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Sportlerball

Einer der Höhepunkte im Programm: der Drahtseilakt hoch über der Stadt



Foto: Uli Gresser
Unverzichtbares Utensil für die ältlichen Barhockerinnen: die Handtasche. Darin enthalten: der Eierlikör. Claudia Forderer (links) und Anja Vincon amüsierten nicht nur mit närrischen Dialogen, sondern auch mit Gesang.

Bad Wurzach – Der diesjährige Sportlerball machte seinem Ruf, das beste Ballprogramm im Umkreis zu bieten, auch in diesem Jahr wieder alle Ehre. Unter dem Motto „Wie bei den alten Griechen – Odyssee im Wurzacher Becken“ war natürlich der geplante und von den Bürgern abgelehnte Turmbau in einigen Darbietungen Thema. Viele Bilder in der Galerie.

Die Rahmenhandlung

Die beiden Ober-Götter Florian Tobisch als der den menschlichen Gelüsten zugetane Dionysos und Hardy Vincon als Hades, Herrscher über die (Un-)Tiefen des Wurzacher Beckens, spielten in ihrer Rahmengeschichte – als solche darf man die Anmoderationen der beiden bezeichnen – auch dieses Jahr eine bedeutende Rolle. Weitere handelnde Personen waren die durch die Handlung irrlichternde, immer ein wenig desorientiert wirkende Odyssa, die dank des komödiantischen Talentes von Felicitas Vincon und ihrer Ellwanger Steigeisen nie ins Peinliche abdriftete. Ein großes Maß an Selbstironie brachte auch Hubert Forderer mit ins Spiel, im wirklichen Leben DHL-Angestellter, der als Götterbote Hermes im blauen Hermes-Dress blitzschnell die per GI (= Griechische Intelligenz) bestellten Getränkewünsche der beiden Obergötter erfüllte. Nicht fehlen durfte natürlich Finne Vincon, der als Zerberus, als Hüter der Unterwelt, dem guten Hades so manches Schnippchen schlug. Soviel zur Rahmenhandlung.

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Flotte Bacchantinnen

Den eigentlichen Programmauftakt machten die „Bacchantinnen“ in Rot-Weiß, die Gardemädchen der Landjugend Unterschwarzach, die die Stimmung im Saal sofort entfachten. Kommentar von Hardy-Hades, der zuvor bekannte, dass es bei ihm tanzmäßig maximal zum Stehblues reichte: „I frei mi scho, wenn ihr alle bei mir in d‘r Unterwelt auftauchat, dann schickat mir d‘r Stehblues in Rente!“

Orakel mit Münzeinwurf

Bevor die Freunde des Ungeziefers das Stadtgeschehen mit Turm und Brücken im Kurpark beleuchteten, bekam die arme Odyssa nach der vergeblichen Suche nach dem Orakel des Wurzacher Beckens, bei dem sie (Achtung, Lokalkolorit) die halbe Großgemeinde durchforstet hatte, einen neuen Auftrag: Sie sollte den entlaufenen Zerberus wiederfinden.

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Das Orakel zeigte sich dann auf der Bühne des Sportlerballs ganz zeitgemäß: Voll kommerzialisiert gab es nach einem Münzeinwurf Auskunft über die Zukunft. Als Wissensdurstige traten auf Bürgermeisterin „Alexandra“, junge social-media-affine Damen, zwei Lehrerinnen beim Wandern, ach ja, und auch der Turm in der Form der protestierenden Turmgegner. All jenen gab das Orakel in Person von Caro Stangl mehr oder weniger sybillinische Antworten über die Zukunft – und das Stadtgeschehen.

Von Sirtaki bis Modern dance

Dionysos zeigte sich hocherfreut über die jungen Männer der Ungeziefergarde: „Das sind meine Bacchanten!“ Diese zeigten, ausgehend von einer Sirtaki-Performance, eine reife tänzerische Leistung – vor allem auch beim anschließenden Modern dance. Zugaberufe bestätigten dies.

