Doppelkonzert der Musikkapellen Eggmannsried und Hauerz
Hauerz – Unter dem Titel Klangwelten und Königreiche konzertierten die beiden Musikvereine der Großgemeinde gemeinsam an diesem Vorabend des ersten Adventes (29. November) in der Festhalle Unterschwarzach.
Eröffnung durch den Musikverein Hauerz
Zum feierlichen Auftakt des ersten Konzertteils, den die neue Dirigentin des Musikvereines Hauerz, Sabine Götze, seit September mit ihren Musikern einstudiert hatte, nahmen die Hauerzer die Konzertbesucher in der proppenvollen Festhalle mit der Seagate Overture von James Swearingen mit auf eine musikalische Reise über den Atlantik. Genau genommen in die Weiten des mittleren Westens der USA. Swearingen hatte das Werk 1987 zur Eröffnung der jährlichen Musikschul-Lehrerkonferenz in Toledo geschrieben, der Stadt am Eriesee, die gemeinhin als „Tor zum Meer“ bezeichnet wird. Denn ihr Hafen verbindet die Stadt mit vielen anderen Metropolen an den großen Seen, und bildet damit einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt an einer wichtigsten Wasserstraßen der USA. Mit diesem Werk fängt der Komponist den weiten Horizont und die Aufbruchstimmung der Region musikalisch ein.
Moderiert von Ingrid Ritscher und Sabine Götze
„Ross Roy ist der Name einer monumentalen Villa in Brisbane, Australien, in der 1945 das St. Peter Lutheran College gegründet wurde,“ erklärte Ingrid Ritscher, die für den Musikverein Hauerz mit informativen, aber auch teilweise philosophischen Texten durch das Programm des ersten Konzertteils führte. Im Auftrag dessen Schulorchesters komponierte der niederländische Komponist Jacob de Haan dieses Konzertwerk, das 1997 erschien und nur so von Metaphern strotzt. Aber dieses Haus ist nicht nur ein Gebäude, sondern auch nach wie vor eine Schule, in der Leben pulsiert. Die Struktur und Disziplin dieser Schule äußert sich musikalisch in mit Tonwiederholungen gepaarten rhythmischen Bewegungen des Bassregisters und des Schlagwerks. Das darauf folgende Thema steht als Symbol für das Durchlaufen der Klassen bis zum Ende der Schulzeit. Denn auch dafür steht Ross Roy: Die Schule ist nicht nur ein Gebäude, das man danach verlässt, sondern sie ist im Wortsinne die Overtüre für das, was danach im Leben noch auf jeden zukommt.
Die Komposition „Fiskinatura“ entstand als Auftragswerk für die Musikkapelle Fischen im Allgäu anlässlich des 1150-jährigen Dorfjubiläums des Ortes Fischen. Als Titel der viersätzigen Suite fasste der aus dem Sauerland stammende deutsche Komponist Thiemo Kraas Fiskina (dem alten Ortsnamen von Fischen) und „Natura“ zu einem Kunstwort zusammen. Alle vier Sätze des rund acht Minuten dauernden Werkes, schwierigkeitsmäßig in der Oberstufe angesiedelten Konzertwerkes, zeugen von der Vieldeutigkeit des Begriffs „Natur“ und sind vor allem als Impressionen ohne programmatischen Hintergrund zu verstehen: I. Intrada Jubilate, II. Scherzo danzante, III. Intermezzo Pastorale und IV. Finale.
Mit dem Erscheinungsdatum 2018 sind die „Frank Sinatra Classics“ im Arrangement des Westfalen Stefan Schwalgin noch relativ jung. Aber: diese Melodien sind – obwohl zum Teil schon viele Jahrzehnte alt, so zeitlos schön und laden sofort zum Mitsummen ein. Kaum jemand im Saal konnte sich dieser Faszination entziehen, auch Bürgermeisterin Alexandra Scherer nicht, die sich ganz besonders darauf gefreut hatte. Sie erzählen von großen Gefühlen und haben immer diesen unverwechselbaren Frank Sinatra Swing. „The best is yet to come“ ist dabei Programm. New York, New York, Somethin´ stupid, Fly me to the moon und natürlich My way bringen den ganzen Charme dieses – man ist versucht zu sagen – größten Sänger und Entertainers, den Amerika je hervorgebracht hat, zum Ausdruck.
Mit dem “Kaiserin-Sissi-Marsch” wollte sich Sabine Götze, die den Musikverein Hauerz souverän durch das Programm geleitet hatte, vom Publikum verabschieden. Doch nach dem, die heiteren und die positiven Seiten einer der berühmtesten Frauen Österreichs, Kaiserin Elisabeth – liebevoll „Sissi“ genannt – beleuchtenden Konzertmarsch, mussten die Hauerzer Musiker „Überstunden“ ableisten. Sie taten dies mit wunderbarem Schwung und viel Humor mit dem Fliegermarsch von Herrmann Dostal. Der Marsch ist eines der meistgespielten Werke in der Blasmusik und vollendete den Eindruck eines gelungenen Konzertes.
