Klassenstufe 9 hatte Abschlussfeier
Bad Wurzach – Am frühen Dienstagabend (15.7.) fand in der Mensa des Schulzentrums die Abschlussfeier der Klassen 9 g und 9 h der Werkrealschule Bad Wurzach statt. Insgesamt waren zu den Prüfungen für den Hauptschulabschluss 46 Schüler angemeldet.


Die Abschlussklassen 9 g und 9 h der Werkrealschule Bad Wurzach. Fotos: Uli Gresser
Doch bevor der offizielle Teil der Feier begann, sangen die Schülerinnen und Schüler, motiviert von ihren mitsingenden Lehrern, mit „Auf uns“ ein Loblied auf sich selbst.
“Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft”
Andreas von Keler, Klassenlehrer der 9g, der später von Schülern den „Best Lehrer ever Award“ überreicht bekam, unterteilte seine Abschlussrede in drei Zeitabschnitte: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die während Corona in die Werkrealschule gekommenen Schüler erlebten erstmals in der 6. Klasse so etwas wie Schulalltag. Ein Gefühl, das sich in der 7. Klasse intensivierte. In der 9. Klasse gab es dann die Klassenfahrt nach Dublin. Dabei sei ihnen der Spaß nie ausgegangen, allerdings hätten viele noch bis zu den Prüfungen den Motivationsknopf gesucht. Die Gegenwart sei jetzt die Zeugnisübergabe und danach beginne der neue Lebensabschnitt. Sie könnten Großes leisten, dafür wünschte er ihnen, dass sie über ihren Schatten springen können. Für eine Schülerin der 9g freuten sich nicht nur Andreas von Keler und Schulleiterin Julia Kiebler ganz besonders, sondern der ganze Saal: Anzhelika Horbachova war erst vor einem Jahr nach Deutschland und Bad Wurzach gekommen, musste sowohl Schrift und Sprache lernen und schaffte dennoch sofort ihren Hauptschulabschluss.
“Anpfiff ins Leben”
Natalie Lueger, die Klassenlehrerin der 9h, sah die Zeit der Klasse mit fußballerischem Sportsgeist. Auch sie teilte ihre Rede „Anpfiff ins Leben“ in drei Abschnitte ein. Die erste Halbzeit fühlte sich an, als ob es gestern gewesen wäre, aber: Trotz Corona, Homeschooling und Wechselunterricht hätten sie geübt, gegrübelt, Fehler gemacht aber nie aufgegeben. „Hinfallen, aufstehen, weitermachen, das war euer Spielzug“. Sie selbst sei in den letzten zwei Jahren ihr Head-Coach gewesen, hart in der Ansage, unbequem in der Taktik, aber immer mit dem Ziel, dass die Schüler sich weiterentwickelten. Dabei habe sie oft genervt, aber genau dadurch hätten sie den nächsten Schritt gemacht. „Weil ihr nicht nur das gemacht habt, was einfach war, sondern das, was nötig war.“ Jetzt nach dem Abpfiff könne sie sagen: „Ihr habt Ausdauer gezeigt, habt euch durchgebissen.“ Sie hätten Stärken erkannt und Schwächen angenommen und den Umgang damit gelernt. Manche mussten auch mal eine Rote Karte einstecken, weil sie mal die Regeln vergessen hatten. Aber auch das gehöre dazu, die Grenzen erkennen und auch einmal sprengen, um daraus zu lernen. Sie seien drangeblieben, auch wenn es mal Tiefpunkte gegeben habe, wo man sich am liebsten den Gegnern wie Klassenarbeit, Präsentation usw. erst gar nicht gestellt hätte. Nun beginne das nächste Spiel in einer neuen Liga, bei dem die Gegner nicht einfacher und die Spielzüge nicht langsamer werden. Aber: „Ihr habt trainiert und gelernt, was kein Lehrbuch beibringen kann: Mut, Durchhaltevermögen, Verantwortung.“ „Wenn ihr heute das Spiel verlasst, dann mit hoch erhobenem Kopf, denn ihr habt gekämpft, habt gespielt und habt gewonnen.“
Rede der Schülersprecherin