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Nächster Auftritt von Odyssa. Auf der Suche nach Zerberus war sie teilweise fündig geworden: Clever folgte sie der Spur der zahlreichen riesigen Hundehaufen. Kommentar von Hades: „Mit dem ischd it zum spaßa, wenn der sich amol ama Thema feschdbissa hot, lossd  ‘r nemme luck.“

Finne in der Bütt

Es folgte der Auftritt von Markus “Finne” Vincon, der in diesem Jahr als dreiköpfiger Zerberus zu seiner alljährlichen Büttenrede anhob. Er schlug einen weiten Bogen über die Geschichte des Wurzacher Beckens und Riedes von den Anfängen in der Eiszeit, über die Entdeckung des Naturschutzes mit Pater Agnellus bis hin zur Europa-Diplomierung durch den Europarat und zum geplanten Turm. Dabei ließ er offen, ob es sich bei dem Schauspiel um eine klassische Komödie oder eine Tragödie handeln würde. Angesichts der dann folgenden Schelte für die Verwaltung und deren Führungsspitze eher Letzteres.

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Nach einer Runde mit Stimmungsmusik von „Two and One“ (am Freitag) und „Celebrate“ (am Sonntag) folgte ein Höhepunkt des Programmes. Es hatte schon etwas Symbolhaftes an sich, dass sich die Helden Hubert Schwarz, Hubert Forderer und Florian Tobisch auf den Brettern der Bühne wälzten, während das Bild auf der riesigen Leinwand sie als Kapriolen vollführende Hochseilartisten auf den Drahtseilen der Fasnetswimpel über der Marktstraße vor dem Hintergrund der St. Verena Kirche zeigte. Die beiden Hubis garantieren alleine schon Comedy auf höchstem Niveau, gemeinsam mit Flo Tobisch aber haben sie sich noch einmal selbst übertroffen.

Die Barhocker-Hetären

Gerade als Odyssa, die weder den Höllenhund noch Dionysos gefunden hatte, den Olymp, sprich den verwaisten Kommandostand der griechischen Götter, enterte, pfiff sie Hades zurück, gab einen neuen Auftrag: „Aus der Unterwelt sind zwei Hetären (weibliche, sozial anerkannte Prostituierte im Altertum) entkommen.“ Diese tauchten dann auch prompt beim Sportlerball als Claudi und Hilli (Claudia Forderer und Anja Vincon) auf. Die zwei „älteren“ Damen entpuppten sich beim Erklimmen ihrer Barhocker als wahre Verrenkungskünstler. Dabei warem Sprüche zu hören wie „Rollatoren sind etwas für alte Weiber“ oder „Vor 21 Jahren war ich schon einmal a Hocker-Schönheit“. Die beiden hatten eine Neuheit im Programm: Erstmals erhoben sie nicht nur ihre Stimme zum Ratschen, sondern sie sangen tatsächlich ein Lied: „Father and Son“ mit schwäbischem Text, an der Gitarre begleitet von Lukas Rast.

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Tanzende Turner

Den Abschluss des Programmes besorgten in wie üblich glänzender Manier die Tanzgruppe der TSG-Turner, die ihren Auftritt natürlich gemäß dem Ballmotto mit einem Sirtaki eröffneten. Danach versammelten sich alle Akteure zum großen Finale auf der Bühne. Und dankten all den unsichtbaren Helden die vor und hinter der Bühne zum Gelingen des Ballabends beigetragen hatten.

Ein Satz noch zum Nachdenken am Schluss: Wer in die Mythologie der alten Griechen eintaucht, sollte – gerade in der heutigen Zeit – auch die warnenden Beispiele nicht vergessen. Wie etwa den Sieg des griechischen Königs Pyrrhus über die Römer, der einem Gratulanten nach der Schlacht bei Asculum 279 v. Chr. gesagt haben soll: „Noch so ein Sieg und wir sind verloren.“ Oder die Sirenen, welche mit ihren betörenden Stimmen die Irrfahrten des Odysseus mitbeeinflussten. Da fällt einem noch ein Spruch der Nachfolger der Griechen als Weltmacht ein: „Carpe diem et respice finem“ (Nütze den Tag und bedenke das Ende).
Text und Fotos: Uli Gresser

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Fotos: Uli Gresser

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