Der Musikverein Eggmannsried
Ebenfalls mit einem Marsch startete der Musikverein Eggmannsried nach der Pause in seinen Konzertteil, dem „Panorama Marsch“ von Thomas G. Greiner. Wie auf einem Aussichtspunkt oder Berggipfel bot dieser ein wunderbares musikalisches Panorama in dem Augenblick, wenn die Sonne über Hügeln und Bergen aufgeht und mit ihren Strahlen Täler und Wälder zum Leben erweckt und sich die Landschaft in ihrer ganzen Schönheit vor einem ausbreitet…
King Across the Water basiert auf einer wahren Geschichte aus dem Leben des schottischen Thronanwärter Bonnie Prince Charlie. Als dieser aus dem Exil zurückkehrte um sein Land zu befreien, sammelte er im Jahre 1745 ein Heer in den Highlands, mit dem er bei Prestonpans etwas außerhalb von Edinburgh auf die englischen Truppen von Sir John Cope traf. Dieses historische Ereignis ist bis heute tief im schottischen Gedächtnis verankert. Das traditionelle Volkslied „Jonny Cope“ bildet dabei das musikalische Grundgerüst des Werkes von Bruce Fraser.
Moderation durch Franziska und Marina Gütler
„Voller Energie und Emotionen ziehen unsere Schlagzeuger in die Schlacht“, so kündigten die beiden jungen, charmanten Ansagerinnen Franziska und Marina Gütler dabei ein ganz besonderes musikalisches Ereignis an, für das der Fanfarenzug Graf Humbrecht aus Hummertsried mit seinen Trommeln den Schlagwerkern das passende „Handwerkszeug“ zur Verfügung stellte.
The dream of victory des österreichischen Komponisten Michael Geisler handelt von dem – für den einen triumphal, für den anderen tragisch endenden – Wettlauf zum Südpol zwischen dem Norweger Roald Amundsen und dem Briten Robert Scott im Jahre 1911. Amundsen wurde dabei zum Helden, er erreichte am 14.12.1911 als erster Mensch den Südpol, während Scott drei Wochen später enttäuscht vor der von Amundsen aufgestellten Flagge stand. Auf dem Rückweg kam Scott dann bekanntermaßen im Schneesturm ums Leben und wurde so zum Helden im Scheitern, ein Symbol für Mut, Ausdauer und menschliche Größe. Der Komponist hat diese Geschichte in beeindruckende Klangbilder umgesetzt: Ein stiller Traum am Anfang, die wachsende Entschlossenheit, die Gefahren und schließlich ein Triumph-Thema, das gleichzeitig hell und doch überschattet von der Tragik erklingt: Ein Werk über Hoffnung, Ehrgeiz – und den Preis des Sieges.
Zu „The castle in the Highlands“ von Raphael Strasser, einem jungen österreichischen Komponisten, hatte sich Ansagerin Marina Gütler etwas ganz besonderes einfallen lassen: Sie ließ einfach ChatGPT einen entsprechenden Text zu dem mit keltisch-schottischen Themen gespickten Konzertwerk ausspucken. „Die ersten Sonnenstrahlen werfen ihr Licht auf das weitläufige Gebiet in den schottischen Highlands. Die Frühsonne lässt den Morgennebel langsam verschwinden und legt die darunter liegenden, nassen Felsen frei, die wie Diamanten in ihrem Licht glitzern. Auf einer Anhöhe neben einem klaren Bergsee steht ein mächtiges Bauwerk. Hohe Türme und dicke Mauern sichern die gigantische Festung, in der reges Treiben herrscht.
Bei „Zwei Weggefährten” von Stephan Hutter durften sich Raphael Kloos und Anna Gütler mit ihren Tenorhörnern als Solisten die musikalischen Bälle zuspielen. Alexander Wurz und Ernst Hutter haben dieses besondere Stück als Duett geschrieben und zum Abschied von Ernst Hutter als Orchesterchef der Original Egerländer Musikanten veröffentlicht. Es handelt von zwei Weggefährten, unabhängig davon, ob sie ein Leben lang oder nur kurz den Weg gemeinsam gehen. Und manchmal merkt man erst später, wie wertvoll die gemeinsame Wegstrecke war. Die Musik dazu, von den beiden Solisten meisterhaft dargeboten, ist wie ein Zwiegespräch zwischen zwei Menschen: Mal nähern sie sich an, dann entfernen sie sich wieder und finden doch wieder zusammen. Die beiden Ansagerinnen verbanden damit den Wunsch ans Publikum: „Schenkt euren Weggefährten im Leben ein bisschen Zeit und Aufmerksamkeit – denn keiner geht seinen Weg allein.“
In diesem Stück kam wie auch beim letzten Programmstück auch die besondere Liebe von Dirigent Bernd Butscher zur böhmisch-mährischen Blasmusik inklusive der Liebe zu „seinem“ Instrument zum Ausdruck. Mit dem Konzertmarsch „An neuen Ufern“ von Martin Hutter und Sebastian Höglauer sollte das gelungene Doppelkonzert zu Ende gehen. Damit richteten die Musikerinnen und Musiker der Musikkapelle Eggmannsried ihren Blick nach vorne. Er symbolisierte einen Moment des Aufbruchs – „dort wo etwas Neues beginnt, Mut und Vorfreude zusammenkommen und neue musikalische Wege entstehen.“ O-Ton der beiden Ansagerinnen.
Damit sich die Wege von Publikum und Musikkapelle nicht so schnell trennen sollten, dafür sorgte dieses mit lang anhaltendem Applaus und Zugaberufen. Dem kamen Bernd Butscher und seine Musiker gerne nach. Sie taten dies mit der Polka „Unsere Schönste Zeit“ des deutschen Komponisten Lukas Bruckmeyer und dem Marsch Theotrichus desselben Komponisten.
Text und Bilder: Uli Gresser
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