Schülersprecherin Yaren Ermish (Klasse 7), war stolz darauf, zu den beiden Entlassfeiern eine kleine Rede für die Absolventen zu halten: „Viele von Euch waren in den letzten Jahren Vorbilder für uns – ob auf dem Pausenhof, bei Projekten, beim Schulfest oder einfach im Alltag. Ihr habt gezeigt, was Zusammenhalt, Humor und manchmal auch Geduld bedeuten. Ihr habt uns Jüngeren gezeigt, wie man Verantwortung übernimmt, wie man sich gegenseitig unterstützt.“ Im Namen der jüngeren Schüler wolle sie nun Danke sagen. „Geht mutig, geht ehrlich, bleibt euch treu und vergesst nie, dass jeder von euch etwas besonderes ist.“
Grußwort von Karl-Heinz Buschle
Karl-Heinz Buschle, der bei dieser Schulentlassfeier Bürgermeisterin Alexandra Scherer vertrat, war nicht mit leeren Händen gekommen. Die Stadt vergibt alljährlich an die Jahrgangsbesten einen Begabtenpreis. Diesen erhielt in diesem Jahr bei den Hauptschülern Memis Memoglu aus der 9h für einen Notendurchschnitt von 1,9. In seinem Grußwort dankte er Schulleitung und Lehrerschaft für ihr großes Engagement. Ein Grund, warum die Werkrealschule Bad Wurzach einen so guten Ruf genieße. Aber er dankte auch den Eltern, die mit ihrer Entscheidung, ihre Kinder auf diese Schule zu schicken, ihr damit ihr Vertrauen geschenkt haben und den Schulstandort Bad Wurzach gestärkt hatten.
Begabtenpreis des Partnerschaftsvereins
Ingrid Dewor, die selbst sehr lange Lehrerin an der Werkrealschule war, war es ein besonderes Anliegen, die Schülerin bzw. den Schüler mit dem Begabtenpreis des Partnerschaftsvereines für sehr gute Leistungen im Fach Englisch auszuzeichnen. Denn es ist die Sprache, mit der man sich in nicht-deutschsprachigen Ländern am besten verständigen könne. Sie durfte diesen Preis an Ramazan Aliz aus der Klasse 9h überreichen.
Rede der Schulleiterin Julia Kiebler
Schulleiterin Julia Kiebler erinnerte sich an die Einschulung mitten in der Corona-Zeit. „Das erste halbe Jahr haben wir Lehrkräfte nur eure Augen gekannt – beim Rest mussten wir raten: kaut der gerade Kaugummi? Lächeln die gerade oder streckt sie mir die Zunge raus?“ Es sei wie ein Überraschungsei gewesen. Aber sie hätten das ganz toll gemeistert und durchgehalten. „Genau deshalb könnt ihr auch alles andere schaffen.“ Die beiden Klassen seien so unterschiedlich gewesen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Die 9h motivieren etwa zu Klassenfahrt und Wandertag, „ach nö“, wenn das Sofa zuhause auch ganz schön ist. Die 9g das genaue Gegenteil: Immer Lärm, Chaos und Action und meistens gute Laune. Beide hätten den Lehrkräften graue Haare beschert. „Aber hey, wer will schon langweilige Schultage?“ Egal ob lasch, chaotisch, laut oder leise, an diesem Tag hätten sie bewiesen, dass sie etwas schaffen können, wenn sie wollen. Ab jetzt gehe es weiter: Ausbildung, Arbeit, neue Schule, egal wo, die Ausrede „Keine Lust!“ ziehe da nicht mehr. „Ihr müsst euch reinhängen, auch wenns anstrengend ist. Aber ihr könnt das. Das habt ihr jetzt gezeigt.“ Sie sollten zukünftig auf ihren Bauch, ihren Kopf und auch mal auf ihre Eltern, Lehrkräfte und Ausbilder hören – „die meinen es tatsächlich gut mit euch.“ Ein bisschen Chaos sei okay – aber bitte nur soviel, dass man hinterher noch aufräumen könne.
Preis und Lob
Neben der zweifach mit einem Preis ausgezeichneten Memis Memoglu erhielten noch Maximilian Rothenhäusler, Nora Grabherr, Hanna Kibler und Madlen Nägele jeweils eine Belobigung für gute schulische Leistungen.
Die beiden Klassensprecherinnen Zena Alhasu und Madlen Nägele bedankten sich im Namen ihrer jeweiligen Klasse für die Zeit an der Schule. Nachdem sich die Schüler noch mit Geschenken von ihren Lehrern verabschiedet hatten, konnte Schulleiterin Julia Kiebler zum zweiten Mal an diesem Abend den magischen Satz sagen: „Das Büffett ist eröffnet!“
Text und Fotos: Uli Gresser
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