein Brass-Band-Arrangement wäre.“ Queen’s Park Melody gehört in die Kategorie ‚Leichte Musik mit barocken Einflüssen „Die Kombination Barock und Pop? Das ist doch wunderbar zu spielen!“ meint der Komponist dazu.
Natürlich durften die Musiker das Konzert nicht ohne Zugabe beenden. Sie taten es mit „Gabriellas Song“ im Arrangement von Kurt Gäble, zu dem Diana Heine den Gesangspart beisteuerte. Heine genießt inzwischen als Sängerin mit diesem Lied in der Region einen ähnlichen Kultstatus wie die Heldin aus dem Film „Wie im Himmel“ . Das Lied ist für diese weit mehr ist als nur Musik – eine leise Kraft, die ihr hilft, sich aus einer Beziehung zu lösen, in der sie häusliche Gewalt erfahren musste. Sie findet den Mut zu einem neuen, glücklichen Leben – und vor allem den Weg zu sich selbst. Das Lied trägt die Botschaft in sich, mehr „man selbst“ zu sein und auf die eigene innere Stimme zu hören – auch dann, wenn sie noch ganz leise klingt.
Mit diesem großartigen Lied forderten die Unterschwarzacher Musiker direkt noch eine zweite heraus: Es wurde weihnachtlich: Mit einem witzigen Mix von „Ihr Kinderlein kommet“ und „Laßt uns froh und munter sein“ im Arrangement von Hardy Schneiders durften auch sie sich auf Glühwein und Punsch sowie frische Waffeln freuen, die vor der Kirche den Konzertbesuchern gereicht wurden.
Text und Bilder: Uli Gresser
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